Ich wuenschte, ich koennte dich hassen
und versuchten sich dann auf meinem Gesicht niederzulassen. Die Hitze machte es noch schlimmer, mir wurde total schwindlig. Ich blickte auf den Sand, der sich meilenweit erstreckte, aber es fiel mir schwer, den Blick scharf zu stellen.
Die Fahrt zurück war die schlimmste in meinem ganzen Leben. Noch schlimmer als damals, als ich hinten im Kofferraum eingesperrt gewesen war, denn an die kann ich mich sowieso nicht richtig erinnern. Obwohl sämtliche Fenster offen standen, war der widerliche Gestank trotzdem da; er füllte jeden Winkel des Wageninneren. Als die Kotze auf uns trocknete, roch sie noch schlimmer. Wie eine Kreuzung zwischen Fußgeruch und verdorbener Milch. Zu allem Überfluss mischte sich der Gestank auch noch mit dem Geruch der zerquetschten Überreste vom Picknick, die wegen deiner wilden Fahrerei jetzt überall am Rücksitz klebten. Wir hielten unsere Köpfe die ganze Fahrt über aus dem Fenster.
Die Kamelstute trottete hinter uns her, inzwischen fügsam geworden. Es war, als hätte sie es uns auf ihre Art heimgezahlt, und das schien sie etwas glücklicher zu machen. Ich musste auch jetzt noch immer wieder brechen, spuckte dünnflüssigen weißen Sabber am Auto herunter.
Am nächsten Tag warst du draußen bei der Kamelstute, um sie abzurichten. Du hattest sie in einen Pferch aus Holz und Seilen gesperrt, den du am Abend vorher noch gebaut haben musstest. Der Pferch war mit dem Maschendrahtzaun verbunden, den du um die Felsen herum errichtet hattest.
Ich kam nach draußen, um zuzuschauen. Du hattest ihren Kopf schon in einem Halfter, an dem du einen Strick befestigt hattest, und sie lief hinter dir her. Sie wirkte jetzt ruhiger, fast resigniert. Sie hielt den Kopf gesenkt und hatte aufgehört mit ihrem Schreien und Klagen. Du redetest leise und freundlich auf sie ein, aber ich konnte nicht verstehen, was du zu ihr sagtest. Es schien ihr zu gefallen.
»Wie willst du sie nennen?«, fragtest du mich.
»Opfer«, sagte ich. Es war das Erste, was mir in den Sinn kam.
»Das ist doch kein richtiger Name.«
»Aber er passt: Du hast sie gefangen und von ihrer Herde getrennt. Da ist sie ja wohl ein Opfer, oder etwa nicht?« Ich schämte mich, dass ich dabei mitgeholfen hatte.
»Sie wird lernen, uns zu mögen«, sagtest du leise. »Ging’s dir denn genauso, als du dir im Tierheim deine Katze ausgesucht hast?«
»Das ist was ganz anderes.«
Du kamst rüber zu mir und zogst das Kamel am Seil mit. Sie senkte den Kopf, damit ich sie streicheln konnte. Du legtest ihr die Hand auf den Bauch und dachtest nach. »Wir könnten sie Kotzbrocken nennen«, sagtest du.
»Das ist ein beschissener Name.«
»Aber er passt. Ich hab stundenlang geputzt, bis das Auto wieder sauber war.« Sanft sahst du mir in die Augen, länger als nötig. Dann hieltst du mir das Seil hin. »Hier. Willst du auch mal probieren, sie zu führen?«
Zögerlich betrat ich das Gehege und nahm das Seil, ohne dich dabei zu berühren. Ich klopfte der Kamelstute auf die vordere Schulter, um sie zu besänftigen. Ich dachte ruhige Worte, versuchte sie spüren zu lassen, dass ich nichts Böses im Sinn hatte. Sie ragte hoch über mir auf, war nur Beine und Muskeln. Immer noch umgab sie ein leichter Geruch von Erbrochenem, gemischt mit etwas anderm … irgendwas Staubigem, Wüstenartigem. Sie roch nach Sand.
»Geh einfach geradeaus, sie kommt dir schon hinterher.«
Ich machte ein paar Schritte und das Kamel folgte mir. Sie senkte den Kopf und schnupperte sacht an meiner Schulter. Ich spürte, wie ihre Lippen den Halsauschnitt von meinem T-Shirt berührten und wie sie ihren warmen Atem auf meinen Nacken blies. Ihre Hufe schlugen direkt neben meinen Füßen hart auf den Boden.
»Du bist wunderbar, mein Mädchen«, flüsterte ich ihr zu. Sie kaute auf irgendwas herum, kraftvoll und mit kreisendem Unterkiefer. Ihre Sanftmut und ihre Fügsamkeit überraschten mich. Es war kaum zu glauben, dass sie gestern noch ein wildes Tier gewesen war.
»Als Nächstes müssen wir ihr das Ablegen beibringen.«
»Was?«
»Dass sie sich auf den Boden legt, wenn wir’s ihr sagen. Geh du mal auf die andere Seite.«
Du hast mir den Strick abgenommen und mich auf die Umzäunung zugeschoben. Ich duckte mich unter den Seilen durch und du drücktest mir den Strick wieder in die Hand.
»Halt ihn einfach, und zwar richtig fest. Wenn du auf der anderen Seite bist, kann sie dich kaum erwischen, falls sie ausschlägt.«
Dann knotetest du ein anderes Seil an einem
Weitere Kostenlose Bücher