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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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ja wohl nicht zu erklären, was passiert, wenn sich eine beliebte und überzeugende junge Frau wie Claire dazu entschließt, eine einsame, etwas rüde junge Frau wie mich ohne nennenswerte Freunde fertig zu machen, noch dazu an einem Ort wie der Ernest-B. -Lawson-Grundschule. Je nachdem wie schlau und grausam Claire war und wie viele Schmerzen sie mir zugedacht hatte, sah ich einer Zeit der Qualen und der Erniedrigung entgegen, die vielleicht eine Woche, aber
möglicherweise auch den ganzen Rest meines Lebens anhalten würde.
    Ich versuchte, mir alle möglichen Dinge auszumalen, die Claire vorhaben könnte, besonders die schlimmsten, unerträglichsten, und zugleich überlegte ich mir, wie ich der totalen Qual und Demütigung entweder aus dem Weg gehen oder mir wenigstens einreden könnte, dass es so schlimm schon nicht sein würde.
    Ich sagte mir: Sie könnte dir üble Dinge anhängen.
    Dann stellte ich mir vor, dass sie mir vor zwanzig anderen Kindern Sachen an den Kopf warf wie: »Hier riecht es, als hätte Ida frische Landluft mit in die Schule gebracht. Fütterst du nur die Schweine oder wälzt du dich auch mit ihnen im Dreck, Ida?«
    Ich versuchte mir immer wieder einzureden: »Das macht mir nichts aus. Es ist mir egal, ob Claire vor zwanzig Kindern sagt, ich stinke. Es macht mir nichts aus, wenn sie mich alle auslachen und sich schlimme Wörter für mich ausdenken.«
    Und in meiner Vorstellung drehte ich mich einfach um und sagte ihr über die Schulter: »Wir haben gar keine Schweine, Claire.«
    Ich stellte mir vor, wie sie mich ganz zufällig mit voller Absicht stolpern ließ, wenn wir uns gerade aufstellten, um den Pausenhof zu verlassen, und das nur, damit mich alle Klassen, die reingingen, und alle Klassen, die rauskamen, am Boden liegen sahen, platt auf der Nase, Arme und Beine von mir gestreckt wie ein vierarmiger Seestern, während mir das Blut von den Knien und Ellbogen lief und eine Beule so groß wie eine Melone auf der Stirn wuchs.
    »Es ist mir egal, ob alle denken, ich bin tollpatschig«, versicherte ich mir. Dann malte ich mir aus, dass ich überall, wo ich herging, ganz vorsichtig sein und nach allen vorstehenden Körperteilen Ausschau halten würde.
    Ich stellte mir ungefähr zweihundertsechsundsiebzig Dinge vor, die mir Claire antun könnte, und dazu, wie ich mich in all diesen zweihundertsechsundsiebzig Fällen vor völliger und absoluter Erniedrigung schützen könnte.
    Niemand, dachte ich mir, übertrifft mich im Planen.
    Als ich am Montag in die Klasse kam, hielt ich den Kopf strikt geradeaus, als wenn nichts wäre. Aber aus den Augenwinkeln suchte ich den ganzen Raum vorwärts und rückwärts so wie ein Minensuchboot nach Claire der Rachsüchtigen ab.
    Ich entdeckte sie an ihrem Pult, und genau in dem Moment trafen sich die Winkel der Blicke unserer beider Augen, rasteten ein, registrierten, dass der Feind jetzt in Schlagdistanz war, und schauten dann weg. Ich ging hinüber an meinen Platz. Ich überprüfte diskret meinen Stuhl auf scharfe Metallgegenstände, danach das Innere meines Pults auf Kaugummiflatschen, Würmer oder verrottendes Gemüse. Nichts.
    Ich setzte mich hin, schenkte ein Auge und die Hälfte meines Gehirns Miss W. und widmete das andere Auge und die stärkere, berechnendere Hälfte meines Gehirns der Beobachtung Claires.
    Aber der erste Teil des Morgens verging völlig ohne Zwischenfall oder auch nur den kleinsten Hinweis auf eine Vergeltung.
    Claire schnitt keine Grimassen in meine Richtung, sie
flüsterte auch nicht mit ihren Freunden und zeigte auf mich. Anders als sonst war nur, dass sie mich nie ansah. Ihr Gesicht war immer abgewandt, als wäre ich eine grausame Unfallszene, der sie noch nicht einmal einen kurzen Blick zu gönnen wagte.
    Um halb zehn entschied ich, dass sie sich ihren Schlag offenbar für die Pause aufbewahrte, wo es die geringste Erwachsenen-Aufsicht, die beste Möglichkeit, schnell eine Meute zusammenzubringen, und jede Menge Werkzeuge gab, mit denen man Verletzungen zufügen konnte. Deshalb verwendete ich den Rest des Morgens dazu, einen Plan unseres Schulhofs zu zeichnen und mir jede Menge Fluchtwege auszudenken.
    Der sicherste Ort war immer noch mein Platz auf der Treppe. Wenn ich mich ein bisschen weiter nach unten setzte, konnte ich sowohl nach vorn weg, zu beiden Seiten davonspringen oder auch - wenn mir genug Zeit blieb, sie aufzukriegen - hinter den großen Türen verschwinden.
    Miss W. überwachte wie üblich den Ausgang, doch ich hörte

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