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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Beinen halten konnte, setzte meine Madame ungerührt ihr Gespräch fort.
    »Ein hübscher Mischling«, sagte der Mann. »Meinen Sie, dass da ein Mops mit drin ist?«
    »Muss wohl. Die im Tierheim haben gesagt, Vater Mops, Mutter Pekinese. Einen echten Mops gab es leider nicht. Ich hätte noch Monate warten müssen. Mir kam es auch nicht darauf an, ein reinrassiges Tier zu bekommen. Ich hab mich dann in den hier verguckt. Und jetzt hab ich den Salat.«
    Alfonso, in dem Moment musste ich gar nichts mehr simulieren. Ich rollte auf die andere Seite und hatte genug damit zu tun weiterzuatmen. Meine Mutter eine Pekinesin? Mein Vater soll sich mit einem Schoßhündchen eingelassen haben?
    Der Mann lachte noch lauter. »Komisches Talent hat er jedenfalls.«
    »Wie man’s nimmt«, antwortete Madame. »Im Haus ist er ganz verträglich, aber draußen mutiert er zur Bestie.«
    »Schon beim Hundetrainer gewesen?«
    Madame nickte. »War vielleicht nicht die richtige Methode, Leckerli und positive Verstärker. Außer immer dicker zu werden, hat sich bei ihm aber noch nichts geändert. Er geht auf alles los, das aussieht wie ein Hund.«
    »Tja, bei den Hundetrainern im Fernsehen sieht immer alles so einfach aus«, sagte der Mann. »Irgendwie ist es wie mit Kindern. Da kann man tausend Erziehungsratgeber lesen oder im Fernsehen die Supernanny gucken und glauben, man sei auf alles vorbereitet. Denkste! Wissen Sie, was ich toll fände? Meine Kinder würden die Erziehungsratgeber gucken – am besten hätte ich ihnen schon vor der Geburt was vorlesen sollen. Vielleicht wäre es dann jetzt einfacher.«
    Die gnädige Frau lachte und sagte: »Genau. Ich gucke immer diesen Hundeflüsterer im Fernsehen, und Herr Schröder sitzt daneben und guckt mit. Glauben Sie mir – es hilft nicht die Bohne.«
    Wie schön, dass ihr beide euch so wunderbar über mich amüsiert, dachte ich. Mein Magen knurrte, und mein Gehirn knurrte in gewisser Weise auch. Was sollte das hier werden? Der Tag der großen Erkenntnisse? Der Tag der Wahrheit? Der Tag … der Tag … an dem Dom João, 28. erfährt, dass er gar nicht er ist? Ich robbte zurück unter die Bank, vergrub meine Nase zwischen meinen Pfoten und murmelte: »Können wir nicht einmal machen, was ich will, Madame? Es ist mir wirklich nicht wohl. Nehmen Sie doch bitte Rücksicht.«
    »Schröder! Jetzt gib doch mal Ruhe.«
    »Drollig«, sagte der Mann, griff unter die Bank und betatschte meinen Kopf. Ich knurrte und fletschte die Zähne. Er ließ auf der Stelle von mir ab und erklärte, sich um Getränke kümmern zu wollen. Madame steckte sich eine neue Zigarette an, beugte sich zu mir hinunter und sagte: »Hör mal auf zu meckern, Herr Schröder. Die Sonne scheint, die Leute sind gut drauf. Mach ein Schläfchen, bevor du hier allen die Laune verdirbst.«
    Leichter gesagt als getan. Alle paar Minuten wurde das allerherrlichste Fleisch vorbeigetragen. Und jedes Mal, wenn sich jemand erbarmte und mir einen Happen abgeben wollte, spulte Madame ihr neues Lieblingsmantra herunter. »Er hat’s am Magen. Das verträgt er leider nicht. Bitte nicht füttern.«
    Als der Mann nach einiger Zeit mit den Getränken zurückkam und der gnädigen Frau ein Glas reichen wollte, schoss ich unter der Bank hervor und rief: »Sie verträgt das leider nicht. Bitte nicht füttern!«
    Der Mann stammelte, dass er noch auf ein paar Kinder aufpassen müsste, und verschwand. Ab da hatte ich endlich meine Ruhe und ließ resigniert sämtliche Röstaromen, die mir von den Feuerstellen entgegenwehten, vorüberziehen.
    Es hätte das Paradies sein können, Alfonso. Grillsaison und Ginger … ein lauschiges Plätzchen unter der Bank … Wäre ich nicht meiner Nemesis in Form von Jeeves und Wooster begegnet.
    Und kaum hatte ich an die beiden gedacht, galoppierten sie auf der anderen Seite des Hofes vorbei und riefen mir zu: »Was ist, du Piratendarsteller? Lust auf eine königliche Rauferei?«
    Entgegen meiner sonstigen Einstellung drehte ich den beiden den Hintern zu. Erstickt doch am nächst besten Knochen, dachte ich und bekam auf der Stelle Sodbrennen.
    Als ich den Kopf wieder hob, war die Sonne schon fast hinter dem Wald verschwunden. Ich schaute mich um und sah, wie Madame ein paar Meter von mir entfernt an einem Grill stand und ihren Teller belud. Das Ende meiner Leine lag lose im Gras. Jeeves und Wooster hielten ihre vollgefressenen Bäuche in den Himmel und schnarchten.
    Ich schlich mich davon, die Nase am Boden, und

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