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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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immer heftiger ging. Ich spürte, wie deine Muskeln zitterten. Ich schloss die Augen gegen die Sonne. Die Lichtstrahlen waren so hell und so stechend. Ich drehte mein Gesicht zu deiner Brust hin und drückte meine Stirn auf deine Haut.
    »Was ist los?«, murmeltest du. Ich fühlte, wie die Worte in deiner Brust rumorten. Ich flüsterte zurück.
    »Ich krieg Kopfweh.«
    Du hast den Atem ausgestoßen, bevor du weiterliefst. »Ich mach’s wieder gut«, sagtest du. »Ich versprech dir, dass ich’s hinkriege. Hab keine Angst.«
    Ich sagte nichts mehr. Ein dumpfer Schmerz kroch von meinem Fußgelenk hoch in mein Bein. Darauf konzentrierte ich mich.
     
     
    Du gingst rückwärts durch die Tür und trugst mich in die Küche, wo du mich behutsam auf den Tisch legtest. Dann verschwandst du einen Moment lang und kramtest hektisch im Flurschrank herum. Das Licht von draußen fiel grell durch die Tür, darum drehte ich mich weg zur Küchenzeile. Mit ein paar Handtüchern kamst du zurück. Eines rolltest du zusammen und legtest es mir unter den Kopf.
    »Wie geht’s dir?«
    »Seltsam irgendwie.«
    »Auf was für eine Art?«
    »Einfach seltsam. Ich weiß nicht. Als würde ich eine schlimme Erkältung kriegen oder so.«
    Du schlucktest. »Und sonst? Tut dir das Gelenk weh? Ist es taub?«
    Ich nickte. »Ein bisschen.«
    Du nahmst mein Handgelenk und fühltest meinen Puls, dann legtest du den Handrücken auf meine Stirn. Vorsichtig drücktest du an meinem Gelenk herum. Du nahmst ein anderes Handtuch und legtest es mir stirnrunzelnd über die Brust.
    »Vielleicht sollte ich dir ein T-Shirt holen, meinst du nicht?«
    »Was?«
    Du zeigtest auf meine Brust und den BH und wurdest ein bisschen rot. »Du sollst dich nicht unbehaglich fühlen.« Du zogst eine Augenbraue hoch und setztest ein Grinsen auf. »Und ich muss mich schließlich konzentrieren.«
    Du gingst weg, um das T-Shirt zu holen. Durch die offene Tür hörte ich den Schrei eines Raubvogels, der hoch über uns kreiste, aber das war auch schon alles. Ich betastete mein Bein. Wie ernst war dieser Schlangenbiss? Mir war nicht klar, ob du Witze machtest, weil du nicht weiter besorgt warst, oder ob du deine eigene Angst dahinter verbergen wolltest.
    Du warst gleich wieder zurück, reichtest mir das Shirt und halfst mir beim Anziehen, damit ich mein Bein dabei nicht zu viel bewegte. Dann hast du mich wieder allein gelassen und bist mit einer Metallkiste zurückgekommen. Du hast den Deckel aufgerissen, eine Mullbinde herausgeholt und begonnen sie um den Stoff an meinem Bein zu schlingen. Du wickeltest mein ganzes Bein ein, vom Fuß bis hoch zur Hüfte. Meine Haut kitzelte bei jeder Berührung. Du legtest den Verband sehr stramm an.
    »Ich begreif einfach nicht, wie ich so blöd sein konnte«, brummtest du.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich hab zugelassen, dass du gebissen worden bist, oder?« Du stelltest die Metallkiste auf den Boden und wühltest darin herum. Pflaster und Mullbinden und Gummihandschuhe fielen heraus, während du nach etwas suchtest. »Ich hätte mir diese Schlange schon vor Tagen schnappen sollen«, fuhrst du fort. »Und außerdem hätte ich versuchen müssen, dich zu desensibilisieren. Aber, na ja, ich werd selber nie von Schlangen gebissen, darum hab ich wohl gehofft … ich dachte, das hätte alles noch Zeit …«
    Deine Worte verklangen, als du gefunden hattest, was du suchtest. Du nahmst die Hand aus der Kiste und öffnetest zitternd die Finger. In deiner Hand lag ein Schlüssel. Als du aufstandst, merkte ich, wie blass dein Gesicht war. Das erinnerte mich an die Nacht mit dem Albtraum; da hattest du auch so ausgesehen. Plötzlich sehnte ich mich danach, dich anzufassen. Ich streckte die Finger nach dir aus.
    »Ich hab einen Satz Antiserum gestohlen, aus einem Forschungslabor«, sagtest du. »Dir passiert nichts.«
    Du gingst zu der abgeschlossenen Schublade neben der Spüle, stecktest den Schlüssel ins Schloss und wühltest darin herum. Dein Rücken hinderte mich daran, zu sehen, was genau in dieser Schublade war. Du holtest ein paar kleine Glasampullen und einen Plastikbeutel mit einer klaren Flüssigkeit heraus und legtest beides auf die Bank, dann nahmst du ein Elastikband und etwas, das wie eine Nadel aussah. Du machtest die Schublade nicht wieder zu, als du dich zu mir drehtest. Du packtest meinen Arm und klopftest mir auf die Venen. Ich warf noch einen Blick auf die Ampullen. Es waren die, die ich schon mal gesehen hatte, an dem Tag, als du sie vor dir

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