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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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der Elefant plötzlich unter, er blies Luft aussich heraus, eine Fontäne stieg auf, der Elefant sackte weg. Der Indos schrie jämmerlich; er konnte nicht schwimmen und nur dadurch, dass er sich am auftauchenden Elefanten festklammerte, kam er mit dem Leben davon. Er machte keinen Versuch mehr, seinen Elefanten, der gelassen ans Ufer stieg, über die Rhone zu bringen. Es gab einen zweiten Treiber, der sich hervortun wollte. Er neckte seinen Elefanten, bis er ihn zu verfolgen begann, und er rannte vor ihm her ins Wasser. Aber der Elefant kehrte um.
    Durch den Fluss, über den so viel grässlicher Lärm gekommen war, wollten die Elefanten nicht schwimmen. Hannibal beriet mit den Treibern. Am Ende schlug er vor, weiter flussabwärts, wo es die Elefanten nicht sehen konnten, eine Straße zu bauen, die in den Fluss führte, keine gewöhnliche Straße, denn die würde die Rhone sich nicht gefallen lassen, sondern ein Floß, siebzig Schritt lang und fünfzehn Schritt breit, aber zugedeckt mit Erde und Rasen, eine verkappte Brücke, auf der die Elefanten das Gefühl haben konnten, sich auf festem Land zu befinden, auch wenn zu beiden Seiten der Fluss war. Ein zweites Floß, groß genug, um acht oder zehn Elefanten zu tragen, sollte am Ende der Landzunge abstoßbereit liegen.
    Die Indos fanden den Plan ausgezeichnet. Es dauerte einen Tag, bis Landzunge und Elefantenfloß fertig waren. Am Morgen darauf wurden die ersten acht Elefanten an die getarnte Brücke geführt. Hannibal saß auf Suru, um alles übersehen zu können, aber er verzichtete darauf, den Zug anzuführen, und ließ zuerst die Weibchen auf das Floß gehen; sie warenleichter lenkbar und Hannibal rechnete mit dem Stolz der Bullen, sich nicht beschämen zu lassen.
    Eine Elefantenkuh um die andere ließ sich auf die Straße führen, die es erst seit Stunden gab. Auf den Balken war Lehm festgestampft, an die Ränder Buschwerk gesteckt. Das Elefantenfloß war so geräumig, dass nicht einmal Gedränge entstand, als die letzten beiden Elefanten, unter ihnen Suru, das Floß betraten. Nun stahlen sich Ruderer mit Stangen, die in den Büschen bereitgelegt waren, auf das Floß. Die Taue, die es am Ufer gehalten hatten, wurden gelöst. Es wurde von der Strömung erfasst und trieb ab. Die Ruderer stemmten es in den Fluss hinaus.
    Die Elefanten fuhren zusammen, als habe der Blitz eingeschlagen. Die Ohren klappten wie Torflügel auf, die Rüssel flogen hoch. Sie suchten den Feind, der so hinterhältig den festen Boden unter den Füßen wegzog. Die gewaltigen Leiber wurden starr wie Felsen, es grollte in ihnen, bis Suru in grelles Trompeten ausbrach. Er war so erregt, dass er sich nicht halten ließ und in den Fluss stürzte. Zwei andere Elefanten folgten ihm nach. Hannibal, die beiden anderen Treiber und ich tauchten zwischen den drei Elefanten auf; wir klammerten uns am Floß fest. Die Elefanten beruhigten sich im Wasser und blieben beim Floß. Suru hielt sich unmittelbar neben mir. Wenn er Grund unter seinen Füßen hatte, tauchte er etwas mehr aus dem Wasser und watete mit hoch erhobenem Rüssel. Als wir die Strommitte hinter uns hatten, zog ich mich am Sattel hoch. Ich sagte ihm ein Lob ums andere in seine Ohren, er aber ließ nicht erkennen, ob mit ihm zu reden war. Er tauchte mehr und mehr aus demFluss. Gewaltig schritt er den beiden anderen Elefanten voraus. Am Ufer zeigte sich, dass er gekränkt war. Als Hannibal sich ihm näherte, schickte ihm Suru aus seinem Rüssel eine Ladung Wasser entgegen, um sich für die Überrumpelung zu bedanken.
    »Bin ich nicht nass genug?«, fragte ihn Hannibal und schüttelte sich vor Lachen. Suru war entwaffnet und gab seine störrische Haltung auf.
    Bis zum Abend waren alle Elefanten an das Ostufer gebracht. Karthalo, den Hannibal mit dem leeren Floß zurückgeschickt hatte, war dafür eingetreten, den Elefanten Hühner oder Kaninchen zwischen die Vorderbeine zu binden, um sie ruhig zu halten. Nicht bei allen Treibern war er dabei durchgedrungen und es hatte noch einige Absprünge vom Floß gegeben. Bei der letzten Überfahrt war das Floß sogar gekentert. Das kostete zwei Ruderern das Leben; aber weder einen Elefanten noch einen Indos bekam der Fluss.

15
    Nachdem auch die Elefanten über den Strom gesetzt waren, schlossen sich einige tausend Volsker, die zu ihren Waffen zurückgefunden hatten, den Karthagern an.
    Hannibal befahl eine Rast von drei Tagen. Verschanzungen wurden angelegt, wobei Volsker ihre Hilfe anboten, mit Eifer

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