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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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sich einen blöden Witz erlaubte und ihn ein bisschen herumschubste, bevor er ihn zum Doperauchen in die Büsche schleppte. Vielleicht waren es auch Ben oder Jay.
    Ich verschwendete keine Zeit darauf, es herauszufinden, sondern stürzte an dem Gebüsch vorbei, in dem Josh verschwunden war. Ich rannte den ganzen Weg nach Hause. Erst nachdem der Schlüssel im Schloss war und die Tür hinter mir zufiel, machte ich halt.
    Du rütteltest den Nagel im Holz hin und her, bis er endlich ganz draußen war. Dann schobst du ihn von der einen Hand in die andere. Du warfst einen Blick in meine Richtung und irgendwie gelang es mir, ihn festzuhalten.
    »War Josh deshalb so plötzlich verschwunden?«, fragte ich. »Du warst der Typ in dem Kapuzenshirt, stimmt’s?«
    Du legtest den Kopf schief und schautest in die Landschaft. Die Sonne begann langsam unterzugehen. Ihr Licht strömte über die Separates und färbte die Felsen golden.
    »Was hast du mit ihm gemacht da im Gebüsch?«
    Da sahst du mich wieder an. Ein Blitzen in deinen Augen zeigte mir, dass du genau wusstest, wovon ich redete.
    »Nichts«, sagtest du. »Ich hab ihm nichts getan.«
    »Danach hat er mich in Ruhe gelassen.«
    »Ich weiß.«
    Jetzt wollte ich es wirklich wissen. Ich sah die Schweißtropfen auf deinem Nacken, aber mir war in diesem Moment nur noch kalt. Ich blickte dich fassungslos an. »Denkst du, du hast mich vor ihm gerettet?«
    »Was glaubst du?« Du machtest einen Schritt auf mich zu und gingst in die Knie. Du mustertest mein Gesicht, versuchtest meine Gedanken zu erraten. »Bist du nicht froh, dass ich da war?« Du legtest deine Hand aufs Sofa, so dicht neben mich, dass sie meinen Oberschenkel berührte. Verwirrt runzelte ich die Stirn.
    »Und für den Fall, dass du dich fragst …«, begannst du leise, » das war der Moment.«
    »Welcher Moment?«
    »Der Moment, in dem ich wusste, dass ich dich will … in dem mir klar geworden ist, dass ich dich hierherbringen muss. Nicht als du zehn warst – erst in dieser Nacht. Danach hatte alles, was ich getan habe, nur noch dich als Ziel. Ich habe total hart gearbeitet, damit ich es bald schaffe – damit ich dich so schnell wie möglich retten kann.«
     
     
    Am nächsten Tag saß ich im Staub neben dem Gehege. Du gingst sanft mit der Kamelstute um, nahmst dir Zeit. Wenn sie etwas tat, was du wolltest, belohntest du sie jedes Mal mit einem Zweig trockener Blätter, den sie mit ihren weichen Lippen entgegennahm und knabberte. Die ganze Zeit über hast du mit ihr gesprochen, ihr kleine Nettigkeiten ins Ohr geflüstert. Wenn sie nicht tat, was du sagtest, hobst du einfach nur die Hände und gingst auf sie zu, als wolltest du sie schlagen. Die Angst vor dir genügte als Lernmotivation. Sofort wich sie zur Seite aus, weg von dir. Aber gleich darauf kam sie wieder zurück, mit gebeugtem Kopf und mahlendem Kiefer. Es ging einzig und allein darum, wer den stärkeren Willen hatte, und es wirkte, als hätte das Kamel bereits aufgegeben.
    Ich stützte mich nach hinten auf meine Ellbogen. Meine Arme waren total braun, brauner als je zuvor in meinem Leben. Als ich sie auf den Boden legte, sah ich, dass sie fast die gleiche Farbe hatten wie die Erde. Es kitzelte, als eine große Ameise über meinen kleinen Finger krabbelte. Ich machte mir nicht die Mühe, sie abzuschütteln, auch wenn sie kräftige Zangen zu haben schien. Seltsam, vor einer Weile wäre ich wahrscheinlich noch auf ihr herumgetrampelt. Sie krabbelte auch über die andern Finger, dann verschwand sie unter meinem Rücken. Ich bewegte mich nicht, aus Sorge, ich könnte sie zerdrücken.
    Ich beobachtete, wie du die Kamelstute mit den Zweigen anlocktest und ihr, wenn sie nah genug war, ein Stück Seil über den Rücken legtest. Zuerst wich sie immer wieder ängstlich zurück, woraufhin du das Seil herunterrutschen ließest. Doch als du einfach weitergemacht hast, gewöhnte sie sich langsam an das Seil.
    »Ich bereite sie auf den Sattel vor«, riefst du mir zu.
    Ich richtete mich etwas auf. Das Kamel nahm die Bewegung wahr und wich zur Seite aus. Das Seil rumpelte auf den Boden. »Du willst auf ihr reiten?«, fragte ich.
    »Klar.« Du drehtest dich von ihr weg, ohne ihr in die Augen zu sehen, und einen Moment später kam sie zu dir. »Wenn das Benzin alle ist, müssen wir uns ja auch irgendwie fortbewegen.«
    »Wann wird das sein?«
    »Das ist noch lange hin, aber wir müssen vorbereitet sein. So oder so, dieses Mädchen hier wird mehr für uns sein als nur ein

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