Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
Vom Netzwerk:
übersät. Hin und her wogte der Kampf. Da brachen Maharbal und Mago mit Numidiern in die Flanken der Reiter und nun gab es keinen geschlossenen Widerstand mehr. Jeder kämpfte nur noch um sein Leben. Auch Scipio focht verzweifelt. Um ihn war das Getümmel am größten. Er wurde vom Pferd gehauen. Hannibal sah es und versuchtesich des Konsuls zu bemächtigen. Aber er kam nicht durch. Ohne ihr Leben zu achten, riegelten römische Reiter die Stelle ab, an der ihr Feldherr unter den Hufen seines Pferdes lag. Vor Hannibals Augen wurde Scipio von einem blutjungen Reiter, der sich bis zum verwundeten Konsul durchgeschlagen hatte, aufs Pferd gezogen und dann brachen sich die Eingeschlossenen eine blutige Bahn. Sie warfen jeden Widerstand nieder und schüttelten die Verfolger ab. Hunderte opferten sich, um dem einen zur Flucht zu verhelfen. Hunderte von verstörten Pferden jagten mit leeren Sätteln umher. Der Einbruch der Numidier hatte die Reihen der Römer gesprengt und den Karthagern ermöglicht, sie niederzumähen. Hannibal verlor nicht halb so viel Reiter wie die Römer. Bei der Verfolgung stieß er bis auf einen Höhenzug vor, von dem er einen Blick auf das Lager der Römer werfen konnte. Es lag einen halben Tagesmarsch vom Karthagerlager entfernt.
    Hannibal kehrte um. Er war entschlossen, das Lager am folgenden Tag anzugreifen und die Römer zur Entscheidung zu zwingen. Mit Hunderten von Beutepferden zog er in das eigene Lager ein. Die Söldner neideten den Reitern den Sieg. Sie fühlten sich um etwas gebracht und nur die Aussicht auf den unmittelbar bevorstehenden Kampf beruhigte sie. »Morgen wird den Römern der Garaus gemacht«, versicherte Karthalo Suru und mir mit glänzenden Augen.
    In dieser Nacht schlief er nicht. Ich sah es am Morgen an seinem Gesicht. Es war grau wie Asche. Früher als alle anderen Elefanten stand Suru gerüstet. Karthaloentschuldigte sich bei Suru, als er den Brustpanzer festschnallte. »Ich kann dir nicht helfen, heute ist der große Tag. Wenn er zu Ende ist, gibt es die römischen Legionen nicht mehr.« Suru ließ sich das Anlegen des Panzers gefallen. Die Wunde war ausgeheilt.
    Hannibal rückte mit seinen Truppen in einer Ordnung vor, in der sie jederzeit in den Kampf gehen konnten. Die Reiterei hatte Befehl, die Flanken zu sichern. Mit Elefanten und Reitern gedachte Hannibal die Entscheidung herbeizuführen. Beim ersten Zusammenstoß hatte sich ihre Überlegenheit bewiesen. Hannibal rechnete damit, dass Scipio sich nicht im Lager überraschen lassen werde, sondern seine Legionen in Erwartung der Karthager auf offenem Feld zur Schlacht aufgestellt habe. Mit weit vorgeschobenen Fühlern rückte Hannibal nach Süden.
    Nirgendwo war der Feind, weder auf den Höhen, hinter denen das Römerlager versteckt war, noch auf dem Feld vor dem Lager. Im Lager regte sich nichts. Tore und Schanzen waren unbesetzt. Scipio hatte das Lager während der Nacht geräumt.
    Als Karthalo auf das verlassene Lager hinabsah, stieß er einen Fluch aus, den er noch nie gebraucht hatte. »Sollen wir ihnen nachlaufen, bis wir keine Füße mehr haben!«, sagte er böse und sah mich mit flackernden Blicken an. Er fühlte sich betrogen.
    Hannibal setzte Maharbal und Mago mit tausend Reitern auf die Spur der Römer. Den Elefanten ließ er Decken und Panzer abnehmen. Aus allem, was er befahl, ging hervor, dass er nicht mehr mit einer baldigen Schlacht rechnete.
    Am Ende dieses Tages tobte Karthalo so unmäßiggegen die Römer, dass Synhal ihm dringend riet, sich nicht seiner Wut zu überlassen. »Sie frisst zu viel von dir weg«, warnte er Karthalo. Er braute für ihn ein heißes Getränk. Gerassel und Verwünschungen ließen nach. Es kam sogar noch so weit, dass Karthalo lachte. Als Maharbal und Mago mit ihren Reitern zurückkamen, sprach es sich rasch herum, dass den Karthagern etwa sechshundert Römer in die Hände gefallen waren. Sie hatten die Schiffsbrücke über den Po, über die Scipios Legionen abgezogen waren, abgebaut. Dabei hatten sie sich etwas zu viel Zeit gelassen. Der Brücke selbst hatten sich die Reiter nicht bemächtigen können. Aus den Gefangenen hatten sie herausbekommen, dass Scipio schwer verwundet war. Weiter wurde behauptet, der junge Reiter, der den Feldherrn auf sein Pferd geholt und aus der Todeszone geführt hatte, sei Scipios Sohn gewesen.
    Am folgenden Tag rückte das Heer an den Po. Die Römer hatten alle Boote und Fähren am anderen Ufer verbrannt. Es blieb nichts übrig, als weiter

Weitere Kostenlose Bücher