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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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ins Ohr pustete, was er ziemlich lustig finden mußte und dabei jedesmal kicherte.
    Mein kleines Schwesterchen lag immer noch neben mir, und ich hörte an den Stimmen, die aus dem Wohnzimmer kamen, daß Oma noch da war.
    Mein Kummer über den Gips war verschwunden, ich hatte mich merkwürdig schnell damit abgefunden. Nach einer halben Stunde kam Oma wieder zu mir ins Zimmer und schaute mich mit ihren traurigen Augen, die sonst vor Aktivität strotzten, an und sagte zu mir: »So Fritz, ich muß jetzt gehen, und nimm es nicht so schwer, es wird ja alles wieder gut werden.«
    Ich lächelte sie an und dachte dabei, du nimmst es ja noch viel schwerer als ich, und das versteh ich nicht so ganz, warum nur, ihr müßtet doch alle froh sein, dann ist doch keiner mehr da, der alles falsch macht.
    »Ja, ja, Oma, es wird alles m Ordnung kommen.« »Also dann, auf Wiedersehen Fritz, und halt die Ohren steif.«
    »Wiedersehen Oma, bis zum nächsten Mal.« Sie drehte sich rum und ging aus dem Zimmer, und ich hörte wie kurze Zeit später dann die Haustüre zuging. Dann kam Mutti ins Zimmer und ich vernahm, wie sie in Gedanken sagte: »Endlich ist die dumme Zicke draußen.« Ich fand nicht, daß sie eine dumme Zicke ist, und ich tat so, als wenn ich nichts gehört hätte.
    Tatsächlich genau neun Tage später klingelte es an der Türe, und als Mutti aufmachte, standen zwei Sanitäter draußen. Mutti war so überrascht, daß sie gleich zu mir kam und es mir erzählte und mich gleich noch fragte, ob ich alles beisammen hatte für die Fahrt, damit meinte sie mein Spielzeug, wie Puzzle, Malstifte und so weiter.
    »Ja«, das war alles was ich rausbekam, denn ich war selber überrascht. Mutti nahm den Koffer, den sie schon für mich gerichtet hatte und führte die beiden Sanitäter zu mir ins Zimmer, die mich auch gleich in den Krankenwagen packten.
    Die Sanitäter kannte ich vom Sehen her, aber wir unterhielten uns nicht, außer ein paar Begrüßungsworte. Die beiden Sanitäter saßen im Wagen, und ich lag hinten auf der Bahre, und wir warteten auf Mutti, die ebenfalls mitfahren wollte. Als sie nun endlich kam, setzte sie sich zu mir hinten in den Wagen, und die Fahrt begann. Es kam mir vor, als wenn die Fahrt überhaupt kein Ende nehmen wollte. Dann aber auf einmal hielt der Wagen doch noch, und wir waren endlich da, denn mir war es schon ganz übel von den vielen Kurven.
    Man holte mich aus dem Wagen und brachte mich in einen Raum, auf dessen Tür Aufnahme/Anmeldung stand. Mutti lief die ganze Zeit neben mir her und blieb auch in dem kleinen Raum bei mir. Auf der kleinen, fahrbaren Trage wurde es mir mittlerweile unbequem, und Mutti schien es zu merken.
    »Fühlst du dich nicht wohl?«
    »Doch, doch«, versicherte ich ihr. »Wie kommst du eigentlich wieder nach Hause, Mutti?«
    »Ich fahre mit dem Krankenwagen wieder zurück, mit dem wir gekommen sind, der ist nämlich aus Villingen.«
    »Naja, dann ist es ja nicht so schlimm«, sagte ich noch.
    Die Tür ging auf, und zwei Ärzte kamen herein und forderten meine Mutter auf, daß sie sich verabschieden sollte, da der Krankenwagen gleich zurückfährt.
    Sie beugte sich über mich und gab mir einen Kuß auf die Stirn und flüsterte mir ins Ohr: »Also auf Wiedersehen, ich werde dich auch besuchen kommen, und sei schön brav, die Ärzte erzählen es mir, wenn du nicht anständig bist, und dann kriegst du Ärger mit mir.«
    »Ja Mutti, also auf Wiedersehen.« Dann verließ sie das Zimmer und die Ärzte fuhren mich auf der tragbaren Bahre durch die langen Gänge und wir fuhren auch mit einem Aufzug. Dann fuhren sie mich in ein großes Zimmer mit noch ein paar Kranken, die ebenfalls irgendeine Krankheit haben mußten, sonst wären sie ja nicht hier. Sie lagen alle in großen weißen Betten, und einige hatten sogar Flaschen an ihrem Bett hängen, mit Schläuchen daran. Man fuhr mich an ein großes Bett und legte mich dann dort hinein, deckte mich zu und hängte einen Karton vorne ans Bett, und später erfuhr ich, daß dies eine Fieberkurve sein soll. Kurz darauf bekam ich auch schon ein Fieberthermometer in die Achselhöhle, und etwas Blut abgezapft, indem man mir mit einem spitzen Ding in den Finger stach und das Blut in ein kleines Glasröhrchen hineinzog, das wie ein dünner roter Faden in einem Glas aussah. Danach ließ man mich alleine, und ich war hundemüde und nickte ein klein wenig ein.
    Man rüttelte mich an der Schulter, und als ich die Augen aufschlug, stand eine Krankenschwester

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