Ich wusste nicht, wie gut du küsst!
nachdenklich.
Jayne und Erik verbrachten die folgende Stunde damit, Chloe und Charlie davon zu überzeugen, dass sie sich auf den ersten Blick ineinander verliebt hatten, dass sich bis ans Ende aller Zeiten nichts an diesem Zustand ändern würde und dass sie, ihre willkommenen Gäste, selbstverständlich übers Wochenende bleiben könnten.
In diesem Moment fiel Jayne ein, dass Eriks Sachen im Gästezimmer waren. Wenn die Zwillinge aber merkten, dass Erik nicht mit ihr im selben Zimmer schlief, würden sie die Wahrheit erraten. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Sie waren zwar schon erwachsen und würden sicher verstehen, warum sie getan hatte, was sie getan hatte, aber sie waren in so vielen Dingen noch Kinder. Trotz des Schicksalsschlags in jungen Jahren hatte sie es geschafft, ihnen ihre kindliche Unschuld so lange wie möglich zu erhalten. Sie wusste natürlich, dass sie sie nicht für immer vor den Härten des Lebens bewahren konnte, aber jetzt konnte sie es noch, und deswegen würde sie es auch tun, komme, was wolle.
“Erik”, sagte sie hastig, “warum gehst du nicht mit Chloe und Charlie ein Eis essen?”
“Eis essen?”, fragte Charlie beleidigt. “Wir sind nicht mehr sechs Jahre alt, Jaynie.”
“Ich weiß, aber so könntet ihr euch besser kennenlernen. Gleich um die Ecke gibt es eine nette Eisdiele.”
“Und du?”, fragte Chloe. “Komm doch mit.”
“Nein, ich bleibe hier. Ich muss noch einige Dinge erledigen. Zum Beispiel muss ich das Gästezimmer aufräumen”, erklärte sie in einem vielsagenden Ton, der für Erik bestimmt war.
“Ich helfe dir”, bot Chloe sich an.
“Nein!”, rief Jayne.
Ihre Geschwister sahen sie befremdet an, aber Erik schien allmählich zu begreifen, wo das Problem lag.
“Ich finde die Idee mit dem Eis sehr gut”, erklärte er.
“Na ja, okay”, gab Chloe nach.
“Viel Spaß”, sagte Jayne noch, als die drei sich auf den Weg machten. Sie hoffte inständig, dass alles gutgehen würde.
10. KAPITEL
Es war lange nach Mitternacht, als Jayne es nicht mehr länger hinauszögern konnte, ins Bett zu gehen. Sie hatte sich damit herausgeredet, dass sie so lange wie möglich mit Charlie und Chloe plaudern wollte. Erst als die Zwillinge ihr offen heraus sagten, dass sie hundemüde seien und gern schlafen gehen würden, machte sie sich widerwillig auf, in ihr eigenes Zimmer zu gehen – oder vielmehr in ihres und Eriks.
Erik passte irgendwie nicht in die romantische Atmosphäre des Zimmers mit den Queen-Anne-Möbeln und der Blümchentapete, den Spitzenvorhängen und den bunten Kissen. Er lag schon im Bett, als sie hereinkam, und las in einer Wirtschaftszeitung. Er trug nur eine Pyjamahose, und aus irgendeinem Grund fand Jayne seine nackten Füße sehr sexy. Trotz ihrer Nervosität musste sie lächeln.
Bis Erik aufsah und sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte. Bis er die Zeitung sinken ließ, ihr einen vielsagenden Blick zuwarf und neben sich auf das Bett klopfte. “Kommst du endlich doch noch ins Bett, Liebes?”, fragte er mit einer Stimme, die entschieden verführerisch klang.
Jayne war froh, dass sie in weiser Voraussicht einen schön dicken Flanellpyjama angezogen hatte. “Ich …”, begann sie wortgewandt. Aber es wollte ihr nichts Weiteres einfallen.
“Komm ins Bett, Jayne”, forderte Erik sie sanft auf.
“Ich … Okay”, brachte sie schließlich hervor, da die einzige Alternative darin bestand, das Schlafzimmer in wilder Flucht wieder zu verlassen. “Dann komme ich wohl am besten ins Bett, oder?”
Er lächelte einladend. “Hervorragende Idee. Ich wünschte, das wäre mir eingefallen.”
Langsam ging sie auf das Bett zu, aber mit jedem Schritt, den sie tat, schien das Bett kleiner und kleiner zu werden. Schließlich stand sie davor, und es blieb ihr keine andere Wahl, als sich neben Erik zu legen.
Vorsichtig ließ sie sich auf der Matratze nieder, wobei sie möglichst weit zur Bettkante rutschte. Still lag sie auf dem Rücken, starrte die Zimmerdecke an und wartete ab, was Erik tun würde.
Er warf die Zeitung auf den Boden. schlüpfte unter die Decke und rückte, ohne zu zögern, zu Jayne hinüber. Ihr Herz klopfte wild, als er sich auf die Seite legte und auf sie herunterblickte. Sie kämpfte gegen den Wunsch an, sich einfach die Decke über den Kopf zu ziehen, statt ihn nur hilflos anzusehen.
“Du hast Katzen auf deiner Bettwäsche”, bemerkte er leise.
Das war das Letzte, was sie erwartet hatte. Doch trotz ihrer Überraschung
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