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Idealisten der Hölle

Idealisten der Hölle

Titel: Idealisten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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Turbine einspritzen, um Energie zur Verfügung zu haben. Andere hatten weniger Glück: Die halbe Kolonne war mit fest eingerasteten Geschütztürmen überrascht worden. Block nahm die sich in den Weg stellenden Selbstmordschwadrone aus museumsreifen Cadillacs und schrottreifer schwerer Maschinerie unter Beschuß.
    Die Nacht brach herein. Alte Scheinwerfer zerschnitten die Dunkelheit in planlose, grelle Muster.
    »Sie nehmen natürliche Drogen«, stellte Arm wissend fest.
    Inzwischen befanden sie sich auf dem Rückzug, das verschaffte ihnen die Gelegenheit, den Napalmwerfer auf Ziele in Sichtlinie zu richten. Es gab ihm etwas, womit er seine Gedanken beschäftigen konnte.
    Dann sah er vor sich einen schweren, schwenkbaren Panzer auftauchen, rosa gestrichen und mit biegsamen Antennen besetzt. Ein 155-mm-Ungetüm, hatte es ihn binnen kürzester Zeit eingekesselt und blieb dabei selbst außerhalb seiner Reichweite. Gezielte Ladungen drangen aus den Schießluken und von Steuerbord. In heftigen Ausweichmanövern holperte er über die Heide und erreichte die Straße.
    Er unterbrach die Energiezufuhr zum Geschützturm, weil es ihre Geschwindigkeit drosselte, und zog den Tuppen mit qualmenden Reifen hoch über siebzig.
    »Ich glaube, es ist Zeit, daß wir uns aus dem Staub machen«, rief er Block zu. Er war zu Tode geängstigt.
    Block schneuzte sich und bediente den Geschützturm manuell, bis sie glücklich entronnen waren.
     
    *
     
    In der Morgendämmerung legten sie sich in einiger Entfernung von der Heide in einer verlassenen Hütte nieder. Es war ein kleines Häuschen, stand aber schwarz und solide vor dem hell werdenden Himmel. Dahinter lag ein Reservoir, 4000 Hektar Wasser, gespenstisch grau, mit einer Insel und einigen Schwänen. Arm lenkte den Tuppen von der Straße eine steile Lehmböschung hinunter in ein Weißdorngestrüpp. Gelegentlich erschütterte ein dumpfer Schlag den Boden.
    Er erwachte gegen Mittag, das Gesicht in Sonnenlicht getaucht und schraffiert von den Schatten der Dachsparren. Der unebene Steinfußboden war mit schmutzigweißem Vogelmist bedeckt, und Tauben gurrten im Dach. Teile von zerbrochenen, undefinierbaren Möbelstücken lagen in den Zimmerecken, gelb vor Schmutz. Ein paar Lumpen und ein Knochen lagen unter einem Fenster mit vielen Scheiben. Block war hinausgegangen. Alles war ganz friedlich.
    Arm kratzte sich nachdenklich an seinem behaarten Bauch und ging zum Fenster hinüber. Mit dem Handballen rieb er den Staub von einer unbeschädigten Scheibe. Durch einen schmutzumrandeten, unregelmäßigen Kreis beobachtete er Block, der den Panzerwagen tarnte, indem er kunstfertig Zweige und Efeu auf seine Karosserie verteilte. Als die Umrisse einmal verhüllt waren, verschwand er schnell. Er hatte noch nicht mit den Fahrrinnen und Bremsspuren begonnen, die die Böschung furchten. Arm gähnte und knackte mit den Fingergelenken.
    Eine leichte Brise kräuselte die Oberfläche des Reservoirs und trug ein kurzes, ungleichmäßiges Grollen an sein Ohr. Block hörte es auch und hielt inne, um sein schönes Haar aus den Augen zu streichen und unruhig um sich zu schauen. Er murmelte etwas vor sich hin und fuhr dann fort, das Gehölz zu fleddern.
    Arm wandte sich ab und untersuchte die Möbelstücke. Er zog einige interessante Stücke ans Licht und betrachtete sie aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Tauben flatterten aufgescheucht zwischen den Balken und beklecksten ihn mit Kot. Mit der Stiefelspitze wühlte er in den Lumpen unter dem Fenster und trat sie dann quer durch den Raum, weil er nichts damit anfangen konnte.
    Das Grollen war erneut zu hören, wurde gleichmäßig und unabhängig vom Wind. Block eilte zum Rand des Dickichts. Seine Bewegungen waren vorsichtig. Er sah zur Hütte hinüber und rief etwas, konnte aber Arm nicht sehen, der ihn hinter der schmutzigen Scheibe beobachtete. Er stolperte zurück in die Büsche und begann daran zu zerren.
    Die Hütte vibrierte leicht. Moderndes Mauerwerk fiel auf Arms Kopf, und die Tauben schwangen sich mit furchtsamen Flügelschlägen davon.
    Arm wischte eine weitere Scheibe sauber, um die bebende Straße besser zu sehen. Die Böschung erhob sich zu seiner Rechten wie eine grüne Schulter mit verbogenen Wegweisern darauf und mit schütterem Ehrenpreis gesprenkelt.
    Darauf entlang bewegte sich ein 3000-PS-Tank mit leuchtend rosaroter Panzerung, die Panzerketten glänzend, breit und todbringend. Es näherte sich langsam und hielt an. Auf seine Flanke waren in

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