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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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ihrer Vorderbeine fest und führtest es über ihren Höcker.
    »Wir müssen zusammen nach unten ziehen«, sagtest du. »Sie wird es schnell kapieren.«
    Sobald wir zu ziehen begannen, fing das Kamel wieder an zu klagen. Ich schüttelte den Kopf. »Ich will das nicht.«
    »Kamele ziehen immer eine Show ab.« Du hast deine Hand über ihren Hals gleiten lassen und sprachst behutsam auf sie ein. Ihre Ohrmuschel bewegte sich, während sie dir zuhörte. »Sobald sie begriffen hat, was wir wollen, macht sie’s. Kamele sind so.«
    Ich fragte mich, ob du das Gleiche wohl auch über mich dachtest.
     
     
    Meine Kopfhaut begann zu brennen. Ich ging zurück auf die Veranda und legte mich auf das Rattansofa. Von dort aus sah ich zu, wie du mit dem Kamel zugange warst, ihm beibrachtest, sich zu setzen und wieder aufzustehen, und dann das Ganze wieder von vorne. Die Sonne auf dem Verandadach war warm, aber nicht drückend; sie machte meine Augenlider schwer. Im Halbschlaf stiegen Erinnerungsfetzen in mir hoch: Annas Gesicht, als sie mir erzählte, dass sie jetzt mit Ben zusammen war; Mum, die mit einer Tüte vom Imbiss zur Tür hereinkam; Josh, der mich fragte, ob ich mit ihm ausgehen würde.
    Dann hörte ich dich auf einmal eine kleine Melodie pfeifen, ziemlich schief. Schlagartig klappte ich die Augen auf und setzte mich wieder gerade hin. Du warst auf dem Weg zu mir.
    Seufzend lehntest du dich gegen einen Verandapfosten. Deine Wangen waren rot, Haarsträhnen klebten dir an der Stirn. Du holtest Zigarettenpapierchen heraus, drehtest dir eine, lecktest mit einer schnellen Bewegung den Rand ab. An diesem Tag nahm ich mir Zeit und betrachtete dein Gesicht ganz genau. Mein Blick blieb an deinen auffälligen Wangenknochen und deinem Kinn hängen, verweilte auf der kleinen Narbe und den ziemlich langen Haaren.
    »Ich hab dich wirklich schon mal gesehen, stimmt’s?«, sagte ich. »Nach diesem einen Mal mit zehn, meine ich.«
    Du nahmst einen Zug von deiner Selbstgedrehten. In diesem Moment hatte ich ein Wirrwarr undeutlicher Bilder im Kopf: du bei uns in der Gegend, irgendwo im Park, irgendwann … aber da war noch was anderes. Ich dachte wieder daran, dass du mir im Flughafen bekannt vorgekommen warst.
    »Wieso erkenne ich dich wieder?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir gefolgt bin.«
    »Na ja, das ist unheimlich.«
    Du zucktest mit den Achseln.
    Ich beugte mich vor. »Aber ich erkenne dich auch wieder. Und das finde ich noch viel unheimlicher. Warum tue ich das?«
    Du lächeltest. »Ich hab in der Nähe gewohnt.«
    »Ja, aber da ist noch was … In dem Moment, als ich dich im Flughafen gesehen habe, wusste ich … ich wusste genau, dass ich dich da nicht zum ersten Mal sah.«
    Vor lauter Überlegen tat mir der Kopf weh. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und aus den Augenwinkeln, löste meinen Oberschenkel von der Sitzfläche des Sofas, wo er angeklebt war, und schob ihn an einen kühleren Fleck. Deine breiten Schultern verdeckten die Sonne, dein T-Shirt hing lose um deinen Hals. Du nahmst noch einen Zug von deiner Zigarette.
    »Ich hab dich im Park gesehen, weißt du noch?«
    »Wie oft warst du da?«
    »Ständig. Eine Zeit lang habe ich sogar dort gelebt, das weißt du ja … In den Rhododendrongärten, Hausnummer 1.« Du lächeltest. »Später habe ich dann im Park gearbeitet.«
    »Gearbeitet?«
    »Ja, nachdem ich dich getroffen und beschlossen hatte, mein Leben auf die Reihe zu kriegen, hab ich einen Job dort angenommen – Instandhaltung, Löcher graben, so was in der Art. Ich hab dich da gesehen mit deinen Freunden.«
    »Wie lang ist das her?«
    »Drei Jahre oder so. Ich hab’s insgesamt ein paar Jahre lang gemacht … mit Pausen zwischendurch. Hat mir gefallen.«
    Ich dachte an den Park. Ich konnte mich genau erinnern, wo die Bäume und wo die Blumenbeete waren, ich wusste auch noch, wo die Bänke standen … und wo das Gebüsch so dicht war, dass man gut rauchen konnte, ohne gesehen zu werden. Manchmal hatte ich mich gefragt, ob ich den Park nicht besser kannte als mein eigenes Zuhause.
    Aber ich konnte mich nicht an dich erinnern. Oder vielleicht doch?
    »Hattest du zu der Zeit lange Haare?«
    Du hast genickt und ein bisschen gelächelt. Und da dämmerte es mir wieder – ich erinnerte mich an einen stillen, dünnen Jungen, der ab vom Schuss arbeitete und dem die Haare ins Gesicht hingen, einen Jungen, der immer ganz vertieft gewesen war in seine Arbeit an den Beeten.
    »Das warst

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