Ich würde dich so gerne kuessen
an, um schließlich doch zu beschließen, dass es sich nicht lohnt, so viel Zinsen für Kredite zu zahlen.
Jeffer öffnet die Haustür.
»Mama?«, ruft er.
Stille. Es riecht nach frisch gebackenem Kuchen. Langsam werde ich doch noch nervös. Ich weiß nie, wie ich mit Erwachsenen umgehen soll. Ich glaube, dass sie von einem einiges erwarten, ich weiß bloß immer nicht, was eigentlich. Höflichkeiten? Interessiertes Zuhören bei ihren Geschichten? Oder reicht einfach nur ein nettes Lächeln?
Irgendwo weiter oben im Haus poltert etwas.
»Mama?«, ruft Jeffer jetzt schon lauter.
Es poltert noch einmal und dann hört man jemanden die Treppe runterlaufen.
»Ach, da seid ihr ja! Ich habe gar nicht so früh mit euch gerechnet! Ich dachte, ich hätte noch Zeit, und dann bin ich nach oben, und da hab ich doch tatsächlich die Zeit vergessen. Aber so ist das, wenn man sich mit Dingen beschäftigt, die schon längst hätten gemacht werden müssen … aber was rede ich da, willkommen!«, trällert diese Frau, die Jeffers Mutter sein muss. Sie ist klein und rund und hat schöne, glatte Haare, die nicht mal so aussehen, als wären sie gefärbt, was selten ist bei Frauen ihres Alters. Sie trägt eine weiße Bluse mit großen roten Mohnblumen drauf und dazu eine etwas unförmige schwarze Stoffhose. Sie lächelt um die Wette mit sich selbst und schaut zu Jeffer und dann zu mir und dann wieder zu Jeffer.
»Na, willst du mir die junge Dame nicht mal vorstellen?«
»Mama, das ist Frieda. Frieda, das ist meine Mama.« Jeffer klingt immer noch genervt.
Mama und ich geben uns die Hand. Meine Hand ist wie immer zu solchen Anlässen etwas feucht, obwohl ich sie die ganze Zeit unauffällig an meiner Jeans gerieben habe, um genau das zu vermeiden. Es gibt Leute, die sagen, dass der Händedruck eines Menschen den ersten wichtigen Eindruck hinterlässt. Feuchte Hände sprechen, glaube ich, immer gegen einen.
Jeffers Mama lächelt immer noch und wir stehen eine Weile unschlüssig im Flur herum.
»Mein Gott, also legt doch ab! Wo bin ich bloß mit meinen Gedanken? Entschuldigt bitte. Ich habe einfach nicht so früh mit euch gerechnet.«
»Wir sind aber wie verabredet pünktlich da«, sagt Jeffer und hängt unsere Sachen an die Garderobe.
»Tatsächlich? Ja? Ach. Na, dann habe ich etwas durcheinandergebracht. Ich war da oben auf dem Boden und da habe ich wohl ganz die Zeit vergessen.«
»Was hast du da oben auf dem Boden gemacht?«
»Ja, ach, tja, in Erinnerungen gekramt. Ich habe Fotos sortiert. Ich wollte doch deiner Freundin hier ein paar Fotos von dir präsentieren!«
»Frieda!«, sagt Jeffer etwas laut.
»Wie bitte?«, fragt die Mutter verwirrt.
»Die Freundin heißt Frieda.«
»Natürlich. Frieda. Ein sehr schöner Name. Aber jetzt setzen wir uns einfach, ja? Wer möchte Kaffee?«
»Ich nehme gerne einen«, sage ich mit einem Lächeln, wie ich es von zu Hause gelernt habe.
Jeffer und ich gehen ins Wohnzimmer, während die Mutter in der Küche verschwindet. Sie summt leise und beschwingt irgendein Lied.
»Na, da ist jemand aber gut drauf«, bemerkt Jeffer, wieder in diesem genervten Ton.
»Sei doch nicht so. Sie ist nur nett.« Ich setze mich auf das Sofa und lasse meinen Blick durch das Zimmer schweifen.
»Das ist doch nur die Ruhe vor dem Sturm. Je besser sie am Anfang drauf ist, umso größer wird dann der Absturz. Manisch-depressiv, verstehst du?« Jeffer bleibt unschlüssig mitten im Raum stehen, so als würde er noch darüber nachdenken, ob er geht oder bleibt.
»Ach komm, du übertreibst.« Ich lächle ihn an und deute mit dem Kopf auf den freien Platz neben mir. Er schüttelt den Kopf und läuft noch ein wenig im Zimmer hin und her.
Mama kommt fröhlich ins Zimmer mit einem Tablett voller Leckereien. Dampfender Kaffee, Kekse, Kuchen und Studentenfutter. Sie stellt das Tablett auf dem Tisch ab und lässt sich aufs Sofa plumpsen. Eigentlich wirkt sie wirklich sehr nett.
»Ich bin so froh, dass Jeffer mal ein Mädchen mit nach Hause bringt!« Sie klatscht in die Hände bei dem Wort »Mädchen«.
»Mama!«
»Na, was denn? Ich bin wirklich froh! Wissen Sie, Frieda, man darf das gar nicht laut sagen, aber ich dachte wirklich schon, mein einziger Sohn wäre schwul.«
»Oh Gott!« Jeffer verdreht die Augen und wirft den Kopf in den Nacken.
»Ich habe nichts gegen diese Schwulen, wirklich, es ist nur … na ja, er ist eben mein einziger Sohn. Ich wünsche mir mal Enkel. Jede Mutter wünscht sich Enkel!«
»Ich
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