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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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tat halt was Mutti sagte und fing gleich an aufzuräumen und das Lokal herzurichten für den Tag. Es war zwar nicht viel im Lokal zu tun, aber ich mußte nun auch das Zeug in der Küche herrichten, das man für die einzelnen Essen benötigte. Meistens aßen die Leute das Tagesmenü und das wurde ja schon vorgekocht.
    Da nur wenig Gäste kamen, kochte ich an diesem Tag vor.
    Ich holte mir bei Mutti die Anweisungen und suchte mir auch noch das Kochbuch. Dann verglich ich die Anweisungen von Mutti und das Kochbuch miteinander. Ich stellte fest, daß die Anweisungen von Mutti nicht mehr alle in meinem Kopf waren, und so entschloß ich mich, nach dem Kochbuch zu kochen. Ich fing also an zu kochen und es klappte wunderbar.
    Als ich dann alles fertig und abgeschmeckt hatte, stellte ich fest, daß das Essen ziemlich gut schmeckte und das Essen war bestimmt auch nicht schlechter, als wenn es Mutti gemacht hätte. So war ich also mit meiner Arbeit zufrieden und meldete Mutti, daß ich mit dem Kochen fertig sei. Sie ging dann in die Küche und probierte das, was ich da zusammengemantscht hatte. Im ersten Moment sagte sie gar nichts, aber dann fing sie an zu palavern.
    »Du hast dich ja gar nicht an meine Anweisungen gehalten.
     
    Warum nicht?« »Ich hatte die Hälfte vergessen, und da hab ich dann halt nach dem Kochbuch gekocht.« »Dann hättest du mich noch mal gefragt, aber was kann man schon von dir verlangen.« »Das Essen ist doch gut, oder etwa nicht?« »Man kann es lassen«, sagte sie und drehte sich um und ging aus der Küche. Ich war ein wenig enttäuscht, denn ich hatte erwartet, daß sie sagen würde, das Essen sei gut, und mich nur einmal für meine Mühe loben würde. Aber anscheinend war das alles selbstverständlich, und so was wie ein Lob konnte man dann ja nicht erwarten. Am Mittag durfte ich die ganze Arbeit alleine machen. Draußen im Lokal mußte ich bedienen und dann auch noch in der Küche das Essen machen. Wenn Ralf und Uwe mir nicht geholfen hätten das Essen anzurichten, dann hätte ich das Ganze nicht geschafft, denn ich hätte bestimmt die Übersicht verloren. Beim Abkassieren kann es mal vorgekommen sein, daß ich ein Getränk vergessen hatte, denn einmal hatte ich mich dabei selber ertappt. Aber ich konnte ja hinterher nicht mehr zu den Leuten hingehen und sagen: »Entschuldigung, ein Mißverständnis, daß ich noch mal bei ihnen abkassieren muß, da ich vorhin etwas vergessen habe«.
    Das ging natürlich nicht, aber Mutti merkte es ja auch nicht, da wir nicht über die Registrierkasse arbeiteten wegen der Steuer. Nach dem Mittagsgeschäft war ich dann schon ziemlich kaputt. Mutti machte während dem Stoßgeschäft gar nichts, außer Sechsundsechzig spielen und saufen. Am Morgen hatte sie ein paar schriftliche Sachen erledigt gehabt und das war auch alles. Naja, sie war krank und vielleicht konnte sie deswegen keine körperliche Arbeit machen. Aber dann sollte man sich ins Bett legen und nicht Karten spielen und saufen.
    Was sollte ich dazu sagen, und wenn ich etwas gesagt hätte, dann hätte ich nur Ärger gehabt und dem bin ich lieber aus dem Weg gegangen. Das Abendgeschäft hatte ich dann auch noch absolviert und als ich gegen ein Uhr nachts ins Bett kam, war ich dann hundemüde. Das Trinkgeld mußte ich auch Mutti abgeben und das hat mir gewaltig gestunken. Als Ausrede sagte sie nur: »Da wir nicht über die Registrierkasse arbeiten, kann ich das nicht nachsehen, was du an Trinkgeld bekommen hast und deswegen gibst du mir bloß den Geldbeutel und dann brauchst du gar nichts mehr zu machen. Und außerdem, was willst du damit groß anfangen?« Was sollte ich da noch sagen.
    Ich gab ihr halt immer den ganzen Geldbeutel und verzichtete auf das sauer verdiente Trinkgeld. Am nächsten Tag ging ich nicht zur Schule und die darauffolgenden Tage ebenfalls nicht, da Mutti es so angeordnet hatte. Sie sagte, wenn mich einer von meinen Schulkameraden fragen sollte, warum ich nicht zur Schule komme, sollte ich nur sagen, daß ich krank sei und schon in ärztlicher Behandlung. Sie schickte nach ungefähr einer Woche auch einen Brief an meine Lehrerin, und darin stand, daß ich krank sei und in ärztlicher Behandlung, und sie nicht wüßte, wann ich wieder zur Schule kommen könnte. Sie nannte sogar eine Krankheit und der Brief hörte sich überzeugend an.
    Ich durfte nun jeden Tag kochen und auch noch das Lokal machen, was mich ziemlich beanspruchte und meistens war ich des Nachmittags schon ziemlich

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