Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
Vom Netzwerk:
Schlange bewegte sich in die gleiche Richtung. Ich spürte, wie ihr praller, schwerer Körper über meinen andern Fuß glitt. Ich starrte nach unten, stieß einen Schrei aus und verlor das Gleichgewicht. Mein Fuß rutschte vom Felsen ab. Ich versuchte mich in den Stein zu stemmen, damit er nicht bis ganz nach unten wegglitt. Die Schlange schoss schnell auf eine Bodenspalte zu. Aber nicht schnell genug. Einen Sekundenbruchteil später knallte mein Fuß mit voller Wucht auf ihren Schwanz und sie schoss zu mir herum. Ich sah ihre riesigen dreieckigen Fangzähne und ihre weit geöffneten Kiefer. Sie drohte mir. Ich bog mich weit zurück, um ihr auszuweichen, aber der Schlange gefiel diese Bewegung nicht. Ihr Kopf schoss auf mich zu. Sie grub ihre Fänge in mein Bein.
    Dann verschwand sie in der Erdspalte.
    Du warst sofort bei mir.
    »Hat sie dich erwischt?« Du griffst nach meinem Bein und drehtest es zu dir. »Ich hab sie zuschlagen sehen.«
    Du hieltst mein Bein vorsichtig, drücktest sanft auf meiner Haut herum. Tastend arbeitetest du dich bis hoch zum Knie und dann wieder zurück. In der Haut über meinem Fußgelenk waren kleine Kratzer, als hätte ich mich an einem scharfen Dorn aufgeritzt. Du strichst mit dem Daumen darüber und berührtest die Haut drum herum. Dann blicktest du mich an.
    »Ich brauch dein T-Shirt«, sagtest du.
    »Was? Wieso?«

»Entweder dein Hemd oder meine Shorts, entscheide du. Jedenfalls darf das Gift nicht hoch in dein Bein steigen.«
    Ich blickte in deine ernsten blauen Augen. »Nimm das T-Shirt.«
    »Mach dir keine Sorgen«, flüstertest du. »Ich weiß, was zu tun ist. Ich hab ein Gegengift.« Du versuchtest zu lächeln, aber es wirkte nicht echt. Ich schwieg, erwiderte nur deinen Blick, wahrscheinlich stand ich unter Schock. Du rücktest näher zu mir, setztest dich direkt neben mich, damit ich mich anlehnen konnte. »Komm schon, dein Shirt.« Du zogst unten am Stoff.
    Ich kreuzte die Arme und zerrte es mir über den Kopf. Du nahmst es mir gleich aus der Hand. Ich schlang die Arme um meinen BH, aber du kamst gar nicht auf die Idee, mich anzuglotzen. Du suchtest einen langen, geraden Stock und drücktest ihn unten an meine Wade.
    »Halt den Stock da fest«, sagtest du.
    Ich drückte ihn gegen meine Haut und du hast mein Shirt auseinandergerissen. Schnell wickeltest du es mir ums Bein und zogst die Enden fest zusammen, um den Stock zu befestigen.
    »Ich spür gar nichts«, sagte ich. »Bist du sicher, dass sie mich erwischt hat?«
    »Sie hat dich erwischt.« Du legtest die Stirn in Falten. »Aber vielleicht hat sie ohne Gift zugebissen. Hoffen wir, dass es so ist. Aber wenn jemand so auf mich draufgetreten wäre …« Du sprachst den Satz nicht zu Ende, sondern presstest wieder ein Lächeln heraus. Dann strecktest du die Arme aus und nahmst meinen Kopf zwischen die Hände. Du strichst mir, plötzlich sehr ernst geworden, mit dem Daumen über die Wange. »Von jetzt ab musst du mir alles sagen, was du spürst … Kopfschmerzen, Übelkeit, Taubheitsgefühle, und auch wenn du dich nur irgendwie merkwürdig fühlst … einfach alles. Das ist wichtig.«
    Schweißperlen standen dir auf der Stirn. Ich streckte die Hand aus und wischte sie weg.
    »Okay«, sagte ich. »Aber im Moment geht’s mir gut.«
    »Schön.« Du packtest meine Hand. »Aber du darfst dich auf keinen Fall aufregen und nur so wenig bewegen, wie’s geht. Ob jetzt Gift drin ist oder nicht, du musst entspannt bleiben.«
    Ich nickte. Dein ernsthafter Ton gefiel mir nicht. Ich warf einen Blick auf den Verband an meinem Bein. Ich bildete mir ein zu spüren, wie sich vom Fußgelenk ein taubes Gefühl ausbreitete. Ich schloss die Augen und versuchte die Panik zu unterdrücken, die in mir aufstieg.
    »Halt dein Bein so gerade und ruhig, wie du kannst«, sagtest du.
    Behutsam schobst du einen Arm unter meine Knie und den andern zwischen meine Achseln. Du stelltest dich vorsichtig auf und hobst mich hoch. Du trugst mich ein wenig weggestreckt von deinem Körper und versuchtest, mich so gerade und stabil wie nur möglich zu halten. Ich sah die Muskeln in deinem Nacken vor Anstrengung zucken.
    »Ich bring dich zum Haus«, sagtest du.
    Du liefst zügig und wähltest sorgfältig den besten Weg zwischen den Felsen und Spinifexbüscheln hindurch. Als du auf einen Haufen Zweige tratst, zucktest du zusammen.
    »Ich lasse nicht zu, dass dir was passiert«, flüstertest du.
    Auch an dem Kamel liefst du schnell vorbei, so schnell, dass dein Atem

Weitere Kostenlose Bücher