Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
eine Schramme. Ich war erschrocken, als ich das sah, sagte aber nichts. Sie schaute mich an und fragte: »Was ist los?« »Da ist der von gestern Abend unten, der will dich sprechen.« »Schick ihn zu mir rauf.« »Du kannst den doch nicht ins Schlafzimmer lassen.«
    »Wenn ich dir sage, du sollst ihn raufschicken, dann tu das auch, bevor ich unangenehm werde.« Ich drehte mich um und ging wieder runter. Ich sagte dem Heini: »Du sollst hochkommen, in ihr Schlafzimmer, erste Tür rechts.« Dann war er blitzschnell verschwunden. Ich machte mir natürlich meine Gedanken. Sie kann doch den Typ nicht einfach in ihr Schlafzimmer reinlassen. Die werden doch da oben wohl jetzt keine Nummer schieben wollen, nachdem, was passiert ist gestern Abend.
    Er blieb fast eine dreiviertel Stunde oben in Muttis Schlafzimmer, aber ich ging nicht hoch, um zu schauen, was dort oben los war. Dann kam er runter, trank in aller Eile einen Gedoppten, und das am hellichten Morgen, und verschwand wieder. Ungefähr eine halbe Stunde später kam auch Mutti die Treppe herunter. Sie hatte sich zurechtgemacht und man sah fast keine Spuren mehr von dem gestrigen Abend, so gut hatte sie sich geschminkt. Sie setzte sich an den Stammtisch und trank einen starken Kaffee, und das war ihr ganzes Frühstück.
    Später kamen drei Typen vom Hoch-und Tiefbau. Auch der Typ, mit dem Mutti was haben soll, war dabei. Sie sprachen eine ganze Weile miteinander, dann verdufteten sie wieder.
    Am Mittag, als der Stammtisch ziemlich belegt war und Mutti bei den Gästen saß, verzapfte sie natürlich die größte Story, daß nämlich Pappa sie hätte umbringen wollen, eine ganze Hand voll Haare habe er ihr ausgerissen, geschlagen bis das Blut spritzte und zum Schluß hätte er sie noch vergewaltigt. Das war genug Stoff für das ganze Dorf, und würde eine ganze Woche halten. Ich sagte nichts, in solche Sachen mischte man sich am besten gar nicht ein, denn wenn man dann etwas Falsches sagt, ist man hinterher nur der Dumme. In der Küche erzählte sie Ralf und Uwe ebenfalls die Story und als sie dann sagte, Pappa hätte sie umbringen wollen, mußte Uwe lachen. Da Mutti das merkte und es gar nicht witzig fand, bekam Uwe gleich ein paar gewaltige Ohrfeigen von ihr.
    Der Tag verging schnell, Mutti wurde an allen Ecken und Enden bedauert, und das ging mir also langsam echt auf die Nerven.
    Am Abend kam dann Pappa nach Hause. Er war sauber angezogen, also war er heute nicht arbeiten. Er ging zu Mutti und sagte nur: »Ich gehe jetzt zum Festzelt.« Da es nicht weit war, ließ er den Wagen stehen und ging zu Fuß. Wir hatten an diesem Tag früh Feierabend, denn heute war Tanz und weiß Gott, was noch alles auf dem Festplatz, und die meisten Leute saßen dort. Mutti hatte schon einigen Alkohol intus als wir schlossen, aber sie war nicht besoffen oder angeheitert, denn sie war es ja gewohnt zu trinken. Sie nahm ihren Schlüsselbund und hielt den Ersatzschlüssel von Pappas Mercedes zwischen Zeigefinger und Daumen. »Ich werde jetzt mit dem Mercedes eine Runde fahren«, sagte sie zu mir. »Du hast doch gar keinen Führerschein.« »Das ist doch egal, du kannst ja mitgehen, wenn du willst.« »Okay, ich geh mit.« Ich weiß nicht, warum ich da mitging. Wir setzten uns in das Auto, und Mutti probierte erst mal alles aus. Dann steckte sie den Schlüssel ins Schloß und startete den Wagen. Wir fuhren tatsächlich einmal um Orsingen, aber das zu beschreiben, wäre reinste Idiotie. Auf jeden Fall wären wir als die chaotischsten Autofahrer des Jahres verhaftet worden, wenn das die Polizei gesehen hätte!
    Ich war richtig froh, als der Wagen wieder vor unserem Gasthaus stand. Als wir wieder im Haus waren, zog sich Mutti um, schnappte Schlüssel und Geldbeutel und sagte: »Jetzt geh ich auf den Festplatz und sag dem Alten, daß ich mit seinem Wagen gefahren bin.« »Mutti, laß das doch sein. Das gibt nur wieder Arger, und dabei wirst du wie immer schlecht abschneiden.« »Diesmal werde ich nicht schlecht abschneiden, darauf kannst du dich verlassen.« Darauf ging auch schon die Tür hinter ihr zu, und ich wußte, daß es nur wieder Ärger geben würde.
    Ich saß mit Ralf und Uwe vor dem Fernseher und wartete auf das kommende Donnerwetter.
    Ungefähr eine Stunde, nachdem Mutti das Haus verlassen hatte, war der erwartete Krawall auch schon da.
    Die Haustür flog auf, Mutti, Pappa, Hannes und Inge stürmten regelrecht herein, mit einem mordsmäßigen Krach.
    Pappa schrie am meisten, und mit

Weitere Kostenlose Bücher