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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Hannigan
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und sah sie fast gar nicht, so sorgsam beobachtete ich Claire mit meinem peripheren Sehvermögen.
    Plötzlich kam Ronnie vorbei und fragte mich ungefähr zum hundertsten Mal, ob ich Dodgeball spielen wolle. Und zum hundertsten Mal antwortete ich: »Nein, danke, Ronnie.«
    Aber diesmal flüsterte ich es nicht wie sonst, auf dass mich bloß niemand mit irgendwem freundlich reden hörte, sondern sagte es laut, weil ich so geistesabwesend war. Ronnie spürte die Veränderung.
    »Was machst du?«, fragte er.

    »Nichts«, antwortete ich gereizt.
    »Du machst ja wohl was.«
    Also, wenn ich irgendwem hätte etwas erzählen wollen - was ich aber nicht vorhatte -, wäre es sicher Ronnie gewesen, nehme ich an. Aber sobald ich ihm nur eine ganz kleine Sache preisgab, wie zum Beispiel »Ich beobachte Claire«, musste ich ihm gleich viele mittlere und große Dinge mit erzählen, zum Beispiel warum ich Claire überwachte und auch was am Wochenende passiert war. Und ich war wirklich nicht bereit, ihn mit dieser besonderen Seite von mir bekannt zu machen.
    Deshalb sagte ich nur: »Nicht jetzt, Ronnie.« Und er sah mich einen Augenblick an wie irr und ging dann fort.
    Aber ich fand, es war besser, Ronnie ein kleines bisschen verärgert zu haben, als mich selbst schwer zu beschädigen und zu erniedrigen, nur weil ich für dreieinhalb Sekunden nicht auf der Hut gewesen war.
    Claire spielte die ganze Pause über mit mir und tat so, als ob sie überhaupt nichts vorhätte. Als wir zurück in die Klasse gingen, war ich so müde vom Überwachen und Planen, dass ich am liebsten meinen Kopf auf das Pult gelegt und ein Nickerchen gemacht hätte. Aber ich fürchtete, dass ein kleiner Moment der Schwäche und Müdigkeit meinerseits genau die entscheidende Einladung zur Verletzung wäre, auf die sie lauerte.
    Also stützte ich meinen Kopf auf den Arm, kniff mir ungefähr achtmal in den Oberschenkel, verrenkte ihn einmal schwer und blieb den Rest des ereignislosen Claire-Nachmittags wach.
    So langsam dämmerte mir ihr Genie.

    Claire versuchte es mir auch nicht am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag oder Freitag heimzuzahlen. Ich war erschöpft vom Beobachten, Warten und Planen, aber sie gab nicht ein einziges Zeichen ihres Plans zu erkennen, wie ich bestraft werden sollte.
    Wenn sie Arbeitsblätter verteilte, knüllte sie meins nicht zusammen oder warf es auf den Boden, sondern legte es auf mein Pult und schaute dabei zur Garderobe. Sie schrieb keine Botschaften über mich auf die Toilettenwände, versteckte keine ekligen Dinge in meinen Jackentaschen und ließ auch nicht ihre Mutter bei meiner Mama anrufen und mein Benehmen bereden. Ich war verwirrt.
    Die Wahrheit ist, ich wollte, dass Claire sich rächte. Ich wollte, dass sie mir, Mama und Daddy, Miss Washington und dem Universum in seiner Gesamtheit bewies, sie verdiene voll und ganz das bisschen gemeine Behandlung. Und noch mehr. Ich wollte immer wieder deutlich daran erinnert werden, dass die Welt Schutz brauchte vor Leuten wie Claire. Und mich, um diesen Schutz zu gewähren.
    Aber Claire zog nicht mit.

25. KAPITEL

    Es gab einen kleinen Gedanken, der versuchte, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, und er wurde jeden Tag größer, obwohl ich mich fast ständig weigerte, ihn wahrzunehmen.
    Deshalb lauerte er vermutlich auf einen Moment, in dem ich mal nicht auf der Hut war, um sich dann direkt nach vorn in mein Hirn zu schleichen. Als Nächstes würde er mit kleinen, als beinahe freundlich verkleideten und nichts Spezielles bezweckenden Fragen anfangen, wie zum Beispiel: Was ist, wenn Claire gar nicht so völlig schlimm und böse ist, wie du gedacht hast, Ida B?
    Aber wenn ich diesem Gedanken auch nur ein bisschen Raum gab und über ihn nachdachte, würde er ein paar größere, härtere Fragen folgen lassen, die ganz einfach nur irritierten. Was ist, würde er fragen, wenn du in dem Moment, als du Claire und ihren Bruder erschreckt hast, die falschen Leute zur falschen Zeit wegen falscher
Dinge angebrüllt hast, Ida B? Oder: Was ist, wenn du an dem Samstag im Wald gar kein großer, starker, in Ehren siegreicher Held warst, Ida B? Was ist, wenn du diesmal zu weit gegangen bist?
    Wenn ich ihm da nicht das Wort abschnitt, würde er mit der großen Keule losschlagen, für den Fall, dass ich ihm zu verstehen gäbe, er sei nicht willkommen. Ida B, würde er fragen, was ist, wenn Claire Recht hatte, und du bist tatsächlich einfach gemein?
    Ich beschloss, dass ich mir nicht die Mühe machen würde, zu

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