Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
dem, was er sagte, meinte er Mutti: »Du dreckige, elende Pipelinehure. Was fällt dir eigentlich ein? Ich laß mich von dir doch nicht provozieren, und mit dem Wagen bist du auch gefahren, und das noch ohne Deckel.« »Das kann dir Dreckstück doch egal sein mit wem ich tanze, und ob ich ohne Führerschein fahre.« »Aber nicht mit meinem Wagen, und außerdem hast du den Kerl ja fast auf der Tanzfläche gebumst, du dreckige Schlampe.« »Und ich sage dir, daß du keine Rechte auf mich hast, genausowenig wie auf die Kinder, denn wir sind geschieden und du hast kein Sorgerecht. Und außerdem geht es dich einen Scheiß an, mit wem ich ins Bett gehe. Und wenn die Kinder dadurch einen neuen Vater bekommen, geht es dich ebenfalls nichts an.«
    Pappa holte aus und schlug Mutti ins Gesicht. Mutti schaute Pappa ganz entgeistert an, und Pappa sagte: »Wenn du die Kinder ins Unglück stürzt, dann schlage ich dich tot, du verdammte Hure.« Und dann schlug Pappa noch mal Mutti ins Gesicht. Mutti riß dann die Haustüre auf und rannte hinaus.
    »Die wird schon wieder kommen, spätestens in zehn Minuten.«
    Das war aber nicht der Fall, denn nach einer Viertelstunde war sie immer noch nicht da, und Ralf und ich gingen auf die Suche nach ihr. Wir fuhren mit den Fahrrädern die ganze Gegend ab, bis nachts um zwei Uhr. Über jeden Feldweg, jede befahr-und begehbare Straße, aber ohne Erfolg. Wir fuhren dann mit der Hoffnung nach Hause, daß sie schon wieder zurück war. Dies war aber nicht der Fall, sie war wie vom Erdboden verschluckt und das wollte mir nicht in den Kopf gehen.
    Pappa war schon im Bett als wir zu Hause ankamen, wie wenn ihn die ganze Sache nicht interessierte. Ich setzte mich dann mit Ralf in den Aufenthaltsraum und wir überlegten krampfhaft, wohin sie gegangen sein könnte. Ich war reif für eine Zigarette, so nervös war ich, und ich steckte mir vor Ralf eine an. Mir war es nun scheißegal, ob das jemand mitbekommen würde. Ralf schaute mich zwar erstaunt an, aber er sagte nichts, und ich war auch froh darüber, denn ich war kurz vorm Überschnappen. Mir kamen Gedanken, zum Beispiel, daß Mutti vielleicht nicht wiederkommen würde, aber sie kann uns ja nicht wie ein Stück Dreck wegwerfen, denn sie hat das Sorgerecht für uns, und wo sollen wir denn hin? Es ist ja noch Pappa da, aber der hat ja kein Sorgerecht und außerdem ist er sowieso immer besoffen. Aber dann beruhigten wir uns mit dem Gedanken, daß sie schon zurückkommen würde.
    Wir saßen die ganze Zeit da und sind sogar in den Sesseln eingeschlafen, denn als wir morgens aufwachten, saß Ralf zusammengerollt auf dem Sessel und schlief noch und ich selbst wachte auch im Sessel auf. Ich weckte Ralf und dann schauten wir, ob Mutti nach Hause gekommen war, während wir schliefen. Sie war nicht da und eine wahnsinnige Enttäuschung überfiel mich. Pappa stand nun auch auf und tat, als wenn nichts passiert sei. Er trank einen Kaffee und ging in seinem besten Anzug aus dem Haus. Am Nachmittag kam dann Pappa wieder nach Hause mit Oma und Opa. Sie packten Pappas Kleider zusammen und alles, was Pappa mitnehmen wollte.
    Oma fing an zu weinen, als sie den ganzen Dreckstall sah, der im Hause herrschte. Pappa sagte uns dann allen auf Wiedersehen und meinte, daß Mutti bald wiederkommen würde. Dann fuhren sie weg. Ich hatte noch einen Haufen Arbeit an diesem Tag, aber ich brachte alles ordnungsgemäß zusammen, und ich dachte nur immer, wann kommt Mutti nach Hause. Sie kam nicht. Weder ein Anruf oder sonst etwas von ihr. Auf uns paßten nun diese Inge und der Hannes auf, die für mich nicht gerade vertrauenswürdige Personen waren.
    Am nächsten Tag gingen Ralf und ich durchs Dorf, und fragten herum, ob jemand vielleicht unsere Mutter gesehen hatte. Es hatte sie niemand gesehen und wir hatten auch nichts anderes erwartet. Mit Ralf hatte ich nun ein Gespräch, das sehr aufschlußreich für mich war.
    Er erzählte mir, daß er Mutti und einen von dem Hoch-und Tiefbau erwischt hatte, wie sie im Auto rumknutschten. Mutti hatte es gemerkt und ihn verpflichtet, niemandem etwas zu sagen.
    Er erzählte mir auch, daß der Typ, mit dem sie es trieb, schon eine Ewigkeit Muttis heimlicher Gefährte sei. Sie ging mit ihm schon damals, als ich mit Ralf darüber sprach, ob Mutti fremdging. Sie ging fremd, und ich hatte die Schläge damals umsonst kassiert, nur weil sie die ganze Sache vertuschen wollte. Sie hatte die Absicht, mich bei Pappa so schlecht zu machen, weil sie dachte,

Weitere Kostenlose Bücher