Ich wuenschte, ich koennte dich hassen
mir auch eine Handvoll Moos mit.«
Du gingst zurück in den Schuppen und hast mich im Türrahmen stehen lassen. Ich balancierte auf der Kiste vor der Tür, schaukelte ein bisschen hin und her.
»Komm zurück, bevor die Sonne untergeht«, riefst du mir hinterher. »Dann bin ich fertig.«
Du machtest die Tür zu. Ich schlenderte zu den Separates hinüber und machte mir vor, dass ich nicht genau das tun würde, was du von mir wolltest. Ich ging langsam, schaute mir alles Mögliche an und tat so, als wäre die kleine lila Blume, die ich im Sand entdeckte, der eigentliche Grund für meinen Spaziergang. Unterwegs schlug ich mit einem Stock auf die höheren Gräser ein, wie ich es mir von dir abgeguckt hatte, um nicht von Schlangen überrascht zu werden.
Am Wasserloch bückte ich mich unter dem Eukalyptusast durch und krabbelte bis zum Ufer. Ich tauchte die Finger ins Wasser und genoss die plötzliche Kälte auf meiner Haut. Ich berührte den überhängenden Felsen ganz hinten und die schmale, dunkle Spalte, in der das Moos wuchs. Um mich herum raschelte es, aber ich wich nicht zurück. Ich war seltsam ruhig, die friedliche Nachmittagsstimmung gefiel mir. Der Felsen war kühl und schattig und ich saß eine ganze Weile lang dort, die nackten Waden an den Stein geschmiegt. Schließlich tastete ich nach dem Moos, griff noch tiefer in den dunklen Felsen und holte eine Handvoll davon heraus. Eine kleine Spinne lief über meine Finger, doch ich ließ sie einfach laufen.
Als ich am Rand des Wasserlochs zurückkrabbelte, sah ich die Blätter, die du gemeint haben musstest; sie waren groß und wirkten saftig. Sie kamen mir eigenartig vor in dieser sonst so trockenen Landschaft. Kaum hatte ich ein Blatt abgerissen, quoll eine weiße Flüssigkeit aus dem Stängel, als würde er bluten. Ich betupfte die Stelle, um die Blutung zu stillen.
Auf dem Rückweg blieb ich bei den Hühnern stehen. Der Hahn war ganz am andern Ende des Käfigs, doch als ich mit ihm zu reden begann, stolzierte er zu mir. Er streckte den Schnabel durch die Drahtmaschen und riss ein Stück aus dem Blatt, das ich gerade gepflückt hatte.
»Das wird Ty aber gar nicht gefallen«, schimpfte ich.
Der Hahn plusterte nur stolz die Federn und spuckte das Grün wieder aus. Ich setzte mich neben seinen Käfig, woraufhin die Hühner missbilligend gackerten. Bald begannen die Frösche zu schnarren und heiser zu quaken; ihre Rufe wurden immer lauter.
Dann senkte sich die Sonne. Es war Zeit. Ich schlenderte zum Malschuppen zurück.
Ich drückte die Tür auf. Die Orange- und Rosatöne der untergehenden Sonne fielen durchs Fenster und legten sich auf die Wände, die du angemalt hattest. Das Licht schimmerte auf den Sandkörnern, ließ sie blinken und glitzern. Ich war umgeben von Farbe und Funkeln; es war fast mehr, als ich aufnehmen konnte. Du hattest schnell gearbeitet und den Raum verwandelt. Du standst mittendrin, auch dein bemalter Körper reflektierte das Licht. Nur dein Rücken war noch ohne Farbe. Ein durchdringender Geruch nach Kräutern lag in der Luft, der mich an deine Selbstgedrehten erinnerte. Er war schwer und berauschend.
Du kamst zu mir und nahmst dir die Pflanzen. Du warst nackt. Doch weil dich Farben und Sand, Blumen und Blätter bedeckten, merkte ich es nicht gleich. Die Bemalung war wie eine Art Kleid. Dein Gesicht leuchtete hellrot und war über und über mit gelben und orangefarbenen Punkten und Kringeln verziert. Deine Lippen waren dunkelbraun eingefärbt. Eine graue, granitartige Schicht überzog deine Beine. Dein Glied war dunkel angemalt und umgeben von Purpur- und Grüntönen und sprießenden grauen Blättern. Rasch machte ich einen Schritt von dir weg und sah auf deine Füße. Sie waren ockerbraun, mit weißen Wirbeln, die wie Adern wirkten. Ich bewegte mich Richtung Tür, unsicher, ob ich bleiben sollte. Du sahst verrückt aus, so wie du warst, aber auch schön.
»Das ist, was ich dir zeigen will«, erklärtest du. »Die Schönheit dieser Landschaft. Du musst begreifen, dass du ein Teil von ihr bist.« Deine Augen leuchteten blau in all dem Orange. Sie wirkten, als gehörten sie nicht hierher, erinnerten zu sehr an das Meer.
Du knietest dich auf den Boden, neben eine Schale mit Blütenblättern. Du zerdrücktest sie und fügtest Wasser hinzu, um Farbe daraus zu machen. Dann tauchtest du das Moosbüschel hinein, griffst hinter dich und betupftest damit deinen Rücken, so dass überall, wo du hinkamst, rote Moosabdrücke wie von
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