Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idealisten der Hölle

Idealisten der Hölle

Titel: Idealisten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
Vom Netzwerk:
angriffslustig war. Es war immer dasselbe.
    »Man sollte meinen, daß sie schlau werden«, sagte Block.
    Vorsichtig brach Arm aus der Reihe aus und lenkte den Wagen auf die Trümmer zu. Er löste die Kupplung, es war harte Arbeit. Ein Geschoß zischte über sie hinweg, detonierte auf der Straße.
    »Daneben«, sagte Arm. Er schwitzte ein wenig. »Dem muß Blut in die Augen gelaufen sein. He, hörst du, ich habe gesagt …«
    Während der Angreifer nachlud, betätigte Block den Vorwärmhebel und ließ dem Treibstoff Zeit, heiß zu werden.
    »Dreh ein paar Grad weiter nach links«, schlug er vor. Seine Stimme klang gedämpft hinter der Panzerung des Geschützturmes. »Und mach schnell.« Sie mußten das ganze Fahrzeug in Stellung bringen.
    Er drückte auf den Auslöser. Arm schlug den Sichtschlitz zu, als der Starter unter seiner Nase einen Schwall dickflüssigen Benzins zwanzig Meter weit ausspie, der sich über die Trümmer legte und mit einem entsetzlichen Getöse in Flammen aufging.
    Als er den Schlitz wieder öffnete, war alles in Rot und Gold getaucht. Entferntes Schreien hing über dem Knistern brennender Balken. Ein Trümmerstück hob sich, Steine flogen durch die Luft.
    Der Heckenschütze schleppte sich darunter hervor und verbrannte im Schnittpunkt zweier gelber Linien.
    »Da hast du deine Quittung«, sagte Arm.
     
    *
     
    Nördlich der Stadt ging ein halbindustrieller Müllabladeplatz in unwegsames Gemeindeland über, das von Nesseln und Unkraut überwuchert war. Nirgendwo war der Übergang abrupt. Gräben und dürftige rostfarbene Rinnsale unterteilten die Heide, und weit draußen konnte man das offene Meer erkennen. Ein feuchter Wind zauste die trostlose Vegetation und pfiff um die Antennen des Leitfahrzeugs. Die Straßen waren schlecht, Arms Gesicht brannte von dem Napalmangriff, und Block war wieder eingeschlafen.
    Die Kolonne kam eine Weile gut voran, wurde aber inmitten der Heide von einer Horde von Elektrikern und Fernsehmechanikern aufgehalten. Ihr Lager breitete sich von einem Rastplatz aus. Halbtonner- und Eintonner-Lieferwagen, angetrieben von Dampfmaschinen, die Mitte der siebziger Jahre wiedereingeführt worden waren, waren nachlässig über die Straße verstreut geparkt.
    Mißmutige Kinder spielten verzwickte Spiele miteinander, während die Frauen in langen bestickten Röcken und Boleros auf Spirituskochern ein Abendessen bereiteten.
    Die Lieferwagen hatten keine Heizspiralen, waren kalt und schwer zu lenken; und die Zigeuner schienen Spaß daran zu finden, verfolgt zu werden. Sie riefen und winkten mit den Armen.
    Der Befehl, anzuhalten, setzte sich durch die Reihen fort, das gab Arm Gelegenheit, seine Beinmuskeln auszuruhen. Er blockierte das Brems- und das Kupplungspedal und trommelte unruhig mit den Fingern. Er machte sich Gedanken über den Begriff militärischer Effizienz.
    Die Anarchisten schlugen im schwindenden Tageslicht mit einer merkwürdigen und verworrenen Taktik zu.
    Etwa zwanzig Meter von der Straße entfernt zitterte und rauschte ein breites Ginsterdickicht und teilte sich dann. Heraus raste eine drei Generationen alte Buick-Limousine mit brennendem Benzin. Ihr wildes Chromgrinsen sprang und hüpfte auf die Kolonne zu. Auf ihre Karosserie waren mit Leuchtfarbe schwungvolle Schnörkel gemalt. Dichter, schwarzer Rauch drang unter der Haube hervor. Am Steuer saß ein massiger, nackter Irrer mit blondem Haar und Bart. Er lachte so laut, daß es das Getöse der Maschine übertönte. Einmal brüllte er:
    »Lebt in der GEGENWART!«
    Der Buick erreichte die Straße und rammte den Marsden mittschiffs mit 40 oder 50 Stundenkilometern. Beide Fahrzeuge gingen in einem riesigen Feuerball auf.
    Gleichzeitig kamen mehrere Halbkettenfahrzeuge und ein Bulldozer, mit unregelmäßigen purpurroten Streifen bemalt, aus einem Abwassergraben gerollt und begannen, die Flanke des Panzergeschwaders der Fünften Republik mit veralteten, ferngelenkten Raketengeschossen unter Beschuß zu nehmen.
    Ein uralter Aston-Martin preschte aufheulend aus dem Ginstergebüsch, ließ sein Lenkgestänge einrasten und stieß einen neueren Lewis/Phoenix beiseite, der mit neokubistischen Motiven aufgemöbelt war. Der Aston schien Napalm geladen zu haben, aber der Turbo zog vorbei und überschüttete einen stehenden Rendell am Ende der Kolonne mit einem Zentner Munition.
    »Die Schweine!« brüllte Block und setzte seinen Geschützturm in rasender Eile mit Hilfe einer Handkurbel in Bewegung. Arm ließ Treibstoff in die

Weitere Kostenlose Bücher