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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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panschte dann mit dem Gips rum und legte mein ganzes linkes Bein in Gips und als er trocken war, nahm er ihn mir wirklich ab, was ich ihm anfangs nicht so recht glauben wollte. Der Arzt verdünnisierte sich dann mit dem Gipsabdruck, und ich war ganz weiß am Fuß und mußte nun die Schweinerei wegmachen. Am Nachmittag durfte ich dann ins Schwimmbecken, wo ich mich so richtig austoben konnte, da ich mich ja im Wasser bewegen konnte wie ich wollte, ohne auf mein Bein zu stehen. Am Abend lag ich dann im Bett und schlief vor lauter Müdigkeit gleich ein, ohne auch nur einen Blick auf den Fernsehapparat zu werfen.
    Am nächsten Morgen kam der Arzt zur Visite, und ich fragte ihn, was das gestern bedeutete, das mit dem Eingipsen. »Dein Gelenk ist soweit wieder verheilt, aber du darfst noch nicht richtig auf das Bein auftreten und der Apparat, den wir dir da entwerfen, damit kannst du wieder laufen, ohne daß du richtig auf das kranke Bein auftrittst. Es wird dich zwar einige Mühe kosten, bis du wieder richtig laufen kannst, aber du kannst ja nicht ewig in einer Gipsschale liegen mit Gewichten an den Beinen.«
    »Also dann kann ich praktisch bald wieder richtig durch die Straßen gehen?«
    »Natürlich wird es auffallen, da du etwas am Bein hast, aber mit ein bißchen Übung wirst du bald wieder laufen können und durch die Straßen gehen.«
    »Das ist ja prima, wenn ich nur mal wieder aufrecht gehen kann, dann bin ich schon zufrieden«, antwortete ich kurzerhand. Der Arzt lächelte mich an und ging weiter ans nächste Bett.
    An diesem Tag war ich sehr happy, da ich wußte, daß ich bald wieder laufen konnte. Als die Krankenschwester zu mir kam, gab ich ihr einen raschen Kuß auf die Wange, daß sie weiß, daß ich heute total happy bin. Sie schaute mich entgeistert an, und fragte: »Für was war denn der?«
    »Ach weil ich bald wieder laufen kann, und ihr sollt alle teilhaben an meinem Glück.« Sie beugte sich nochmal zu mir runter und gab mir nun einen Kuß auf die Wange, und sagte:
    »Das war dafür, damit du weißt, daß ich mich auch darüber freue, und jetzt mach dich fertig für die Schule.«
    »Ja, ist in Ordnung«, erwiderte ich und packte meine Schulbücher auf dem Nachttisch zusammen. An diesem Tag war ich zu nichts mehr fähig, denn in der Schule paßte ich nicht auf, sondern malte kleine herumlaufende Strichmännchen ins Schulheft, die ich schon auf Straßenampeln gesehen hatte.
    Die Lehrerin verstand es, und sagte dazu gar nichts, denn während der ganzen Unterrichtsstunden träumte ich vor mich hin und stellte mir vor, was ich alles machen kann, wenn ich wieder laufen könnte.
    Am Abend rief sogar noch Mutti an, und ich erzählte ihr gleich die Neuigkeit. Sie freute sich darüber, und ich sprach die ganze Zeit darüber, was wir dann alles machen, wenn ich wieder laufen kann. Mutti rief nicht mehr alle zwei Tage an, sondern nur noch einmal in der Woche, und so sprachen wir dann immer fast eine halbe Stunde. Als ich auflegte, bemerkte ich, daß die Krankenschwester im Zimmer stand, und so erzählte ich auch ihr gleich, was ich alles machen werde. Sie brachte mich darauf zurück ins Bett und wünschte mir eine Gute Nacht. Ich schlief nicht sofort ein, denn ich war viel zuviel aufgeregt. Aber nach einer Weile müssen mir dann doch die Augen zugefallen sein, und ich in einen schönen Traum verfallen sein, denn ich wachte diese Nacht nicht einmal auf und spürte die Gewichte nicht an meinem Fuß, was sonst ja normal ist.
    Acht Wochen nach dem Abdruck mußte ich ins Behandlungszimmer. Da stand der Arzt, der mir den Abdruck gemacht hatte, die Oberschwester und der Arzt, der immer die Visiten machte. Vor ihnen auf dem Tisch lag ein Gehapparat.
    Er hatte zwei Schienen, die links und rechts an mehreren Schnallen und Riemen sowie Lederpolstern befestigt waren, und das ganze sah aus wie ein gestrecktes Bein, wenn man ein wenig Phantasie hatte. Ich schaute sie alle erwartungsvoll an und begrüßte sie dann. Der Arzt von der Visite stellte mir meinen Gehapparat vor und sagte, daß er mir auch die dazugehörigen Spezialschuhe mitgebracht habe.
    Man probierte mir den Gehapparat an und ebenfalls die Schuhe. Dabei stellte ich fest, daß die Sohle vom rechten Schuh um einiges höher war als die des linken. Als ich das Ding nun am Fuß hatte, forderte der Arzt mich auf, aufzustehen, was mir nicht gleich gelang, da keinerlei Gelenke in dem Apparat eingebaut waren, und somit das Bein vollkommen steif war. Als ich dann mit der

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