Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
als der Mörder Amy in den Tod gestoßen hat. Da endet ihr Telefonlogbuch.«
»Es ist, als wollte er uns den Ort zeigen«, setzte Carmichael hinzu.
»Kranker Mistkerl«, murmelte Gormley.
»Und Jess’ Telefon?«, fragte Brown.
»Wurde am Donnerstag, den sechsten Mai, um Viertel vor elf wieder eingeschaltet, nur Stunden nachdem Amys Leiche gefunden wurde. Es hat sich auf der Straße fortbewegt … Das können wir aus der Geschwindigkeit schließen, mit der es sich bewegt hat.« Daniels nahm eine Straßenkarte und legte sie über das Netz der Telefonmasten. »Wie ihr hier sehen könnt, hat es sich von einer Position in der Nähe des Mansion House auf der A1 nach Newcastle bewegt. Meiner Meinung nach ist jemand Adam Finch zum Leichenschauhaus gefolgt, wo er sich mit mir und unserem früheren Chef getroffen hat, um die Leiche anzusehen und zu identifizieren …«
»Die, wie wir später herausfanden, Amy war und nicht Jess«, sagte Carmichael.
»Genau.« Daniels musterte die Gesichter ihres Teams. Sie waren hoch konzentriert, kein Anzeichen davon, dass ihr Enthusiasmus abnahm. Sie fuhr fort. »Jess’ Telefon wurde dann als Nächstes am Donnerstag, dem sechsten Mai, um halb vier Uhr nachmittags benutzt, als Adam Finch eine Textnachricht erhielt.« Daniels holte Luft. »Da stand ich direkt neben ihm, ich weiß also, dass er es nicht selbst war. Ich erinnere mich daran, gedacht zu haben, dass ihn das vollständig entlasten würde, sofern er nicht einen Komplizen hatte. Er ist eine zwielichtige Gestalt, ich weiß. Aber niemand von uns glaubt mehr, dass er hierin verwickelt sein könnte, oder?«
Köpfe wurden geschüttelt, aber niemand sagte etwas.
Es war gut zu wissen, dass sie einer Meinung waren.
»Was wir jetzt tun müssen, ist, alle Kameras auf der A1 nach Norden zu kontrollieren, um herauszufinden, ob Freeks BMW oder irgendein anderes Auto Finch auf seinem Weg ins Leichenschauhaus und zurück gefolgt ist. Neil, setzen Sie sich mit der Verkehrspolizei in Verbindung. Lassen Sie sie die relevanten Bänder raussuchen. Ich will sie so bald wie möglich haben. Andy, rufen Sie Robert Lester an, und sagen Sie ihm, dass ich ihn sehen will. Danach rufen Sie die Graingers an. Ich muss wissen, ob Amy jemals Interesse an Skydiving gezeigt hat. Wenn ich darüber nachdenke, gehen Sie besser hin, und fragen Sie sie persönlich. Können Sie das tun?«
Brown nickte.
»Gut. Lisa, finden Sie für mich alles, was es über diesen Fliegerclub gibt. Sobald Hank und ich mit Stephen Freek fertig sind, werden wir denen einen Besuch abstatten.«
66
Freek hatte keinen Anwalt genommen, obwohl er es am Vorabend angedroht hatte. Daniels erinnerte ihn also daran, dass er weiterhin unter Verdacht stand, und fragte ihn erneut, ob er einen Rechtsbeistand wolle. Der Verdächtige schüttelte den Kopf. Dann, als ihm klar wurde, dass er für die Aufnahme sprechen musste, gab er seine Antwort mündlich.
»Gut, dann …«, begann Daniels. »Wo waren Sie am Dienstag, dem vierten Mai, zwischen sechs Uhr abends und Mitternacht?«
»Sie haben mein iPhone. Es wird Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen.«
Carmichael hatte das Telefon bereits untersucht. Am Vierten hätte er in Manchester sein sollen. Trotzdem wollte Daniels es von ihm selbst hören.
Sie wartete.
»Am Dienstag war ich bei einem Konzert der Foals im Ritz in Manchester, das weiß ich. Ich liebe alternative Musik …« Freeks Grinsen war mehr ein Hohnlächeln. »Fragen Sie Ihre Kollegin, die Süße, die ich im ›Fuse‹ getroffen habe.«
Daniels blitzte ihn an. Eine Nacht auf einer harten Matratze in einer Zelle hatte seiner Erscheinung nicht gutgetan: Er hatte einen dichten Stoppelbart, der mit mehr Grau gesprenkelt war, als sein Ego ertragen konnte; seine Kleidung war zerknittert und verschwitzt; sein gegeltes – normalerweise zurückgeglättetes – Haar stand in merkwürdigen Winkeln ab. Was er mit Carmichael gemacht hätte, wenn Andy Brown sich nicht eingemischt hätte, konnte man sich nur vorstellen. Daniels bemerkte, wie Gormley die Finger um seinen Stift zu einer Faust ballte und wie seine Knöchel sich weiß verfärbten, als er versuchte, sein Temperament im Zaum zu halten.
»Können Sie irgendwelche Belege vorweisen, die das bestätigen?«
»Wahrscheinlich. Meine Eintrittskarte habe ich online gekauft. Fünfzehn Mäuse oder so …«
»Das bedeutet nicht, dass Sie dort waren«, unterbrach ihn Daniels.
»Nein, tut es wohl nicht.«
»Ist irgendjemand mit Ihnen
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