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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Welt gesetzt. Das nächstemal will ich anständige Noten sehen, und so ein Zeugnis unterschreibe ich das erste und das letzte Mal.
    Du mußt deinen Brüdern ein Vorbild sein, du bist ja schließlich der Älteste und von dir muß ich sowas erwarten können. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja Pappa«, antwortete ich schüchtern.
    Mir liefen immer noch die Tränen herunter und ich hob meine Handflächen ebenfalls noch auf den Arsch, denn er brannte höllisch. Dann bekam ich noch Bettarrest für zwei Wochen und wurde dann ins Bett geschickt. Im Bett lag ich dann noch eine ganze Weile wach und ich verfluchte Pappa und wünschte ihm alle Qualen, die es überhaupt auf der Welt gibt. Irgendwann muß ich dann eingeschlafen sein und dabei mußte ich auch aufgehört haben zu weinen.
    Am nächsten Morgen hatte ich einen Hunger wie ein Bär, und da ich den gestrigen Tag nur zum Frühstück etwas zu essen gehabt hatte, fraß ich beim Frühstück soviel ich konnte.
    Ich habe wirklich nicht mehr gegessen, ich habe gefressen, was in mich hineinging. Das unterschriebene Zeugnis lag neben mir auf der Bank und ich war froh, daß es unterschrieben war.
    Mein Hintern schmerzte immer noch, sobald ich mich beim Sitzen bewegte, und ich dachte gleich an die Schläge von gestern. Dann, als ich fertig war mit dem Frühstück, schnappte ich das Zeugnis, verstaute es in der Schulmappe und machte mich auf den Weg in die Schule.
    Das Zeugnis gab ich ab, und als mich meine Kameraden fragten, was meine Eltern dazu gesagt hatten, antwortete ich so gut und glaubwürdig wie ich konnte: »Ach gar nichts, die hatten unterschrieben und nur gesagt, daß es besser sein könnte.«
    Ich wußte nicht warum ich sie anlog, aber wahrscheinlich weil ich Angst hatte, sie konnten mich auslachen und mich hinterher damit ärgern. Komisch, bei uns zu Hause gab es Schläge bei so einem Zeugnis, und die anderen bekamen keine, ach wenn ich doch nur andere Eltern hätte, dachte ich mir und in dem Moment wünschte ich unbewußt sogar meinen Eltern den Tod. Am Mittag, als ich dann von der Schule nach Hause kam, gab es Mittagessen und darauf mußte ich mich gleich ausziehen und ins Bett legen. Da wir keine Hausaufgaben auf hatten und es kurz vor den Ferien war, wünschte ich mir, daß die zwei Wochen bald vorüber waren. Ich kam nur noch zum Abendessen aus dem Bett, und da ich nicht spielen durfte im Bett, ließ Mutti immer die Rolläden herunter, und es war fast ganz dunkel im Zimmer. Mann, mir hat es gestunken, die ganzen zwei Wochen. Einen Tag nach der Tracht Prügel schaute ich im Bad meinen Hintern an. Er war überzogen mit blauen Striemen, und ich war froh, daß es keiner sehen konnte oder besser, daß es keiner gesehen hat. Meine Brüder durften jeden Tag spielen und durften auch jeden Tag Fernsehen schauen. Ich wurde regelrecht wütend als sie mir immer davon erzählten, und es war das erste Mal, daß ich meinen Brüdern am liebsten eine aufs Maul gehauen hätte, aber ich dachte daran, daß es nur Ärger gäbe, wenn ich das täte.
    Mein Gehapparat fing auf einmal an zu spinnen. Die Schrauben lösten sich und er fing an, am Innenschenkel des linken Beins zu scheuern, und so war ich ganz wund an der Stelle, und es bereitete mir höllische Schmerzen, damit zu laufen. Ich sagte es Mutti, aber sie meinte nur: »Stell dich nicht so an, das geht schon wieder weg. Jetzt hat er so lange gehalten und er wird auch noch weiter halten.«
    Aber es wurde nicht besser, und so mußte ich sie nochmal belästigen. Sie ging darauf mit mir zum Arzt in die Stadt.
    Der wiederum meinte, daß ich bald einen neuen Apparat bekommen würde und er muß deshalb von mir einen Abdruck machen.
    Er machte einen neuen Abdruck, verarztete meinen aufgescheuerten Innenschenkel und legte den Gehapparat mit einer Art Watte aus, für die paar Wochen bis der neue Apparat kommt. Die Schrauben zog er auch gleich noch an, und so war der Gehapparat wieder voll gebrauchsfähig.
    Es ging wieder einwandfrei mit dem Laufen und der Schmerz am Innenschenkel war fast weg. Ich bummelte mit Mutti noch in der Stadt rum und dann gingen wir wieder nach Hause.
    Ein paar Wochen später war ich wieder beim Arzt. Vor mir auf dem Tisch lag mein neuer Gehapparat. Er sah ganz anders aus als mein alter Apparat. Es waren Gelenke dran und der Apparat hatte die Form eines ganzen Beines.
    Der Arzt probierte ihn an und er saß einwandfrei. Ich probierte mit ihm zu laufen, was mir auch keinerlei Schwierigkeiten bereitete. Ich konnte nun das

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