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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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langweilig ohne dich, und ich weiß gar nicht, mit wem ich in den Pausen reden soll, da die anderen mir zu dumm sind.« »Ich kann nicht.
    Meine Mutter läßt mich ja nicht, und jedesmal wenn ich sie darauf anspreche, ist immer die gleiche Antwort: Nein, du arbeitest hier und solange die glauben, daß du krank bist, brauchst du nicht zur Schule gehen, ich brauche dich hier nötiger.« »Oh, Scheiße. Deine Mutter muß ja eine doofe Gans sein.« Ich gab ihr darauf keine Antwort, weil ich nicht wußte, ob ich ihr Recht geben oder es bestreiten sollte. »Naja, ich kann da nichts machen Sonja, aber ich glaube schon, daß ich bald wieder zur Schule komme.« »Naja, hoffen wir es, bloß, du fehlst mir halt, ich weiß auch nicht warum, aber wahrscheinlich liebe ich dich.« »Ich liebe dich doch auch, Sonja, und ich werde ja bald wieder zur Schule kommen.« Dann hielten wir uns noch eine Weile in den Armen und knutschten rum wie die Professionellen. Ich verabschiedete mich dann von ihr, da ich wieder in das Lokal mußte zu den Gästen. Sie ging und ich schaute ihr nach. Ich ging wieder ins Lokal und war mit meinen Gedanken immer noch bei Sonja. Liebte sie mich wirklich so wie sie sagte, aber warum denn? So gut sah ich nicht aus und mollig war ich auch ein wenig, und trotzdem kam sie zu mir, da sie mich angeblich liebte und nicht ohne mich auskommen konnte. Ich dachte noch eine Weile nach und erst als ich von dem Bauerntrottel am Stammtisch angesprochen wurde, kam ich aus meinen Gedanken und nahm jetzt erst richtig wahr, daß ich ja schon wieder im Lokal stand. Es schien keiner etwas von meinem heimlichen Treffen mit Sonja gemerkt zu haben, denn keiner sagte zu mir etwas in der Richtung und ich war richtig froh darüber, denn wenn es Mutti oder Pappa merken, gibt es bestimmt Ärger, da ich immer noch vierzehn war und die zwei es sowieso nicht verstehen konnten.
    Der Tag verging dann noch ohne weitere Vorkommnisse, und das Trinkgeld war gar nicht mal so übel. Mutti sagte manchmal: »Du machst ja manchmal mehr Trinkgeld als ich früher, als ich noch als Bedienung arbeitete. Das kommt wahrscheinlich davon, daß du noch jung bist.« Obwohl wir das Trinkgeld immer teilten, war es noch eine ganze Menge, die für jeden übrig blieb. Ich steckte dann mein Trinkgeld in meinem Zimmer in eine extra Schatulle, und wenn ich so zwanzig bis dreißig Mark zusammen hatte, brachte ich es auf mein Sparbuch, wo sich das Geld ansammelte.
    Ärger gab es zu Hause nun auch öfters, wenn Pappa des Abends noch nach Hause kam. Mutti konnte ihm nicht mehr so viel Tropfen verpassen, da er meistens jetzt im Wienerwald frühstückte und aß. Das war für Pappa einfacher, denn er konnte länger schlafen und war dann trotzdem rechtzeitig im Wienerwald. Das Essen kostete ihn nichts, und die Zeit, die er dazu brauchte, ging von seiner Arbeitszeit ab. Also war Pappa nicht mehr so müde und so zerschlagen, wenn er nach Hause kam, dafür aber ganz gewaltig angesoffen, da er genug während der Arbeit trank und nach Feierabend dann mit dem Geschäftsführer und seinen Arbeitskollegen, und das kostete auch so gut wie gar nichts.
    Wenn er dann nach Hause kam gab es immer Stunk, weil alles so unordentlich und dreckig war. Dann fing er an mit Mutti zu streiten, und wenn ich oder einer von meinen Brüdern in der Nähe war, auch mit uns. Ich fing deshalb an, den Alkohol zu verfluchen, da das verdammte Zeug einem nur immer Scherereien brachte und nie etwas Gutes. Manchmal bekamen wir dann noch Prügel, da Pappa uns für den Dreck verantwortlich machte, aber wir Kinder konnten auch nicht mehr als arbeiten und so mußten wir manchmal mitten in der Nacht den Aufenthaltsraum und die Küche putzen, bis sie total sauber war. Dabei standen Pappa und Mutti dann hinter uns und Mutti machte immer so, als wenn sie am meisten schuftete in dem verdammten Laden. Dann ließ Pappa sie in Ruhe und hackte weiter auf uns rum, was mir sowieso immer saumäßig gestunken hat.
    Solche Abende waren immer tierisch und ich hatte schon Angst vor dem nächsten, der ganz bestimmt kommen würde.
    Da ich immer noch nicht wieder zur Schule ging und jetzt das immerhin schon anderthalb Monate waren, fragte ich mich, ob ich überhaupt noch eines Tages mal wieder zur Schule gehen würde.
    Eines Tages kamen dann ein paar Leute, die zum Essen bei uns angemeldet waren, und dabei waren auch zwei Schulkameraden aus meiner Klasse. Meine Kameraden sahen natürlich, daß ich arbeitete und der eine fragte mich ganz

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