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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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in deinen Augen hielt mich davon ab.
    »Wo sind deine Stiefel?«, hast du geflüstert.
    Ich runzelte die Stirn. Da fiel es mir wieder ein: »Die Schlange.«
    Du nicktest. »Ich hatte sie schon fast, aber dann hab ich gehört, wie du kommst. Ich hab nicht damit gerechnet, dass du mir folgst.«
    Der Blick, mit dem du mich ansahst, war weich und neugierig. Du lächeltest verhalten. »Ist schon okay«, flüstertest du. »Diese Schlange ist nicht aggressiv. Sie hat keine Lust, dich zu beißen. Du musst dich einfach nur still verhalten … Bleib auf den Steinen und geh nicht in den Sand. Okay?«
    »Wirklich?« Meine Stimme zitterte plötzlich. Ich hustete, um meine Nervosität zu verbergen. »Vielleicht sollte ich lieber zurück zum Haus?«
    »Nein, am besten rührst du dich nicht von der Stelle. Sie ist hier irgendwo in der Nähe; ich will nicht, dass sie sich von deinen Bewegungen irritieren lässt.« Du mustertest mich. »Setz dich einfach auf den Stein da, halt still und schau zu. Ich such weiter nach ihr.« Du schnipptest dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Mach dir keine Sorgen, Gem; ich hab schon Hunderte von diesen Jungs geschnappt.«
    Ich tat, was du sagtest, und ging vorsichtig auf dem Stein in die Knie. Du klettertest langsam den Felsen herunter, mit den Bewegungen einer Krabbe. Zuerst setztest du nur einen Fuß in den Sand und spürtest sorgfältig, was dort war, bevor du den Rest deines Körpers nachzogst.
    »Was machst du da?«
    »Die Schlange versteckt sich. Sie gräbt sich im Sand ein, damit sie keiner sieht. Sie ist scheu und schlau. Sie lässt ihre Beute kommen – sie hat es nicht nötig, auf die Pirsch zu gehen.«
    Als du einen Schritt auf mich zu machtest, schoss aus einem Häufchen vertrockneter Blätter neben meinem Felsen eine kleine helle Schwanzspitze hervor.
    »Sie ist hier«, flüsterte ich.
    »Beweg dich nicht.«
    Mein Körper verkrampfte sich, wollte um alles in der Welt zurück zum Haus rennen. Ich sah dorthin, wo der Schwanz aufgetaucht war. Um die Blätter herum gab es eine ebene, sandige Stelle. Die Schlange verbarg sich darin. Du gingst in die Knie und kamst langsam wie ein Ninjakämpfer auf mich zu, die Augen fest auf den Sandfleck neben mir gerichtet. »Alles in Ordnung, sie hat mich im Blick«, sagtest du. »Sie weiß, dass die Gefahr von mir ausgeht.«
    Du schobst dich auf den kleinen Haufen im Sand zu, warst schließlich weniger als einen halben Meter entfernt. Da reckte die Schlange den Kopf und ging aus der Deckung. Mir stockte der Atem. Sie war ungefähr so lang wie mein Arm und sandfarben mit schmalen gelben Streifen. Sie verharrte regungslos in der Luft und beobachtete dich. Du erstarrtest, hieltst sie fest im Blick … ihr wart beide ganz darauf konzentriert, was euer Gegenüber tun würde.
    »Pass auf«, flüsterte ich.
    Diese Worte ließen dich kurz aufblicken. Die Schlange merkte das und nutzte diesen Moment, um zu flüchten. Dummerweise bewegte sie sich dabei zu dem Felsen, auf dem ich saß, und glitt rasch auf mich zu. Ich sah ihr flaches Gesicht, ihren gedrungenen dreieckigen Kopf und ihr Züngeln. Weil die Schlange nun mich im Visier hatte, ergriffst du die Gelegenheit und machtest zwei Schritte auf sie zu. Doch die Bodenvibration zeigte der Schlange, dass du kamst; sie schoss herum. Ihre Zunge bewegte sich in rasender Eile vor und zurück, während sie herauszufinden versuchte, von wem ihr Gefahr drohte. Als sie dich entdeckte, richtete sie sich hoch auf und machte sich zum Angriff bereit. Du bliebst stehen, die Arme vor dir ausgestreckt. Es lag nicht mehr als ein Schritt zwischen dir und ihr. Nur eine einzige Bewegung wäre genug. Die Schlange schwankte kurz und schaute. Du warst drauf und dran loszuspringen. Doch die Schlange überraschte uns beide. Sie drehte sich von dir weg und glitt schnell durch den Sand, direkt auf mich zu. Du stürztest dich auf sie und schnapptest ihre Schwanzspitze. Aber sie glitt dir einfach so durch die Finger. Die Schlange wurde schneller, flitzte durch den Sand hin und her.
    »Sie versucht abzuhauen«, schriest du, als die Schlange näher kam. »Beweg dich nicht. Bleib, wo du bist. Die hat bloß Angst.«
    Aber ich konnte nicht anders. Die Schlange war nur noch ein paar Zentimeter von mir entfernt. Ihr Kopf wippte ein wenig, die rosa Zunge schoss vor und zurück. Ich richtete mich auf und sprang zurück Richtung Felsen, wollte irgendwie an ihm hochklettern. Tatsächlich fand ich unter dem rechten Fuß einen Tritt.
    Aber die

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