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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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kaputt. Mutti machte nur noch etwas, wenn der Betrieb zu groß war und ich es nicht alleine mehr schaffen konnte. Wenn ich dann des Morgens am Kochen war, übrigens kochte ich nur immer nach dem Kochbuch und den Gästen schien es zu schmecken, machte Mutti etwas Schriftliches und manchmal ging sie zur Nachbarin, um mit ihr Kaffee zu trinken und über den neusten Dorfklatsch zu sprechen, damit sie auch wußte, was in dem Idiotennest los war.
    Mir hat es gewaltig gestunken, daß ich den ganzen Tag schuften mußte und nicht einmal Taschengeld dafür bekam, geschweige denn das Trinkgeld, das nicht gerade wenig war.
     
    Eines Tages sagte ich zu Mutti: »Du, ich möchte mir ein Postsparbuch aufmachen und sparen für später, wenn ich mal aus der Schule komme.« »Sieht ganz so aus, als wenn du mal eine gute Idee gehabt hast.« »Also dann darf ich mir ein Postsparbuch aufmachen?« »Na klar, warum denn nicht, ich hatte auch schon daran gedacht. Und ab dieser Woche bekommt ihr alle Taschengeld, und das Trinkgeld wirst du jedesmal gleich auf die Seite legen und so kannst du es nachzählen. Dann teilst du das mit deinen Brüdern, denen ich auch ein Sparheft aufmachen werde, und dort könnt ihr dann immer euer Geld einzahlen.« »Oh, das ist ja wunderbar«, rief ich begeistert. Ich freute mich wirklich über die ganze Sache, und ich malte mir schon aus, was ich vielleicht mit dem Geld später machen würde. Tatsächlich gab es dann am Montag sogar Taschengeld, jeder fünf Mark, und das war für uns schon eine Menge Geld, das uns selber gehörte. Am folgenden Tag eröffneten wir auch jeder ein Postsparbuch und zahlten gleich unser Taschengeld ein. Das Buch bekamen wir dann von Mutti in die Hand und sie selber behielt die Karte, mit der man das Geld wieder abheben konnte. Folglich konnten wir nur Geld einbezahlen. Wieviel Geld wir auf das Postsparbuch bringen, sagte Mutti, sei ihr egal, aber das was mal drauf ist, wird nicht mehr runtergeholt.
    Sonja sah ich gar nicht mehr, da ich nun schon fast drei Wochen nicht mehr in der Schule war. Ab und zu rief ich sie an und quatschte mit ihr ein paar Minuten. Mutti durfte davon nichts erfahren, und da sie nachmittags sowieso immer schlief, bekam sie es auch gar nicht mit. Ich erzählte Sonja, daß ich gar nicht krank sei, da sie sich Sorgen um mich machte und zu uns in die Kneipe kommen wollte und schauen wie es mir ginge.
    Das konnte ich ihr natürlich nicht erlauben, sonst hätte Mutti vielleicht etwas gemerkt.
    Als ich eines Tages Sonja wieder anrief, sagte sie mir, daß sie mich so gerne sehen möchte und daß sie zu mir komme, ob es mir paßt oder nicht. Da ich sie daran ja nicht hindern konnte, verabredete ich mich mit ihr für nachmittags nach zwei Uhr, wenn Mutti schlief. Sie sollte als ganz normaler Gast aufkreuzen und ich würde ihr sogar etwas ausgeben. Am nächsten Tag kam sie auch und setzte sich in die Kneipe, als sei sie ein ganz normaler Gast. Mutti lag schon in der Falle, da sie ja ihren Schönheitsschlaf immer regelmäßig machte. Ich ging zu ihr an den Tisch und flüsterte ihr zu, daß die Luft rein sei. Ich mußte flüstern, da zwei Stammgäste an dem Stammtisch saßen, und vielleicht etwas mitbekommen könnten und es dann Mutti sagten. Ich nahm ihre Bestellung auf, es war nur ein Getränk und wie immer Coca, wenn sie etwas trank.
    Als ich ihr die Coca brachte, flüsterte ich ihr zu, daß sie hinters Haus kommen sollte, da wären wir ungestört und die zwei Idioten, die da am Stammtisch saßen, könnte ich ruhig ein paar Minuten alleine lassen. Dann wollte sie zahlen und ich lehnte es ab, da ich ihr ja versprochen hatte, ihr etwas auszugeben, und merken würde das ja sowieso keiner. Sie stürzte die Coca runter und ging dann aus dem Lokal. Zu den zwei am Stammtisch sagte ich, daß ich mal schnell in den Keller müsse und daß ich deswegen ein paar Minuten nicht da wäre. Sie nickten mir zu, und da diese Bauerntrottel ja sowieso nichts klauten, mußte ich auch keine Angst haben, daß nachher eine Flasche Schnaps fehlt. Ich schnappte den Geldbeutel und ging hinters Haus zu Sonja. Sie stand schon da und wartete ungeduldig auf mich. Als sie mich sah, kam sie sofort auf mich zu und fiel mir in die Arme. Wir küßten uns als wenn wir uns ein Jahr nicht gesehen hätten, und dabei waren es ja nur ein paar Wochen. Es war ein wunderbares Gefühl, sie in den Armen zu halten und einfach so dazustehen. Dann sagte sie mir: »Fritz, komm doch wieder zur Schule, es ist so

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