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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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lassen. Ich schlenderte gemütlich nach Hause und fühlte mich dabei so beschissen, daß ich am liebsten davongelaufen wäre. Eine unheimliche Angst beschlich mich vor meinem eigenen Elternhaus.
    Nun stand ich also vor der Haustüre und ich drückte mutig auf die Klingel und dachte dabei an das bevorstehende Donnerwetter. Wenn Schläge doch nur nicht so weh täten, dachte ich mir, dann wäre das alles halb so schlimm. Der Summer ertönte und ich drückte die Türe auf.
    Auf dem letzten Treppenabsatz blieb ich stehen und überlegte noch mal, was ich jetzt machen sollte. Als ich mich entschlossen hatte, ging ich gleich in die Wohnung, begrüßte Mutti mit einem lautstarken Guten Tag, stellte meine Schulmappe ab und hängte meine Jacke an die Garderobe. Ich ging in die Küche, schaute kurz Mutti an und verkroch mich gleich ins Kinderzimmer. Nach zehn Minuten kam dann die befürchtete Frage: »Wo ist denn dein Zeugnis?«
    »In meiner Schulmappe, du mußt es nur unterschreiben«, sagte ich so gelassen wie ich konnte.
    »Na dann bring es mal her, damit ich mir es ansehen kann.«
    Ich ging zu meiner Schulmappe, holte das Zeugnis und brachte es Mutti. Sie putzte sich die Hände ab und griff nach dem Zeugnis. Sie schlug es auf, lief dabei rot an und schrie mich an: »Was ist denn das? Soll das ein Zeugnis sein? Man sollte es nicht glauben, du bist ja strohdumm. Na warte, das unterschreibe ich nicht, das wird Pappa unterschreiben, damit er sieht, was er für einen Musterknaben hat.« Dann spürte ich nur noch wie mir das links und rechts um die Ohren flog.
    Ich entfernte mich so schnell wie möglich aus der Küche und verkroch mich ins Kinderzimmer. Als es dann Mittagessen gab, rief Mutti meine Brüder, und da ihre Stimme freundlich war, mußte Ralf ein einigermaßen gutes Zeugnis haben. Ich erhob mich und ging zum Mittagstisch. Als ich mich an den Tisch setzen wollte bemerkte ich, daß für mich gar kein Gedeck aufgelegt war. Mutti stand am Tisch und sagte nur: »Für dich gibt es nichts zu essen, du kannst gleich wieder ins Zimmer gehen, machst dann deine Hausaufgaben und legst dich ins Bett. Du hast bis heute abend, bis Pappa nach Hause kommt, auf jeden Fall Bettarrest.«
    Ich hatte einen wahnsinnigen Hunger, aber gegen ihren Entschluß konnte ich ja nichts einwenden. So ging ich ins Kinderzimmer, und da wir keine Hausaufgaben hatten, zog ich mich aus und legte mich ins Bett.
    Mann, hatte ich eine Muffe, daß Pappa nach Hause kommt und ich wünschte mir, daß er sich heute abend so betrinkt, und daß er so spät nach Hause kommt, daß er mir keine Abreibung mehr verpassen könnte. Mein Wunsch ging nicht in Erfüllung, Pappa kam pünktlich kurz vor sechs Uhr nach Hause. Mein Herz fing plötzlich heftig an zu schlagen, und ich spürte, wie mir das Blut durch die Adern schoß.
    Pappa aß dann erst sein Abendbrot, so wie ich es mitbekam.
    Dann sprachen Mutti und Pappa miteinander, wobei Mutti ziemlich heftig auf mich schimpfte, Mutti kam darauf ins Zimmer und sagte zur mir: »Zieh dich an und komm ins Wohnzimmer.«
    Die Tür wurde sofort wieder angelehnt.
    Ich schnallte meinen Gehapparat um und zog meine Kleider an. Darauf ging ich ins Wohnzimmer. Pappa stand im Wohnzimmer und hielt in der einen Hand das Zeugnis und in der anderen schon den Hosengürtel. In mir kam ein komisches Gefühl auf, und ich hatte plötzlich einen merkwürdigen Kloß im Hals. Pappa fragte mich irgendetwas, aber ich hörte es nicht, denn der bloße Anblick des Hosengürtels versteinerte mich, und ich war nicht fähig, eine Antwort zu geben. Ich verstand nur noch das eine: »Wenn du mir keine Antwort geben willst und du es nicht anders haben möchtest, dann leg dich über den Hocker.«
    Auf einmal konnte ich wieder sprechen und fing dabei an zu weinen: »Pappa bitte nicht schlagen, bitte, bitte nicht!«
    Es half nichts, ich mußte mich über den Hocker legen und dann spürte ich die Schläge, der Schmerz schoß mir bis in den Kopf, obwohl mich Pappa auf den Hintern schlug. Ich schrie so laut ich konnte, aber ich bekam dieses Mal mein volles Quantum, und als mein Vater fertig war, spürte ich, daß mein ganzer Hintern in einem brennenden Schmerz wehtat. Ich hatte die einzelnen Schläge nicht gezählt. Als ich dann wieder aufrecht stand, sagte Pappa zu mir: »Zucht und Ordnung muß sein. Mir macht es keinen Spaß, dir den Arsch voll zu hauen, aber solche Noten müssen bestraft werden, denn sonst wirst du immer fauler, und ich habe doch keinen Idioten in die

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