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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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grinsen.
    »Zu einem professionellen
Schnüffler gehört eben mehr, als sich bei jeder Gelegenheit von Damen aufs
Kreuz legen zu lassen«, sagte ich vergnügt.
    »Freut mich, das zu erfahren !« Man hörte förmlich das Gift tropfen. »Zumal ich
zufälligerweise Ihre Klientin bin und es mein Geld ist, das Sie die ganze Zeit
ausgeben .«
    »Eine falsche Verbindung,
Sorcha, pardon«, murmelte ich. »Oder sollte ich Mrs. Van Hulsden sagen ?«
    »Ich erwarte von Ihnen keine
Manieren, sondern Ergebnisse«, schnarrte sie. »Haben Sie Waring getroffen ?«
    »Ja.«
    »Und? Was war los ?«
    »Er gehört nicht länger zu den
Verdächtigen .«
    »Warum nicht?« Ihre Stimme
wurde rasierklingenscharf. »Was, zum Teufel, soll das heißen, er gehört nicht
länger zu den Verdächtigen! Sie müssen logische Gründe haben, wenn Sie das
behaupten« — ihre Stimme zischte vor Argwohn —, »oder hat er Sie bestochen ?«
    »Mich besticht man nicht«,
knurrte ich, »ich kann Ihnen nur mein Wort darauf geben. Die Gründe kann ich
Ihnen in einem Ferngespräch über den Atlantik nicht nennen .«
    Ich hörte ihrem heftigen Atmen
eine Weile zu. »Hat er Ihnen gesagt, wo Reiner zu finden ist ?« fragte sie schließlich.
    »Ich habe Reiner heute abend gesehen«, sagte ich. »Er kommt wahrscheinlich
zu Daphnes Hausparty .«
    »Oh! Ich frage mich nur, wo Sie
die Kraft hergenommen haben, sich aus dem Bett zu schleppen«, höhnte sie, »oder
liegt das mannstolle Weibsstück wieder direkt neben Ihnen, wie neulich, als ich
anrief ?«
    »Ich bin allein. Reiner
entwickelte eine Theorie, derzufolge keiner Ihrer
fünf Gäste Geldsorgen habe und die ganze Sache eine Art raffiniert ausgedachter
Spaß sei .«
    »Unsinn! Niemand mit auch nur
einem Funken Verstand käme auf den Gedanken, seiner Gastgeberin zum Spaß den
Schmuck zu stehlen — Marvin hat Sie gelackmeiert, Boyd. Er hat einen absolut
pervertierten Sinn für Humor und hat noch nie einem Kretin widerstehen können .«
    »Ich schätze, ich sollte mich
nicht darüber aufregen, daß Sie mich beleidigen, schließlich zahlen Sie für das Gespräch«, sagte ich vorsichtig. »Aber übertreiben Sie es nicht, Sorcha .« Mein angekratztes Ego schlug mir listig eine Möglichkeit
vor, den Punkteverlust bei ihr wieder aufzuholen. »Sind Sie absolut sicher, daß
Sie keine Bediensteten mit in Mexiko hatten ?«
    »Natürlich bin ich sicher .«
    »Okay«, ich seufzte sanft,
»vermutlich handelt es sich dann wieder einmal um Reiners pervertierten Sinn
für Humor .«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts.«
    »Reden Sie, verdammt. Was hat
Marvin gesagt ?«
    Ihre verzerrte Stimme wärmte
mir freundlich den Magen. »Er hat mir einiges aus dem Privatleben der anderen
erzählt«, murmelte ich. »Schließlich kam er auch zu Ihnen. Ich muß zugeben, daß
ich mich auch schon wunderte, als ich Sie in Ihrem Apartment besuchte .«
    »Ihre schwachsinnige Neugierde
interessiert mich nicht !« Ihre Stimme steigerte sich
zu schrillen Höhen. »Sagen Sie, was Marvin erzählt hat .«
    »Rein zufällig erwähnte ich
Ihren Butler und Ihr Mädchen; beschrieb ihm, welchen Eindruck die beiden auf
mich gemacht hatten, und erklärte ihm, daß die beiden wahrscheinlich
glücklicher wären, wenn sie ihre Posten tauschten. Er bekam fast Zustände und
fragte mich, ob ich denn nicht wüßte, daß Sie — wie waren noch die präzisen
Worte, die er gebrauchte? — sexuell zweigleisig seien? Eine Woche schläft sie
mit dem Mädchen, sagte er, die nächste Woche mit dem Butler. Ich gestand, daß
der Butler mich entschieden hinters Licht geführt hat, ich hätte ihn für schwul
gehalten. Ist er auch, sagte Reiner, und als ich ihn daraufhin anstarrte,
zuckte er die Schultern und sagte so etwa, daß Sie auch eine Sadistin seien .«
    Am andern Ende der Leitung gab
es einen erstickten Aufschrei, dann wurde mit einem Knall eingehängt. Ich
meinerseits legte mit dem befriedigenden Gefühl auf, bewiesen zu haben, daß
nicht mal ein Klient mich einen Kretin nennen und ungestraft davonkommen kann.
Das befriedigende Gefühl verließ mich schon eine Minute später, als mir klar
wurde, daß es wohl korrekt Exklient heißen müßte.
    Ich rief die Telefonistin an
und bat sie, jedem, der vor neun Uhr morgens mit mir sprechen wollte, zu sagen,
ich vertreibe mir die Zeit als Kopfjäger in Schottland. Sie versprach, es
auszurichten, und wünschte mir Waidmannsheil. Alles in allem, fand ich, ehe ich
einschlief, schien dieser Tag nicht einer meiner besten gewesen zu

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