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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Hilfe der Ärzte auf beiden Beinen stand, stellte ich fest, daß ich mit dem kranken Fuß gar nicht den Boden berührte und der Fuß ungefähr zwei Zentimeter vom Boden weg war. Der Arzt klemmte mir dann zwei Krücken unter die Arme und forderte mich auf, ein paar Schritte zu machen, was mir ohne weiteres gelang. Danach wurde ich gefragt, ob der Apparat irgendwo drückte, oder ob es mir irgendwo wehtäte, was ich mit einem Nein beantwortete, da es mir ja nirgendwo weh tat. Der Arzt meinte dann, daß ich später, wenn ich genug Übung hätte, die Krücken weglassen kann, und ohne sie laufen könne. Die Ärzte verabschiedeten sich und meinten, ich solle jeden Tag damit üben, und wenn ich Glück habe und mein Zustand sich nicht verschlechtert, kann ich in zwei Monaten entlassen werden. Ich übte jeden Tag ein paar Stunden im Gang, und schon nach einer Woche konnte ich mich ohne die Krücken fortbewegen, worauf ich sehr stolz war. Natürlich sah man, daß ich etwas am Fuß habe, da ja das Bein vollkommen steif war, wenn ich den Apparat umgeschnallt hatte. Ich verspürte keine Schmerzen beim Gehen, und so lag ich nur noch des Nachts in meiner Gipsschale, denn sonst war ich den ganzen Tag unterwegs im Haus. Nach ungefähr zwei Monaten mußte ich wieder zum Röntgen und man stellte fest, daß sich mein Zustand nicht verschlechtert hat. Der Arzt meinte daraufhin, daß man mich ja jetzt entlassen könnte und wieder nach Hause lassen dürfte. Im ersten Moment war ich froh und bedankte mich beim Arzt.
    Danach fuhren wir wieder zurück, da ich ja jedesmal in Freiburg in der Klinik geröntgt worden bin. Ich erzählte natürlich jedem meine Neuigkeit voller Begeisterung.
    Am Abend lag ich dann im Bett und mir kamen plötzlich Gedanken, die ich mir selber nicht erklären konnte und bis heute noch nicht kann. Ich überlegte, daß zu Hause sich die Eltern streiten, daß ich geschlagen werde, und war irgendwie traurig, daß ich weg muß von St. Oberit. Hier bin ich jetzt zufrieden, ich bekomme keine Schläge, muß nicht arbeiten, kann spielen, komme mit den Schwestern und den Ärzten gut aus und muß mir keine Streitigkeiten anhören. Ja, solche Gedanken schossen mir dann durch den Kopf, und ich wußte nicht, ob ich traurig sein sollte oder glücklich, daß ich jetzt nach Hause komme. Ich muß dann irgendwie eingeschlafen sein, denn als ich am nächsten Morgen geweckt wurde, stand auf meinem Nachttisch ein kleines eingepacktes Geschenk und ein kleines Blumensträußchen, worüber ich mich sehr wunderte.
    Als ich nun die Schwester fragte, für was das sein sollte, bekam ich zur Antwort: »Gestern haben wir deine Entlassung vom Krankenhaus Freiburg angekündigt gekriegt, und heute wirst du entlassen. Wir Schwestern haben dir da ein kleines Entlassungsgeschenk gekauft und wir hoffen, daß du dich darüber freust und es dir gefällt.« Sie drehte sich um und ging, und mir kam es vor, als wenn sie über meine Entlassung nicht gerade froh war. Sie mußte mich irgendwie gerne haben.
    Als ich das Geschenk öffnete, fand ich eine Uhr darin vor.
    Mir kamen die Tränen und ich war plötzlich so traurig über meine Entlassung, daß ich am liebsten hier bleiben wollte. Ein paar Minuten später kam wieder eine Schwester zu mir.
    »Guten Morgen, Fritz. Wie gefällt dir unser Abschieds-geschenk und warum weinst du?«
    »Ja, das Geschenk gefällt mir gut, und ich weine, weil ich euch verlassen muß, und ihr seid immer so gut zu mir gewesen.
    Dankeschön noch für das Geschenk«, sagte ich zu ihr und gab ihr einen Kuß auf die Wange.
    »Wir haben deine Eltern verständigt, sie kommen heute nachmittag und holen dich ab. So und jetzt ziehst du dich an, und packst deine Sachen zusammen, ich helfe dir.«
    »Ja, o.k.«, antwortete ich und sprang auf die Bettkante um mich anzuziehen. Nach einer Stunde hatten wir mein Gepäck zusammen, und wir bestaunten unser Werk, das sehr ordentlich aussah. Danach ging ich in die großen Krankenzimmer und verabschiedete mich von den anderen Mitkranken.
     
    Am Nachmittag kamen tatsächlich meine Eltern, um mich abzuholen. Ich verabschiedete mich von jeder Schwester und gab auch jeder einen Kuß auf die Wange. Jede der Schwestern hatte feuchte Augen und eine meinte sogar, jetzt wird es hier ziemlich ruhig werden, und keiner ist mehr da, der unsere Schönheit bewundert. Ich fing an zu lachen, und die Schwestern stimmten alle mit ein, was dann doch noch zu einem fröhlichen Abschied führte. Meine Eltern verabschiedeten sich

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