Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
gefolgt von Daniels’ Toyota. Das Fiasko im Leichenschauhaus hatte Bright aufgebracht, so sehr, dass er ihr befohlen hatte, Finch nach Hause zu begleiten, damit er sie das Zimmer seiner Tochter durchsuchen ließ. Auch wenn eine Entführung ein sehr ernstes Verbrechen war – wenn es denn tatsächlich eine war –, so war Daniels doch nicht gerade entzückt über das Arrangement. Eigentlich war sie sogar stocksauer. Sie war Ermittlungsführerin in einem Mordfall. Außerdem hatte Adam Finch ihnen erzählt, dass es nicht das erste Mal war, dass seine Tochter sich davongemacht hatte, und dass sie bei den anderen Gelegenheiten jedes Mal heil und gesund wieder aufgetaucht war. Sie wohnte jetzt seit achtzehn Monaten nicht mehr zu Hause, und sie hatten keinen regelmäßigen Kontakt.
In drei Teufels Namen, er hatte nicht einmal ihre Adresse!
Mit jedem Kilometer wuchs Daniels’ Verdruss. Sie fragte sich, ob sie jetzt in einem fruchtlosen Unterfangen unterwegs war, obwohl sie ihre Anstrengungen doch eigentlich darauf konzentrieren müsste, die Identität einer Frau herauszufinden, die in Newcastle in einer Kühltruhe lag. Als sie an dem Schild nach Yarm vorbeifuhr, klingelte ihr Telefon. Stanton hatte seinen vorläufigen Bericht ins Büro gefaxt, ein Beamter hatte ihn zurückgerufen und den Erhalt bestätigt. Aber er hatte noch nie etwas dem Zufall überlassen und wollte, dass sie persönlich Bescheid erhielt. Es war, wie er befürchtet hatte: Das tote Mädchen war mit unglaublicher Wucht auf dem Boden aufgeprallt.
Daniels dankte ihm und legte auf.
Sie versuchte es auf Gormleys Handy.
Diesmal ging er dran.
»Hast du Frank Bull befragen können?«, fragte sie.
»Ja …« Seine Stimme klang etwas undeutlich. »Er kommt mir ehrlich genug vor, aber seine Aussage hat uns nicht weitergeholfen.«
»Wo bist du jetzt?«
»Auf dem Weg zurück nach High Shaw.«
»Hast du Bull ziehen lassen?«
»Ja, unter der Bedingung, dass er sich täglich meldet, bis du ihm was anderes sagst.«
»Gut. Du weißt, was zu tun ist, Hank. Fang bei den örtlichen Flugplätzen an: Newcastle, Carlisle, Sunderland. Wenn nötig können wir von da aus noch weiter ausschwärmen. Ich will Angaben über alle privaten Landebahnen und Militärflughäfen in einem Umkreis von achtzig Kilometern und außerdem eine genaue Karte der Gegend. Stell sicher, dass der Maßstab groß genug ist, damit wir alles sehen können, was wir wissen müssen. Spann Robbo mit ein, und Lisa soll sich mit Vermisstenanzeigen beschäftigen, in Verbindung mit der Uni Durham. Sag ihr, wir suchen besonders nach Medizinstudentinnen, und halte die Uniformierten auf Trab, bis ich zurück bin. Es kann eine Weile dauern.«
Eine halbe Stunde später folgte Daniels dem Jaguar, als der von der Hauptstraße auf Finchs Anwesen einbog. Als sie vor der Eingangstür von Mansion House parkte, konnte sie sehen, dass Finch durch eine Glaswand von seinem Chauffeur getrennt war. Pearce sah in ihre Richtung, als er ihr Interesse spürte. Während er in den Rückspiegel blickte, murmelte er seinem Chef etwas zu, bevor er den 3-Liter-V6-Dieselmotor des Jaguars ausmachte. Pearce nahm seine Kappe ab, als er aus dem Auto stieg, und hielt sie militärisch unter den Arm geklemmt. Mit einer behandschuhten Hand öffnete er die hintere Tür und wartete darauf, dass Finch ausstieg.
Als Daniels aus ihrem eigenen Auto kletterte, hörte sie, wie ein Handy zweimal piepte.
Finch suchte in seiner Tasche, während seine Haushälterin in der getäfelten Eingangstür erschien. Sie lief auf ihn zu und wartete darauf, ihm den Mantel abzunehmen. Er winkte ab, und sie drehte sich um und ging wieder hinein. Während sie ihr hineinfolgten, bemerkte Daniels die Kälte des Mannes. Da war etwas an ihm, das ihr nicht gefiel. Sie beobachtete ihn genau, als er an seiner Brille herumfummelte und dann Erleichterung die Sorge auf seinem Gesicht ablöste, als er auf den winzigen Bildschirm blickte.
Sein Ton war eher verärgert als beruhigt. »Es scheint, als hätte ich Ihre kostbare Zeit verschwendet, Chief Inspector.« Er hielt das Telefon hoch. » SMS von meiner Tochter.«
Daniels fluchte leise, war aber bestürzt, als Finch ihr plötzlich das Handy gab und aus dem Flur rannte, wobei er sich übergab. Die schauerliche Nachricht bestand aus nur sieben Worten: ICH SAGTE , SIE SOLLTEN ZU HAUSE BLEIBEN ! Finch wurde beobachtet. Daniels schaute sich um und wartete darauf, dass der Geschäftsmann wieder auftauchte. Obwohl elegant, war
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