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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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äußerst amüsant,
mit Ihnen zu plaudern. Ich erwarte, bald von Ihnen zu hören .«
    Ich folgte dem Mädchen durch
die geräumige Halle in einen Raum, dessen Wände aus Büchern bestanden, und
schloß messerscharf, daß es sich hier um die Bibliothek handele. Sie nahm einen
dicken Umschlag vom lederbezogenen Schreibtisch, aber als sie ihn mir reichen
wollte, fiel er ihr aus der Hand. Der Anblick ihres üppig gerundeten Popos, als
sie sich bückte, um den Umschlag aufzuheben, war zuviel für Boyds tierische Instinkte. Ich bedachte ihn mit einem spielerischen Klaps
von der Art, bei der die Hand zwar ein wenig verweilt, jedoch nicht lange
genug, um in Anzüglichkeiten auszuarten. Sie richtete sich sofort auf und
wandte sich mir mit feindseligen Augen zu.
    »Machen Sie das nicht noch mal !« sagte sie eisig.
    »Eine impulsive Reaktion«,
belehrte ich sie. »Eine instinktive Huldigung an die bemerkenswerte Schönheit
Ihres Gesichts und Ihrer — Figur.« Ich versorgte sie mit jenem langsamen,
zerknirschten Lächeln, das im Spiegel einfach umwerfend aussieht. »Warum nennen
Sie mich nicht Danny ?«
    Ihre Augen blickten immer noch
feindlich. Die Situation schrie förmlich nach schweren Geschützen, also
bediente ich sie mit beiden Profilen, erst dem rechten, dann dem linken. Aber
sie verzog keine Miene.
    »Sie tragen Ihre Brille wohl
nicht gern ?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Ich brauche keine, ich besitze
ein völlig intaktes Sehvermögen .« Sie drückte mir den
Umschlag in die bebenden Finger. »Stevens wird Sie hinausbegleiten, Mr. Boyd .«
    »Stevens? Das ist doch der
Stierkämpfer, oder ?«
    »Der Butler!«
    »Ich dachte, daß er für Sie
vielleicht ein Stierkämpfer ist, weil er den einzigen Mann in Ihrem Leben
darstellt !«
    Der Anflug eines Lächelns
zeigte sich auf ihren Lippen, doch fing sie es wieder ein. »Ausgesprochen
witzig, Mr. Boyd. Obwohl ich bezweifle, daß Sie ahnen, wie witzig. Aber
machen Sie sich deshalb keine schlaflosen Nächte. Auf Wiedersehen, Mr. Boyd.«
    »Die Frigiden sind nie im Leben
so gebaut wie Sie«, beharrte ich. »Was ist also los mit Ihnen ?«
    »Auf Wiedersehen, Mr. Boyd.«
Ihre Stimme klang ziemlich endgültig.
    »Auf Wiedersehen, Stella«,
sagte ich bedauernd. »Ich finde es nur einfach unfair den Männern gegenüber,
daß Sie, sollten Sie frigide sein, immerzu diesen knappen schwarzen Satin
tragen .«
    Ich marschierte aus der
Bibliothek und fand in der Halle den wartenden Butler vor. In seinen dunklen
Augen leuchtete für Sekunden warme Anteilnahme auf, während er mich zur Tür
brachte.
    »Es ist ein Jammer, Mr. Boyd,
daß man den Frauen nicht über den Weg trauen kann«, sagte er beim öffnen der
Tür. »Wir Männer sind da doch ganz anders. Wenn wir jemanden mögen, zeigen wir
es auch .«
    Auf seinem Gesicht lag ein
durchtriebenes Lächeln, und plötzlich ging mir auf, daß jener warme Blick in
seinen dunklen Augen keineswegs Anteilnahme, sondern etwas in der Tat völlig
anderes war. Ich trug meine Abscheu deutlich zur Schau, während ich auf den
Fahrstuhl zusteuerte. Stoff zum Nachdenken für die Talfahrt. Wenn der Butler
schwul war, was war dann das Mädchen? Und was, zum Teufel, wurde damit aus
Sorcha Van Hulsden, die beide eingestellt hatte? Ich klemmte mir den Umschlag
fest unter den Arm und begann, mich rein spekulativ mit ihren fünf guten
Freunden zu beschäftigen, die sie unten in Mexiko beherbergt hatte, bis ihr
Mann aus dem falschen Fenster fiel. Es sah ganz so aus, als lohne es sich, die
fünf kennenzulernen.
     
     
     

2
     
    Zum letztenmal war ich im Spätherbst in England gewesen, als man den Tag nur an einer Art
trüben Zwielichts erkennen konnte, in das die Nachtdunkelheit sich aufgehellt hatte.
Diesmal schien eine heiße Sonne von einem wolkenlosen Himmel, und
augenscheinlich glaubten alle, es sei Sommer, und zogen sich entsprechend an.
Vornehmlich die jungen Damen! Bei einem winzigen Bummel über die Park Lane
verrenkte ich mir fast den Hals bei dem Versuch, die Parade der Mikro-Minis auf
beiden Straßenseiten wenigstens annähernd unter Kontrolle zu halten. Ich buchte
im Hilton und bekam ein Zimmer mit zauberhaftem Blick auf den Hinterhof
von Buckingham Palace. Er sah schrecklich leer aus, woraus ich schloß, daß
seine Besitzer auf Urlaub waren.
    Ich schlief bis etwa fünf Uhr
nachmittags, dann duschte ich mich und zog mich wieder an. Die Telefonnummer
stand im Aktenbündel, das Sorcha Van Hulsden mir gegeben hatte, aber es dauerte
eine Weile, bis die

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