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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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ehren.« So ging das tagelang, und Mutti versuchte immer wieder, daß Pappa mir mal eine Abreibung verpassen würde. Aber er hat mir nicht eine einzige verpaßt. Dafür hielt ich es bald nicht mehr aus und überlegte mir, ob ich nicht besser abhauen sollte von zu Hause, aber den Gedanken verwarf ich dann, da das ja unmöglich ist mit Krücken.
    So vergingen die restlichen Wochen bis zu meinem nächsten Arztbesuch.
    An dem Tag als ich dann wieder zum Arzt angemeldet war, hatte ich gerade gute Laune, und Pappa sagte zu mir: »Heute fahre ich dich wieder in die Stadt, damit wir gleichzeitig noch ein paar Sachen erledigen können, und außerdem hab ich mir heute sowieso frei genommen, und zu Oma gehen wir auch noch.« Das freute mich ungemein, und so vergaß ich ganz die letzten drei Wochen und was mir Pappa und Mutti angetan haben, denn wenn ich mit Pappa fahre, weiß ich, konnte ich zu Hause nichts falsch machen.
    Heute war nun der Tag, wo sich alles herausstellen sollte, ob ich nun wieder laufen dürfte oder nicht, ob man mir wieder eine neue Methode gibt, um mich fortzubewegen. Ja das stellte sich alles heute heraus.
    Ich zog mir meine Sonntagskleider an, weil Oma immer darauf schaute, ob man anständig angezogen ist, und vor allen Dingen wegen dem Arzt, vielleicht würde das einen besseren Eindruck machen, und er würde mich dann eher laufen lassen.
    Als Pappa nun fertig war und ich ebenfalls, gingen wir zum Wagen. Pappa öffnete die Türen und setzte sich dann hinter das Steuerrad. Ich wurde immer aufgeregter, je näher die Untersuchung kam, und ich war überzeugt, daß ich heute wieder laufen dürfte, und der Arzt mich nicht wieder in Gips legen würde. Nun waren wir in der Stadt und standen mit dem Wagen vor der Praxis und Pappa fragte mich: »Na, ein bißchen aufgeregt mein Kleiner?«
    »Ja, aber heute darf ich bestimmt laufen.«
    »Wir hoffen es sehr, aber wer weiß, was diese Ärzte für Flausen im Kopf haben.«
    »Du wirst sehen, er schaut mich nur an und sagt mir guten Tag, nimmt mir die Krücken weg und sagt, na jetzt lauf schon los, du bist wieder gesund. Ja, genau das wird er sagen.«
     
    »Na, sei mal nicht so siegessicher, sonst ist die Enttäuschung nachher zu groß, wenn er sagt du mußt noch ein paar Wochen mit den Krücken rumlaufen.«
    »Ach was, ich bin doch nicht siegessicher, ich weiß nur, daß es heute genauso sein wird, wie ich es gesagt habe.«
    »Na dann wollen wir mal hochgehen und dem Herrn Doktor deine Krücken wieder zurückgeben.«
    Wir stiegen aus dem Wagen und fünf Minuten später standen wir im Warteraum, und warteten, daß die Arztgehilfin kam und uns dem Arzt meldete. Ungefähr zehn Minuten später stand auch schon die Arzthelferin vor uns und begrüßte Pappa und mich mit sehr freundlichen Worten, wobei Pappa sie mit großen Kulleraugen ansah, die ich bei ihm noch nie gesehen hatte. Ich dachte mir, wenn die Arztgehilfin heute morgen schon so gut gelaunt ist, kann ja gar nichts mehr schiefgehen, und was jetzt kommt, ist so gut als wenn man jemandem auf Wiedersehen sagt.
    Ungefähr zehn Minuten später wurden wir auch ins Behandlungszimmer gerufen, und ich war so aufgeregt, daß ich beim Aufstehen die Krücken fallen ließ. Wir gingen ins Behandlungszimmer und machten vor dem Schreibtisch des Arztes halt.
    »Guten Tag, Herr Mertens, Guten Tag Kleiner.«
    »Guten Tag, Herr Kühne«, antworteten Pappa und ich fast gleichzeitig.
    »Fritz, hast du noch Schmerzen in der Hüfte oder sonst irgendwelche Beschwerden?«
    »Nein, nur ich möchte mal wieder richtig laufen so wie früher.«
    »Das geht nicht so schnell, da muß ich dich enttäuschen, aber jetzt setz dich dort mal auf die Liege, und Sie, Mertens, nehmen mal bitte hier Platz, damit ich mich mit ihnen unterhalten kann«, und dabei deutete er auf den Stuhl, der unmittelbar neben meinem Vater vor dem Schreibtisch stand.
    »Ja, danke«, antwortete mein Vater.
    Der Arzt fing an, einen Ordner aufzuschlagen, in dem Röntgenbilder lagen und verschiedene beschriebene Blätter, und sprach wieder mit Pappa.
    »Nun, das ist das Ergebnis von dem Test, den wir eingeschickt haben, und es steht nicht gerade besonders um die Hüfte, also das Hüftgelenk ihres Sohnes. Er ist zu schnell gewachsen, und dabei ist die Gelenkpfanne nicht schnell genug mitgewachsen, und die Gelenkkugel kann somit sich nicht in der Gelenkpfanne richtig bewegen, und die Gelenkpfanne geht dadurch kaputt, oder besser gesagt, ist fast kaputt dadurch, und wenn Ihr Sohn dann

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