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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Haarsträhnen aus der Stirn.
    »Du bist heiß«, murmeltest du. »Zu heiß.«
    Etwa die Hälfte der Salzlösung war inzwischen in meinen Körper gelaufen, aber ich spürte immer noch einen dumpfen Schmerz unten in meinem Bein. Lag das an dem Schlangenbiss oder war der Verband einfach zu fest? Du fühltest wieder meinen Puls.
    »Hast du das Gefühl, du müsstest brechen?«, fragtest du.
    »Eher nicht.«
    »Tut dir der Bauch weh?«
    »Nein.«
    Du legtest dir nachdenklich die Hand auf den Mund. Dann betrachtetest du mein bandagiertes Bein. »Tut das noch weh?«
    »Ja.«
    Ich bildete mir ein, dieses dumpfe Pochen jetzt auch am Knie zu spüren, als würde es langsam das Bein hochwandern. Ich streckte die Hand nach unten aus und zeigte dir, bis wohin der Schmerz reichte.
    »Er ist hier«, sagte ich. »Der Schmerz sitzt hier.«
    Du machtest für einen Moment die Augen zu. Wieder war da dieses Zucken in den Augenwinkeln. Auch du drücktest jetzt gegen diesen Teil von meinem Bein, dann bewegtest du deine Fingern bis hinunter zu meinem Fuß.
    »Das Gift breitet sich schnell aus«, hast du geflüstert, ich glaube, mehr zu dir selbst. »Das ganze Bein schwillt an.« Du warfst einen Blick auf den Beutel mit der Salzlösung und hieltst ihn schräg, um zu sehen, wie viel noch drin war. »Ich tu die andere Ampulle auch noch rein.« Ich sah dir zu, wie du eine Nadel nahmst, um das Serum aufzuziehen. Dann spritztest du es in den Beutel und vermischtest es in einer kreisenden Bewegung mit der Salzlösung. »Das gibt dir einen Kick«, sagtest du. Du versuchtest zu grinsen, aber es kam nur eine Grimasse dabei heraus.
    »Das ist die letzte, oder?«, fragte ich.
    Du nicktest mit verzerrtem Gesicht. »Das sollte reichen.«
    Dann begannst du mir wieder die Stirn abzuwischen, aber ich nahm deine Hand. Wahrscheinlich wollte ich in diesem Moment einfach nicht allein sein. Und ich wollte auch nicht, dass du allein warst. Deine Augen wurden groß, als meine Finger dich berührten. Sie betrachteten mein Gesicht, meine Wangen und meinen Mund, streiften über meinen Hals. Ich war das Beste, was du in deinem ganzen Leben gesehen hattest. Das berauschte mich – dass du allein wegen mir so schautest in diesem Moment.
    »Ist dir schwindlig?«, fragtest du.
    »Ein bisschen. Fühlt sich an, als ob ich schwebe.«
    Ich umklammerte deine Hand, sehnte mich danach, dass sich etwas von deiner Kraft auf mich übertrug. Du hast meinen tiefen Blick erwidert. Fragen standen dir in die Augen geschrieben, und hinter den Fragen Gedanken.
    »Das Serum müsste längst wirken«, sagtest du. »Ich weiß nicht, warum es nicht anschlägt.«
    »Vielleicht dauert’s einfach länger.«
    »Vielleicht.«
    Ich spürte die Anspannung in deinen Fingern. Du warfst einen Blick auf den Flüssigkeitsbeutel. Dann standst du mit einem Ruck auf und stelltest dich neben die offene Tür. Als du meine Hand losgelassen hast, wurde sie kalt. Ich blinzelte. Die Ränder der Küchenschränke wirkten verschwommen. Alles war ein bisschen verschwommen. Ich schwebte in einer Art Dunst. Du liefst darin auf und ab.
    Du nahmst die leeren Ampullen in die Hand und studiertest mit zusammengekniffenen Augen ihre Etiketten.
    »Was ist?«
    Du hast einen Seufzer ausgestoßen und eine der Ampullen in der Hand zerdrückt. »Ich frag mich, was mit diesen Dingern hier los ist. Vielleicht habe ich sie nicht richtig aufbewahrt. Ich habe Angst, dass es zu warm war.«
    »Was heißt das?«
    Du bist wieder zu mir gekommen und hast dich zurück auf den Stuhl sinken lassen. Du legtest deine feuchte Hand auf meine Schulter und suchtest meinen Blick. »Das heißt, wir haben die Wahl.«
    »Was für eine Wahl?«
    »Entweder wir bleiben hier und sitzen es aus – ich hab noch anderes Zeug, das dir helfen könnte, natürliche Mittel – oder wir …«
    »Was?«
    Du fuhrst dir mit der Handkante über die Stirn. »Oder wir gehen zurück.«
    »Zurück wohin? Wie meinst du das?«
    Du nahmst einen gequälten Atemzug. Dann begannst du langsam zu sprechen und blicktest dabei starr geradeaus auf die Küchenschränke, als wolltest du nicht über deine Worte nachdenken. »Es gibt da eine Bergbausiedlung nicht allzu weit weg von hier. Ich hab dir mal davon erzählt. Die haben eine Krankenstation. Da können sie dich stabilisieren. Ich kann dich dahin bringen, bevor du …«
    »Warum solltest du das tun?«, unterbrach ich dich. »Ich dachte, du willst mich nicht weglassen.«
    »Will ich auch nicht.« Deine Stimme klang

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