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Idealisten der Hölle

Idealisten der Hölle

Titel: Idealisten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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fragte Arm. Er half ihm nicht.
    Er nickte.
    »Also gut. Holt die Sachen zusammen …« Seine Stimme befehlend und unberührt von Harpers Persönlichkeitskrise. »… Aber laßt euch Zeit.« Er eilte davon zu Fiktion N-Z und ließ den verwirrten Krüppel zurück.
    Es gelang ihnen nicht, den Arzt zu wecken. Harper warf Gegenstände in den Seesack, trieb Morag und das Kind unbarmherzig an. Arm kehrte pfeifend zurück. Er ließ die Trommel von Wendovers Smith & Wesson rotieren. »Hetzt euch nicht«, sagte er. »Wir brauchen unbedingt noch einen Revolver.«
    »Woher zum Teufel hast du den?«
    Er grinste verschlagen. »Keiner hat daran gedacht, nachzusehen, ob sie ihm die Waffe abgenommen haben. Sie war noch in seinem Regenmantel. Ich habe sie gleich gefunden, nachdem ich zurückgekommen war.« Er schlug mit der Mündung an seine Zähne. »Hör mal«, sagte er, »die Sache zwischen uns ist albern. Ich habe zugelassen, daß sie den Doktor schlugen, weil ich auf so etwas gewartet habe. Jemand mußte sich auf ihren Schwindel einlassen und den Plan des Hauses herausfinden. Du schreibst besser als ich.«
    »Oh.«
    »Vergiß es. Du warst nicht so schwer von Begriff, als wir Pauce fertiggemacht haben.« Das Grinsen wurde breiter. »Wie auch immer, jemand mußte der Dumme sein.«
    Aus dem Flur drang das Geräusch von rennenden Füßen. Verzerrte Rufe aus drei oder vier Kehlen drangen in die Nachschlageabteilung. Arm ging zur Tür und rief über die Schulter zurück:
    »Spiel nicht den Schuldbewußten, Zinnhäusler. Damit habe ich nichts zu tun. Hier ist unsere zweite Pistole. Reiß dich nur zusammen und verschleudere sie nicht auch.« Sein Gesicht zuckte. Sein Scherz gefiel ihm.
    Einen Augenblick später stürmte Personals Mannschaft in den Raum. Eine schnelle, unmerkliche Bewegung des Zwergen, den beiden zuerst eingetretenen wurden die Füße unter dem Körper fortgerissen, und sie stürzten zu Boden. Harper eilte hinzu und versetzte einem der Köpfe einen Fußtritt. Sein Handgelenk tat immer noch weh. Etwas zischte unangenehm an seinem Gesicht vorüber: der vorsichtige Personal hatte seine Pistole durch die Tür geschoben, bevor er selbst eintrat. Arm ließ ihn den ersten Schuß abfeuern und schlug dann mit der Smith & Wesson auf seine Hand. Er kniete sich nieder und kam mit einer Waffe in jeder Hand wieder hoch. Es wurde ruhig um sie herum.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst dich nicht einmischen. Behalt diesen Schuft im Auge. Ich will ihnen ein bißchen Ärger machen.« Er schob Harper die S&W zu und hüpfte affengleich zur Musik. Dort feuerte er Personals Pistole auf irgend etwas ab. Ein zischendes Geräusch ertönte, dann das Knistern von Flammen. Er kam zurück und brachte Morag mit.
    »Ich habe die Notenblätter angezündet«, erklärte er Harper. »Sie können es sich nicht leisten, dieses Stockwerk brennen zu lassen. Zuviel Treibstoff. Wenn wir vorsichtig sind, können wir es schaffen, hinauszukommen, während sie löschen. Es kann sein, daß du Schwierigkeiten mit dem Doktor hast.«
    Harper ging hinüber und faßte Wendover unter den Armen. Wendover setzte sich mit einem Ruck auf. Er blickte um sich, den Blick in irgendeine Ferne gerichtet, hustete und würgte, als Rauch aus der Musik quoll, stellte sich schließlich auf die Wirklichkeit ein.
    »Ich fürchte, ihr werdet mich tragen müssen«, sagte er.
    Sie nahmen Personal mit, ließen aber seine Handlanger zurück. Morag, die das Kind mit einem Gestell aus zerrissenen Kleidungsstücken auf den Rücken gebunden hatte, nahm Wendovers Füße, dann liefen sie vorsichtig den Gang hinunter. Arm trieb Grocott Personal mit seiner Pistole vorwärts. Harper folgte den Schildern REKLAMATIONEN, ALTERSRENTE und NUR VERSICHERUNGSSCHEINE und blieb vor dem verlassenen Aufzugsschacht stehen. Sie waren bereits im Treppenhaus, als der Flur erzitterte und Vorsitzender Sitzungssaal – die Hand über dem Gesicht und eine Anzahl von Lehrgangsleitern und Gehaltsempfängern im Gefolge, die fast so groß war wie die Bande, die den Tuppen zerstört hatte – in Richtung auf die Bibliothek vorüberkeuchte. Rauch begann, die Flure zu füllen, wie ein flüssiges Gegenstück zu den schwammigen Wandgemälden.
     
    *
     
    Die Treppen waren lang, aber menschenleer. Die Männer wurden rasch müde und legten alle fünf oder zehn Minuten eine kleine Pause ein und ließen sich auf leicht zu verteidigenden Treppenabsätzen zwischen den Stockwerken nieder. Als sie einen kleinen Sturzbach von Regenwasser

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