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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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das Haus unpersönlich, still und von innen lausig kalt. Eine Wendeltreppe führte ins obere Stockwerk, zu Jessicas Zimmer und möglichen Hinweisen auf denjenigen, der sie gegen ihren Willen festhielt. Die vielen Kunstwerke an den Wänden ließen Daniels vermuten, dass Finch eindeutig aus altem Geldadel stammte und kein Neureicher war.
    Hatte sein geerbter Reichtum ihn zur Zielscheibe für Erpresser gemacht?
    Ihr Blick fiel auf die offene Tür der Bibliothek. Über einem Kamin, der groß genug war, dass ein kleiner Mensch darin aufrecht hätte stehen können, hing das Porträt einer schönen jungen Frau. Finch kam wieder zu ihr zurück, sein Gesicht sah aschgrau, aber gefasst aus.
    Er entschuldigte sich, sie allein gelassen zu haben, und bot ihr nach der langen Fahrt gen Süden etwas zu trinken an.
    Daniels lehnte ab. Sie musste weiter.
    Finch nickte. »Natürlich.«
    »Kann ich jemanden für Sie anrufen?«
    Finch schüttelte den Kopf und drehte sich um, wobei er einen Klingelschalter an der Wand drückte und etwas murmelte, was sie nicht ganz mitbekam.
    »Ich muss das einbehalten.« Daniels hielt sein Handy hoch. »Haben Sie noch eins, das Sie benutzen können?«
    Finch nickte. »Offensichtlich beobachtet man mich. Was zum Teufel wollen die?«
    Die Haushälterin kam auf den Flur. Sie hielt sich im Hintergrund und erwartete Anweisungen. Finch ignorierte sie, als gäbe es sie überhaupt nicht. Er war tief in seinen eigenen, finsteren Gedanken gefangen. Daniels sah noch einmal auf das Porträt im angrenzenden Zimmer und fragte, ob sie es sich ansehen dürfte. Die Bibliothek war ein prachtvoller Raum, der mit Antiquitäten und mehreren tausend Büchern eingerichtet war. Einige der größeren Bände sahen uralt aus. Daniels vermutete, dass darunter Erstausgaben waren, eine Schatzkiste der Geschichte, die bis wer weiß wann zurückreichte.
    Bei genauerem Hinsehen war das Porträt über dem Kamin umwerfend. Es war ein Ölgemälde in einem vergoldeten Rahmen, und Daniels hatte bisher nur in einer Gemäldegalerie etwas Ähnliches hängen sehen. Wahrscheinlich war es ein kleines Vermögen wert, genau wie das exquisite Schmuckstück am Hals des Motivs. Der Künstler hatte das Gemälde mit Datum signiert, mit einem extravaganten FF . Daniels beschloss, die Sache weiterzuverfolgen, und fragte Finch, wann das Gemälde in Auftrag gegeben worden war.
    »Bevor sie auf die Universität ging …«, sagte Finch, den Blick fest auf das Gemälde gerichtet. »Sie dazu zu bringen, dafür Modell zu stehen, war hoffnungslos. Meine Tochter ist ein wundervoller Freigeist, aber so eigenwillig, dass sie schon manchmal ziemlich bockig sein kann. Keinen Sinn für die Geschichte ihrer Vorfahren, fürchte ich, nicht wie ihre Mutter.«
    Daniels wusste, dass er Witwer war. Das hatte ihr Bright erzählt. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, was der verstorbenen Mrs Finch wohl zugestoßen war, aber sie entschied, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich in seine Privatangelegenheiten einzumischen. In den letzten paar Stunden hatte Adam Finch den Alptraum aller Eltern durchlebt. Sie durfte seinen Kummer nicht noch dadurch vertiefen, dass sie ihn an die Ehefrau erinnerte, die er einmal gehabt hatte. Es würde später noch genug Zeit sein für Fragen, es gab allen Grund zu hoffen, dass seine Tochter noch am Leben war.
    Im Moment.
    Daniels sah zu dem Gemälde hoch und sagte: »Sie ist sehr schön.«
    »Und der jungen Frau, die ich vorhin gesehen habe, sehr ähnlich«, sagte Finch.
    Sein Kiefer verkrampfte sich, und seine Augen wurden kalt. Es war, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Ja, es tut mir wirklich leid, dass Sie das durchmachen mussten.«
    »Ich habe zu tun, DCI Daniels.« Es war eine Verabschiedung. Er zeigte auf die Tür, wo seine Haushälterin immer noch wartete. »Mrs Partridge wird Ihnen das Zimmer meiner Tochter zeigen.«

8
    Daniels wachte früh auf, konnte nicht länger schlafen und verbrachte die nächste halbe Stunde auf ihrem neuen Crosstrainer. Mit stampfenden Füßen gab sie ihr Bestes – wobei der Pulsmesser zeigte, dass sie am Gipfelpunkt der Fitness angekommen war. Eine digitale Uhr klickte weiter – 06:00.
    Sie stellte die Maschine ab, beendete ihr Programm und ging ins Schlafzimmer zurück, wobei sie sich auf dem Weg auszog. Auf einem Stuhl an der Tür lag ein Stapel sorgfältig zusammengelegter Kleidungsstücke, die sie dort am Abend vorher hingelegt hatte; Schuhe und Aktentasche daneben auf dem Boden;

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