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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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ich sollte weggehen. Als ich mich nachzehn Schritten umdrehte, sah ich, dass Karthalo Suru seinen Dolch in die Brust stieß und seitlich wegsprang. Suru war erschrocken, sein Rüssel schnellte hoch, aus der Brust, die angespannt war, schoss ein blutiger Strahl. Mehr geschah nicht. Suru drehte sich nicht einmal nach Karthalo um, der seinen Dolch mit Erde reinigte.
    »Sie halten viel aus«, sagte Karthalo am Abend zu mir, »und sie merken es immer, wenn man ihnen helfen will.«
    Mir saß der Schreck noch in den Gliedern, ich gab zu, dass ich einen Augenblick befürchtet hatte, Karthalo könnte Suru ins Herz treffen. »Das sitzt bei ihm tief«, beruhigte mich Karthalo.
    Wir sahen jede Stunde nach Suru. Er ließ Karthalo an sich herankommen. Die Wunde war handbreit, doch mit den Schmerzen schien es vorbei zu sein.
    Am andern Morgen hatte Suru die Wunde mit einem Lehmpflaster geschlossen. Auch Karthalo schien fieberfrei. Er sah nicht mehr bedrückt aus. »Es liegt ein Sieg in der Luft«, behauptete er, als der Befehl zum Aufbruch gegeben wurde.
    Ich sah mir die Söldner an. Sie waren unverändert zerlumpt und ausgemergelt und ich wunderte mich über Karthalos Ausspruch.
    An diesem Tage kamen uns Abgesandte Magals entgegen. Es waren die gleichen Reiter, die mit Magal die Alpen überstiegen hatten. Hannibal erkundigte sich, warum Magal nicht selbst käme. Er habe zu tun, erklärten die Reiter. Er belagere die Stadt der Tauriner, und zwar deshalb, weil die Tauriner abfällig über »die Alpenbezwinger« geredet hätten.
    »Über euch?«, fragte Hannibal.
    »Über euch!«, entrüsteten sich die Magal-Leute. »Sie reden von euch als den ›Heruntergekommenen‹.«
    Da verfinsterten sich Hannibals Züge. »Sie sollen uns kennen lernen«, versprach er. »Wie weit ist es bis zu ihrer Stadt?«
    »Zwei Tage.«
    »Habenichtse?«
    »Denen fehlt es an nichts.«
    »Umso besser.«
    Hannibal schickte die Reiter zu Magal zurück und legte ihm nahe, mit der Erstürmung der Stadt zu warten, bis er mit dem Karthagerheer zur Stelle sei. Er beanspruchte die Stadt als Beute für die »Heruntergekommenen«.
    Karthalos Miene hellte sich auf, als er von der Frechheit der Tauriner hörte. Im ganzen Heer erwachte die Lust, mit Leuten, die eine Stadt zu verlieren hatten, ins Handgemenge zu kommen. Der Feind, der sich so unerwartet anbot, machte aus einem Gespensterhaufen ein Heer. Selbst mit den Elefanten ging eine Veränderung vor. Je näher sie der Stadt der Tauriner kamen, umso bedrohlicher sahen sie aus. Keltische Krieger, von der Kampfbegierde der Söldner angesteckt, schlossen sich an. Waffen wurden herbeigebracht, Pferde und Wagen. Die Verwundeten wollten nicht mehr zurückbleiben. Gerüchte über den Reichtum der Taurinerstadt liefen um.
    Drei Tage später wurde die Stadt im Handstreich genommen. Die Tauriner, gelähmt vom Anblick der Kriegselefanten, waren der Wildheit des Hannibalheeresnicht gewachsen. Hannibal überließ die Stadt seinen Söldnern zur Plünderung. Hundert Gefangene ließ er schonen und in einem Pferch zusammentreiben. Das Heer berauschte sich am raschen Sieg. Und nun geschah, was Hannibal am Pass vorausgesagt hatte: Die Lücken, die im Gebirge von den Steinlawinen gerissen worden waren, schlossen sich. Von allen Seiten kamen bewaffnete Haufen, um sich dem Heere anzuschließen. Magal machte mit einem stattlichen Gefolge den Anfang. Insubrer kamen, Bojer von weit her, sogar Salasser; nun störte sie nicht mehr, dass die Sieger in Lumpen gingen. Übrigens verschwanden nun die Lumpen. Die Söldner schlüpften in erbeutete Kleider. Auch Waffen gab es genug   – man brauchte sie nur den Erschlagenen wegzunehmen. Es gab Pferde und Sättel, Wein und genug zu essen. Wie aus dem Himmel Schwärme schwarzer Vögel fielen, so fanden sich Sklavenhändler in Scharen ein, als es daran ging, die übrig gebliebenen Weiber und Kinder zu verkaufen. Jeder Söldner hatte plötzlich gefüllte Taschen. Der Krieg war so ins Rollen gekommen, wie sie es sich vorgestellt hatten.
    Dies alles nahm ich von ferne wahr, vom Rastplatz der Elefanten, die Hannibal aus dem wüsten Treiben im Heerlager heraushielt. Die Elefanten waren beim Sturm auf die Stadt nur bis an die Mauern herangeführt worden   – das hatte Schrecken genug verbreitet. Die Stadt hatte kein Elefant betreten, auch nach dem Kampf nicht. Hannibal lag daran, den siebzehn Elefanten, die durchgekommen waren, so viel wie möglich zu ersparen. Weit weg von dem Lager, in dem sich Balearen

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