Ich wusste nicht, wie gut du küsst!
auf.”
Jayne schluckte nervös und, wie schon so oft in der vergangenen Woche, musste an sich halten, um sich nicht auf Erik zu stürzen und ihn stürmisch zu küssen. Mit jedem Tag, der verging, fiel es ihr schwerer, ihn nicht zu berühren. Die letzte Woche war die schwierigste ihres Lebens gewesen.
Und es standen ihr noch einundfünfzig Wochen der gleichen Sorte bevor!
Es half überhaupt nicht, dass Erik jetzt bei seinem Vater arbeitete, so dass sie ihn, wenn sie am Abend heimkam, in einen schicken Anzug gekleidet vorfand, der ihm schlichtweg fantastisch stand. Heute war es ein grauer Nadelstreifenanzug. Erik hatte die weinrote Krawatte gelockert und die oberen zwei Knöpfe seines weißen Hemds standen offen. Jayne sah ihm mit offenkundigem Interesse zu, wie er das Jackett jetzt auszog und aufs Sofa warf. Danach öffnete er die Manschettenknöpfe und rollte die Ärmel hoch, als ob er eine besonders schwierige Aufgabe in Angriff nehmen wollte.
Er stützte die Hände auf die Hüften und öffnete den Mund, um zweifellos etwas besonders Unangenehmes zu sagen, wie Jayne annahm. Aber er wurde von lautem Klopfen an der Tür unterbrochen. Zu ihrer Überraschung machte er jedoch keine Anstalten zu öffnen, sondern sah sie nur weiterhin streng an.
“Willst du nicht öffnen?” fragte sie.
“Nein.”
“Warum nicht?”
“Ich habe Pläne für uns heute Abend, und die schließen die anderen nicht ein.”
Jayne starrte ihn verblüfft an. Zu ihrer Erleichterung klopfte es wieder. “Ich glaube nicht, dass wir das Klopfen ignorieren können.”
“Wenn wir das Klopfen ignorieren”, entgegnete Erik sanft, aber bestimmt, “wird, wer immer an der Tür ist, wieder gehen und uns in Frieden lassen.”
Es klopfte ein drittes Mal.
“Ich glaube nicht”, meinte Jayne.
Erik war jetzt sichtlich aufgebracht. “Dann mach du doch auf”, sagte er und wollte in sein Zimmer gehen.
Jayne hätte am liebsten die ganze Welt ignoriert, um Erik zu folgen und ihn zu fragen, was mit ihm los sei. Er fehlte ihr ganz entsetzlich und sie sehnte sich danach, mit ihm allein zu sein. Aber dann hörte sie Chloes Stimme und riss mit einem begeisterten Aufschrei die Tür auf.
Charlie und Chloe standen vor ihr und grinsten von einem Ohr zum anderen.
“Überraschung!”, riefen sie gleichzeitig.
Jayne konnte sie sekundenlang nur liebevoll anstarren. Beide trugen ihre übliche Kluft: Jeans, Laufschuhe und ausgeleierte T-Shirts, und ihr blondes Haar war ein bisschen unordentlich. Alles in allem sahen sie glücklich, gesund und sorglos aus. Jayne wünschte, sie könnte dasselbe von sich sagen.
Was in aller Welt taten Chloe und Charlie hier? Natürlich war sie sehr froh, ihre Geschwister wiederzusehen, aber das Timing hätte besser sein können.
“Wir sind gekommen, um dir beim Feiern zu helfen”, sagte Chloe, als ob sie die Gedanken ihrer Schwester erraten hätte.
Jaynes Magen zog sich zusammen. “Feiern? Was soll ich denn feiern?”
Chloe verdrehte die Augen auf eine Art, wie es wohl alle achtzehnjährigen Mädchen tun. “Deine Heirat”, erklärte sie betont streng. “Die du versäumt hast, uns gegenüber zu erwähnen. Etwas, wofür du übrigens teuer bezahlen wirst.”
“Nicht dass wir dir so schnell verzeihen werden, dass du einfach so geheiratet hast, ohne uns was davon zu sagen”, fügte Charlie ehrlich beleidigt hinzu.
Chloe nickte heftig. “Oder dass du uns nicht erzählt hast, dass du überhaupt verliebt bist. Wie konntest du nur, Jaynie?”
Jayne dachte angestrengt nach. Was antwortete sie am besten? “Wie habt ihr es erfahren?”, erkundigte sie sich erst mal, um Zeit zu gewinnen.
Sie hatte Chloe und Charlie natürlich von der Heirat erzählen wollen, aber jedes Mal, wenn sie den Hörer in die Hand genommen hatte, hatte etwas sie zurückgehalten. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie sie verhindern sollte, dass ihre Geschwister durchschauten, was los war. Sie standen sich alle so nahe. Wie hätte sie ihnen da etwas vormachen sollen? Sie hätten sofort gewusst, dass sie log.
“Ich habe letztes Wochenende hier angerufen”, antwortete Chloe, “und deine Freundin Lila kam ans Telefon. Als ich sie fragte, was sie hier machen würde, meinte sie, sie füttere Mojo. ‚Warum fütterst du Mojo?`, wollte ich wissen, und sie sagte: ‚Weißt du’s denn nicht?` Woraufhin ich sofort nachhakte und Näheres wissen wollte. ‚Deine Schwester ist in den Flitterwochen`, lautete die Antwort. ‚Die allerdings nur ein Wochenende
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