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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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du?«
    »Vielleicht schon, irgendwann mal.«
    »Wir haben öfter über dich geredet. Anna fand, du würdest gut aussehen.«
    Du lachtest. »Und wie hast du mich gefunden? Schließlich hatte ich dich im Auge und nicht Anna.«
    Ich merkte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, und ärgerte mich, dass ich immer so schnell rot wurde. Ich löste meine Beine vom Sofa und winkelte die Knie an. Dann legte ich meinen Kopf darauf ab, damit du mein Gesicht nicht sehen konntest.
    »Das ist so sonderbar, dass du mich dauernd beobachtet hast.«
    »Nicht immer. Manchmal war es einfach gut.«
    Die Röte verzog sich. Stattdessen wurde mir wieder schlecht, es war die wohlbekannte Übelkeit, die mich jedes Mal überrollte, wenn ich darüber nachdachte, was du mir angetan hattest. Ich wollte wissen, was du in all den Jahren im Park mitgekriegt hattest – ich hatte wirklich ein paar blöde Sachen dort angestellt –, aber gleichzeitig wollte ich es auch nicht wissen. Und ganz sicher würde ich dich nicht danach fragen.
    Darum dachte ich an die Zeiten, die ich im Park verbracht hatte. Anfangs war ich zusammen mit meinen Eltern dort gewesen. Etwa ein Jahr lang waren wir fast jeden Sonntag hingegangen, bei schönem Wetter jedenfalls. Mum und Dad hatten auf einer Bank gesessen und Zeitung gelesen. Mum brachte immer Spielzeug für mich mit, aber ich lief lieber zwischen den Blumenbeeten herum und dachte mir Geschichten über mein Feenreich aus. Das war eine gute Erinnerung; eine der schönsten, die ich im Zusammenhang mit meinen Eltern habe. Mum hatte noch nicht wieder angefangen, ganztags zu arbeiten, und Dad war auch irgendwie entspannter. In meiner Vorstellung sind wir zu dieser Zeit eine normale, glückliche Familie gewesen. Das fühlte sich gut an. Meine erste Begegnung mit dir muss in dem Jahr stattgefunden haben, einem Jahr mit einem langen Sommer.
    Hast du das alles beobachtet? Haben diese eher seltenen Momente von Familienglück mit dazu beigetragen, dass du dich so zu mir hingezogen fühltest? Ich blickte wieder zu dir. Du pultest an einem lockeren Nagel im Verandageländer herum, wolltest ihn aus dem Holz kriegen. Ich beobachtete, wie du an ihm wackeltest und deinen Fingernagel unter den Kopf zwängtest. Du warst total konzentriert. Vornübergebeugt wirktest du kleiner als sonst. Ich ließ mich aufs Sofa sinken und sah hinauf in den Himmel. Dieser ungeheuerlich blaue Himmel, so endlos und leer. An diesem Tag gab es allerdings doch ein paar Wolken, die wie Fetzen weißer Zuckerwatte über den Himmel trieben. Ich versuchte Gesichter in ihnen zu erkennen.
    Wie oft hatte ich mit Anna im Park gelegen und dieses Spiel gespielt? Ben hatten wir immer gefunden – er war die große Wolke mit dem wirbligen, lächelnden Rand. Einmal behauptete Anna, sie sähe Josh dort oben, wie er auf mich herunterguckte.
    Danach hatte ich nach Josh Ausschau gehalten. Ich hatte sogar mit ihm gesprochen und herauszufinden versucht, ob er wirklich so mies war, wie ich dachte. Aber das hatte ihn bloß ermutigt. Von da an folgte er mir überallhin und hing nun auch dauernd in der Nähe unserer Clique rum. Anna fand das nicht weiter schlimm, was mir seltsam vorkam, denn jeder sah sofort, dass Josh besessen war von mir. Vielleicht wollte sie ja, dass ich mit ihm zusammenkam. Dann hätte sie Ben ganz für sich allein.
    Mir wurde unbehaglich. Mit den Wolken trieb ein Gedanke heran, den ich nicht denken wollte. Ich schaute weg vom Himmel und versuchte mich stattdessen ganz auf dich zu konzentrieren. Aber der Gedanke ließ sich nicht wegschieben. Eine halbwegs warme Sommernacht. Vor knapp zwei Jahren. Der Park. Jene Nacht.
    Du hattest den Finger jetzt unter dem Nagel und zogst daran.
    Josh war an diesem Abend da gewesen, hatte sich in unserer Nähe herumgedrückt, wie eine Art Fledermaus. Eine Flasche hatte die Runde gemacht, starkes, hochprozentiges Zeug. Jeder hatte ein bisschen Alkohol mitgebracht und wir hatten alles in einer Zweiliterflasche zusammengemixt. Anna lachte, während Ben sie befummelte, mitten im Park, vor allen Leuten. Ich hörte das Ratschen, mit dem der Reißverschluss von ihrer Hose aufging. Ich hörte das Schnalzen von ihrem Slip. Jay und Beth rissen Witze darüber, dass die beiden es noch hier vor unseren Augen zum ersten Mal richtig miteinander treiben würden, aber in Wirklichkeit waren wir bloß neidisch. Beim Herumgeben der Flasche ließen wir Anna und Ben jetzt aus, was bedeutete, dass wir andern umso mehr tranken. Nach einer Weile

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