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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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in die Gegenwart zurück.
    »Ja«, rufe ich. »Er ist es. Alfonso, mein Freund. Wir gehen gemeinsam zum Regenbogen. Er ist gekommen, um mich zu holen.«
    Ich sehe, wie du deinen riesigen Kopf schüttelst. Ich höre Brezel lachen. »Das siehst du falsch, João. Dies hier ist ein Flughafen, und wir sind gekommen, um Alfonso abzuholen.«
25. Dezember
    Scooter, mein Freund,
    Feliz Natal!
    Ich bedaure es immer noch, dass du fortgegangen bist, aber jeder, der Verstand sein Eigen nennt, wird dich beglückwünschen. Du musstest tun, was ein Hund tun muss. Ich hoffe sehr, dass du auf Mallorca glücklich bist. Du hast das Meer und den Strand, und es gibt bestimmt auch jede Menge attraktiver Damen, egal ob auf zwei oder vier Pfoten. Ich bezweifele nicht, dass du dort gut zurechtkommst. Und wenn ich das noch kurz erwähnen darf, ich hatte geahnt, dass du das Weite suchen wirst, sobald dir die Gelegenheit dazu gegeben wird. Gib es zu: Ein Leben in der Sonne, so man es denn haben kann, ist allem anderen vorzuziehen. Aber nicht dass du glaubst, ich wolle mich schon wieder beklagen. Nein, nein, so erstaunt du jetzt vielleicht sein wirst – ich habe mich mit der neuen Situation arrangiert, im positiven Sinne. Wie es dazu kam, kann ich hier nicht im Einzelnen erzählen, es würde dich langweilen und ermüden. Du musst mir glauben, dass es eine coole Geschichte ist. Ich schnitt nicht immer so passabel dabei ab, so ehrlich will ich zu dir sein. Meine Madame aber, nicht zwingend mit großen Geistesgaben gesegnet, hat trotzdem alles dafür getan, dass es ein gutes Ende gab. Aus zweimal Minus wurde nicht nur Plus, sondern Drei. Und seitdem blicke ich gelassen in die Zukunft – cool, was?
    Ich hatte dir ja bereits von meinem besten Freund Alfonso erzählt. Ich habe es zwar nicht geschafft, in meine Heimat zurückzukehren, aber Alfonso hat es geschafft, in dieses Land zu kommen. Wir leben jetzt beide bei meiner Madame. Wenn der alte Oliveira nicht gewesen wäre, der nach der Schießerei die verrückten Deutschen geholt hat, die sich neuerdings um die Hunde in Vila do Santo Chouriço kümmern, wäre es dazu nie gekommen. Da die gnädige Frau diesen Leuten, die auch mich beherbergt hatten, schrieb, welche Fortschritte ich mache, erfuhr sie, dass es noch einen Hund gab, der überlebt hatte. Und sie hat sich bereit erklärt, ihn zu holen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie sie auf diese Idee gekommen ist – sie hatte doch schon genug Probleme mit mir. Madame weiß natürlich nicht, wer Alfonso ist, aber sie hat sich gefreut, dass wir uns auf Anhieb gut verstehen. Ich finde, das reicht für ihr Gemüt. Wenn ich ihr die ganze Geschichte erzählen würde, sie könnte es sowieso nicht glauben.
    Fest steht: Zu zweit haben wir sie viel besser im Griff. Alfonso, den sie Mr. Big nennt, hört ihr stundenlang zu. Das macht ihm gar nichts aus. Noch versteht er kaum ein Wort, aber er hat die Gabe, zu allem, was die Madame sagt, ein kluges Gesicht zu machen. Alles Wichtige erfährt er sowieso von mir. Ohne mich besonders hervortun zu wollen, aber die Großstadt kennt er nicht, da kann er einiges von mir lernen. Ans Essen hat er sich auch noch nicht richtig gewöhnt. Vor allem die Regelmäßigkeit der Mahlzeiten macht ihm zu schaffen. Und stell dir vor – er wusste nicht, was eine U-Bahn ist, und wäre vor Schreck beinahe umgefallen. (Er ist etwas wackelig, musst du verstehen, weil er nur noch drei Beine hat.) Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte es ein peinliches Schauspiel auf dem Markt gegeben. Nun, ich konnte durch mein Eingreifen das Schlimmste verhindern. Im Paradies waren wir auch schon. Denk dir nur – Fluse hat uns bei der Auswahl unserer neuen Geschirre geholfen. Madame hat welche mit Dekoration gekauft. Auf meinem ist zu lesen:   König unter den Blinden,   und auf Alfonsos Geschirr steht:   Immer noch schneller als du auf zwei Beinen . Ich weiß, dass das ironisch gemeint ist, aber ab und zu muss man bei den Menschen Milde walten lassen. Sie wissen es eben nicht besser. Alfonso hat zu seinem großen Erstaunen eine eigene Lagerstatt bekommen, die Dona Claras Ohrensessel ähnlich sieht. Die er übrigens über alles vermisst, ebenso wie den alten Oliveira. Das ist aber auch schon das Einzige, was ihn wirklich betrübt. Da sieht man mal, mit was für einem edlen Charakter er ausgestattet ist, dass ihm der Verlust eines Beines beinahe gar nichts ausmacht.
    In ein paar Tagen wird Alfonso uns das erste Mal zur Arbeit begleiten. Madame ist

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