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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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Stirn.
    »Du gehörst jetzt zu mir«, murmeltest du. »Ich lass dich nie mehr gehen.«
    Ich sah, wie Mum flehentlich in Richtung der Kameras sprach, wie sie weinte, während die Scheinwerfer immer heller wurden.
    Doch dein erdiger Geruch erfüllte meine Nase. Und dein Körper erstickte mich fast. Du schlangst die Arme um mich wie eine Decke, deine Brust war mächtig wie ein Felsen.
    Ich wachte auf, keuchte und schnappte nach Luft. Dein Geruch war immer noch da. Er füllte den ganzen Raum bis in den letzten Winkel.
     
     
    Ich lag da und lauschte. Aber bald musste ich aufs Klo.
    Danach legte ich mich nicht mehr ins Bett. Stattdessen tappte ich leise im Haus herum. Du warst nirgends zu sehen. Ich begann nach Autoschlüsseln zu suchen, nach allem, was mir irgendwie nützlich sein könnte. Auch nach Waffen. Und natürlich nach einem Telefon, nach irgendeiner Möglichkeit, mit andern Leuten in Kontakt zu treten. Irgendwas in der Art musste es doch geben, zumindest ein Funkgerät.
    Ich fing im Wohnzimmer an. Leise durchsuchte ich den Raum und horchte die ganze Zeit über nach dir. Ich guckte in Schubladen, unter den Teppich, auf dem Vorsprung, der innen am Kamin entlanglief. Aber da war nichts. Ich machte in der Küche weiter. Unter der Arbeitsfläche gab es vier Schubladen. In den ersten beiden war nicht viel drin, bloß ein paar Baumwollbeutel und Wäscheklammern. In der dritten Schublade fand ich Besteck, abgenutzt und stumpf. Aber vielleicht ganz nützlich. Ich nahm mir ein Messer – das schärfste, das ich finden konnte (ich hatte es am Holz der Arbeitsplatte ausprobiert) – und steckte es in meine Tasche.
    Die vierte Schublade war abgeschlossen. Der Griff gab nach, als ich daran zerrte, aber die Schublade selbst bewegte sich kein Stück. In der Mitte war ein Schlüsselloch. Ich linste hindurch, konnte aber nichts erkennen. Also steckte ich das Messer ins Schlüsselloch und versuchte die Schublade irgendwie aufzukriegen, doch das klappte nicht. Ich suchte überall nach dem Schlüssel, kramte in deinen Tee- und Zuckerdosen.
    Dann durchkämmte ich die ganze Küche, öffnete sorgfältig alle Schränke. Ich weiß nicht, was ich erwartete, vielleicht irgendein Folterwerkzeug oder ein riesiges Messer. Was auch immer, ich fand es jedenfalls nicht. In diesen Schränken war so ziemlich das Gleiche wie in den meisten Küchenschränken: Schüsseln, Teller, Kochutensilien. Nichts davon konnte ich brauchen, wenn ich dir nicht gerade eine Bratpfanne über den Kopf ziehen wollte. Was allerdings eine verlockende Vorstellung war.
    Dann öffnete ich die Kammer neben der Tür. Es war eine Art Vorratsraum. Dosen und Päckchen standen ordentlich aufgereiht in Regalen, und auf dem Boden waren Behälter mit Mehl, Zucker und Reis verstaut. Ich ging näher heran. Alles war gewissenhaft sortiert, anscheinend nach dem Alphabet. Nicht weit weg von den Linsen gab es getrocknete Melonenspalten und ein Stück weiter standen Dosen mit Pilzen. Ich reckte mich auf die Zehenspitzen, um die oberen Regale zu begutachten. Hier waren die süßen Sachen, Kakao, Puddingpulver, Instant-Götterspeise und solche Sachen. Hinten in der Kammer war ein ganzes Regal mit Orangensaft in Kartonverpackungen.
    Ich blieb eine ganze Weile hier drinnen. Als ich wieder rauskam, standest du in der Küche. Rasch machte ich einen Schritt zurück, weg von dir. Deine Wangen waren dreckig und an deinen Hände klebte rötlicher Staub. Du sahst mich ernst an und schienst auf etwas zu warten.
    »Was hast du da drin gemacht?«
    »Nur geguckt«, sagte ich. Instinktiv tastete ich nach dem stumpfen Messer in meiner Tasche. Du hast die Lippen fest aufeinandergepresst und mich angefunkelt. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, und umklammerte das Messer. »Ich hab gedacht, wenn ich länger hierbleibe, sollte ich mich mal mit allem vertraut machen«, fuhr ich zitternd fort.
    Du nicktest, meine Antwort schien dir zu gefallen. Dann tratst du einen Schritt zur Seite, dass ich an dir vorbeikonnte. So leise wie möglich atmete ich aus.
    »Hast du irgendwas Interessantes entdeckt?«
    »Jede Menge Linsen.«
    »Ich mag Linsen.«
    »Gibt überhaupt viel zu essen.«
    »Wir werden’s brauchen.«
    Ich ging um den Küchentisch herum, weg von dir. Meine Erleichterung machte mich etwas mutiger. »Also gibt’s hier keinen Laden? Keine Möglichkeit, Vorräte zu holen?«
    »Nein, das hab ich dir doch erklärt.«
    Ich schaute wieder zur Kammer. Wie hattest du das Zeug bloß hierhergeschafft? Und

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