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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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aufgetreten ist, hat es ihm Schmerzen bereitet. Da wir ihn hier nicht richtig behandeln können, werde ich ihn nach Freiburg in die Orthopädische Klinik einweisen, damit die ihn mal genau unter die Lupe nehmen können, und ich muß Ihren Sohn leider noch mal in ein Gipsbett legen, damit das Gelenk auf gar keinen Fall mehr belastet wird.«
    Als ich hörte, daß er mich wieder in einen Gips verpacken will, brach in mir eine Welt zusammen, und mir kullerten dicke Tränen die Wangen runter.
    Der Arzt erhob sich, und kam auf mich zu und sagte zu mir:
    »Kleiner, das ist doch nicht so schlimm, daß man weinen muß.
    Du behältst den Gips ja nur so lange, bis du in Freiburg eingeliefert wirst, und das wird schon in zwei Wochen sein, dann machen die dir den Gips weg und werden dich genau untersuchen, und da dort unten wirklich gute Spezialisten sind, wirst du vielleicht schneller wieder laufen können als du glaubst.«
    Nun kam Pappa auch noch zu mir, und strich mir mit der Hand über den Kopf, und sagte: »Na so ein großer Junge darf doch nicht mehr weinen, du bist ja schon ein Mann, oder hast du mich schon mal weinen gesehen?«
     
    »Nein, Pappa«, antwortete ich und schluchzte dabei und bekam mich dann gleich unter Kontrolle und hörte auf zu weinen.
    »Es hilft alles nichts, ich muß dich eingipsen, so leid es mir tut, ich will ja nicht, daß dein ganzes Hüftgelenk kaputt geht und du nie mehr laufen kannst, das will ich und die anderen Ärzte ja nur vermeiden. Ich will dir doch nur helfen. Na siehst du jetzt ein, daß ich kein Bösewicht bin, der dich nur ärgern will?«
    »Und ich habe gedacht, ich kann heute wieder laufen, und daß sie ein Bösewicht sind habe ich nicht gesagt.«
    »Naja, gesagt hast du das nicht, aber gedacht. Oder stimmt das etwa nicht? Ich kann dich ja verstehen.«
    »Ja, gedacht habe ich das,« gestand ich dann aufrichtig, und fing wieder an zu schluchzen.
    »Na, jetzt hör auf zu weinen, du bist doch ein Mann, und Männer weinen doch nicht, und außerdem bin ich ja bei dir«, sagte mein Pappa. Aber ich hörte nicht auf zu weinen, da ich mich nicht mehr unter Kontrolle bekam, und jede Aufmunterung und jeder Versuch, den mein Vater und der Arzt unternahmen, um mich zu beruhigen, schlug fehl.
    Wir gingen dann alle zusammen in den Gipsraum, wo mich der Arzt aufforderte, mich auszuziehen und wieder auf die Werkbank zu legen, so wie ich sie immer nannte. Die Arztgehilfin hatte schon alles vorbereitet und die Gipsrollen in lauwarmes Wasser gelegt. Der Arzt sagte etwas zu ihr, und sie verließ das Zimmer und kam ein paar Minuten später mit einer Spritze in der Hand zurück. Der Arzt verpaßte mir das Ding, und es tat nicht einmal weh, ich spürte den Einstich fast gar nicht. Pappa fragte, für was die jetzt gutgewesen sei, und der Arzt sagte nur das ist, oder war besser gesagt, eine Beruhigungsspritze, damit er sich beruhigt und die Sache nicht so schwer nimmt.
     
    Dann wickelte er mich wieder mit so komischen Stoffbändern ein und legte dann den Gips auf, wobei ihm die Arztgehilfin assistierte und mit meinem Vater verstohlene Blicke austauschte. Die Spritze begann schnell zu wirken, und ich hörte bald auf zu weinen und fühlte mich merkwürdig matt oder auch müde. Pappa streichelte mir ab und zu über das Haar und hielt meine Hand. Als der Gips angelegt war, verließ der Arzt den Raum, mit der Aufforderung, daß mein Vater ihm folgen soll. Sie, also die Arztgehilfin, fragte mich dann ein paar Sachen über Pappa, die ich ihr gerne beantwortete, und als sie mich fragte, ob Pappa mit Mutti glücklich und zufrieden ist, antwortete ich mit einem klaren Ja, worauf sie dann ganz traurige Augen bekam, denn sie hatte schöne Augen und außerdem hieß sie Constanze, der Arzt hatte sie ein paarmal so genannt. Ich konnte ihr aber ja nicht sagen, daß Pappa und Mutti sich oft stritten. Erst heute weiß ich, daß sie es auf meinen Vater abgesehen hatte damals, aber sie hatte es sich wahrscheinlich aus dem Kopf schlagen können, so wie ich die Sache sehe.
    Der Arzt kam mit Pappa wieder ins Zimmer und musterte noch einmal den Gips und sagte dann, jetzt werde ich einen Krankenwagen bestellen der dich nach Hause bringt.
    »Du Pappa, was hast du gerade gemacht, wo warst du denn?«
    fragte ich ihn.
    »Ich habe mit dem Herrn Doktor gesprochen, und er hat mir gesagt, daß wir alles bereithalten sollen, da in nächster Zeit ein Krankenwagen bei uns vorbeikommt, der dich dann nach Freiburg in die Klinik bringt.«
    Der

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