Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
Bein beugen und so fiel es fast nicht mehr auf, daß ich etwas am Bein hatte.
    Auf dem Heimweg kauften wir noch ein Paar neue Schuhe für mich, da ich ja jetzt nicht mehr so hohe Sohlen tragen mußte. Mit dem Apparat ließ es sich gut laufen, aber dennoch störte er mich noch ein paar Wochen, und jedesmal wenn ich zum Arzt mußte, bekam ich immer dasselbe zu hören, daß ich den Apparat noch weiter tragen müsse. Mittlerweile fingen die Schuhe an zu quietschen und wir mußten sie ölen, da es sehr auffiel. Denn wenn man so durch die Gegend läuft und bei jedem Schritt so ein markerschütterndes Geräusch zu hören ist, drehen sich alle Leute nach einem um, denn man konnte ja ein Roboter oder ein Ding aus einer anderen Welt sein. Die Zeit verging weiter und so trug ich meinen neuen Gehapparat schon ein halbes Jahr. Die Eltern stritten sich immer noch, und Schläge gab es auch genug, so daß es mir nie langweilig wurde.
    Eines Morgens hatte ich dann den Horror. Ich saß auf dem Bett und schaute meinen Gehapparat an. Er ekelte mich direkt an, und so beschloß ich, von einer Sekunde auf die andere, ohne dieses Scheißding wieder laufen zu lernen.
    Ich stellte beide Beine fest auf den Boden. Dann versuchte ich auf beide Beine mich zu erheben. Als ich stand, sackte mein linkes Bein ein und ich fiel auf den Boden. Sofort raffte ich mich wieder auf, und hüpfte mit einem Bein zu den Stühlen im Zimmer. Ich stellte mich so zwischen die Stühle, daß ich mich auf den Lehnen abstützen konnte. Ich stellte mich wieder auf beide Beine und hielt dabei krampfhaft die Stuhllehnen fest. Es gelang mit Müh und Not, daß ich auf beiden Füßen stehen konnte. Nach über einer halben Stunde legte ich mich total erschöpft ins Bett, und als kurz darauf Mutti ins Zimmer kam, stellte sie fest, daß ich krank bin. So blieb ich für den ganzen Tag in meinem Zimmer und brauchte nicht zur Schule gehen. Ich probierte dann fast jeden Tag und merkte so, daß mein Bein von Tag zu Tag mehr Kraft bekam. Mutti und Pappa erzählte ich nichts davon, denn es könnte ja sein, daß ich dann die Hucke voll kriege, weil ich ohne den Apparat auf dem Fuß gestanden bin, obwohl es der Arzt verboten hat. So vergingen fast zwei Wochen, wenn ich zur Schule ging, hatte ich den Apparat am Bein, und wenn ich Zeit hatte, versuchte ich ohne Apparat auf dem Fuß zu stehen.
    Eines Morgens in der Schule wurde es mir ganz komisch, und drei bis vier Sekunden war mir ganz schwarz vor den Augen und ich merkte nichts mehr. Ich war bewußtlos, und als ich wieder erwachte, stand die Lehrerin neben mir. Ich setzte mich wieder auf den Stuhl, und kurz darauf wurde ich von einem anderen Lehrer nach Hause gefahren. Mir ging es zwar wieder gut bis auf ein paar Bauchschmerzen, aber ich mußte trotzdem ins Bett liegen.
    Die Schwindelanfälle häuften sich mit der Zeit und so ging ich ziemlich oft nicht zur Schule. Meine Lehrerin wurde mittlerweile sauer, denn ich hatte dadurch schon einige Klassenarbeiten verpaßt. Sie drohte mir an, wenn ich nochmal fehlen sollte bei einer Klassenarbeit, dann bekomme ich einen Sechser dafür ins Notenbuch eingetragen. Vor Sechsern hatte ich eine Heidenangst, denn das bedeutet ganz einfach: ein Sechser gibt schlechte Zeugnisnoten, und schlechte Zeugnisnoten ergeben zu Hause eine Tracht Prügel. Folglich zog ich vor, immer zur Schule zu gehen. Ich hatte jeden Tag Bauchschmerzen und die wurden so schlimm, daß mir manchmal die Tränen in die Augen kamen. Als ich es Mutti erzählte, daß ich solche Bauchschmerzen habe, sagte sie, ich soll nicht so wehleidig sein.
    Eines Morgens, in der Schule, hatte ich solche Bauchschmerzen, daß ich mich nicht mehr auf die Tafel konzentrieren konnte, es wurde mir auch noch schwindlig, und ich fiel kurzerhand vom Stuhl.
     
    Man brachte mich nach Hause und da kam unser Hausarzt.
    Der stellte fest, daß ich was am Blinddarm habe und mein Kreislauf nicht in Ordnung ist, und wies mich sofort ins Krankenhaus ein. Mutti packte alles zusammen und so lag ich schon am Nachmittag im Krankenhaus. Als ich dann dort erfuhr, daß ich operiert werden soll, hätte ich vor Angst fast in die Hosen geschissen.
    Am Abend bekam ich nichts zu essen und ich hatte einen wahnsinnigen Hunger. Die Schwester gab mir trotzdem nichts zu essen, außer eine Tablette und so schlief ich auch bald ein.
    Am Morgen bekam ich ebenfalls nichts zu essen, stattdessen mußte ich ein frisches weißes Hemd anziehen, das aussah wie ein Leichenhemd, und bekam eine

Weitere Kostenlose Bücher