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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Ich werde sie hier nennen zu Nutz und Frommen
     all derer, die fortan die Prinzipien einer vernünftigen Politik vertreten wollen.
    Erstens: Hätte ich gewußt, daß der Vatikan mit Lodovico Orsini zu verhandeln beabsichtigte, hätte ich von Anfang an abgeraten,
     sich mit diesem in Laster und Schulden verstrickten Edelmann überhaupt einzulassen. Zweitens: Ich hätte dem Vatikan mitgeteilt,
     welchen Verdacht die Corte bezüglich der beiden Banditen hegte, die in den Nora-Bergen den Reisenden auflauerten und Lösegeld
     von ihnen erpreßten. Ein Verdacht, der zur Gewißheit wurde, als sich die beiden Banditen in den Palast von Lodovico Orsini
     flüchteten.
    Drittens: Falls der Vatikan gegen meinen Rat doch mit Lodovico Orsini in Verhandlung getreten wäre, hätte ich dem Bargello
     gewiß nicht befohlen, in das Haus des Grafen einzudringen und die beiden Banditen zu verhaften. Da mir Lodovicos Stolz und
     der Jähzorn seines jüngeren Bruders Raimondo – mit dem Beinamen
il bruto
– bekannt waren, hätte ich befürchtet, daß diese Aktion mit einem blutigen Zwischenfall enden würde, wie es dann leider auch
     geschah.
    Dieses Scharmützel, in dem zwei Edelleute aus den angesehensten Familien fielen, setzte den Plänen des Vatikans ein Ende.
     Natürlich konnte Lodovico nach Raimondos Tod nicht neutral bleiben, ließ der Tod von Silla Savelli den römischen Adel nicht
     unberührt und mußte Fürst Orsini die Gelegenheit ergreifen, sich an die Spitze des Aufruhrs zu stellen, um Vittoria zu befreien.
    Sowenig es ursprünglich in der Absicht der Verschworenen lag, sie hätten zu keinem günstigeren Zeitpunkt losschlagen können:
     die Unzufriedenheit des Volkes hatte einen Höhepunkt erreicht, und ich werde erklären, warum.
    Der Papst als Herr der Christenheit und Oberhaupt eines Staates war im Besitz einer zwiefachen Gewalt: einer geistlichen und
     einer weltlichen, die beide zusammen ihm eine grenzenlose Macht verliehen. Gregor XIII. zeigte indes wenig Weisheit in ihrem
     Gebrauch. Vor allem verfiel er nur zu oft in den Fehler, die päpstliche Tiara mit der Fürstenkrone zu verwechseln.
    |283| Als Gregor XIII. ein Jahr vor dem Aufruhr in Geldnöten war, nahm er einigen Edelleuten die Lehnsgüter weg, die ihnen sein
     Vorgänger verliehen hatte, und da manche von den so Beraubten und Ruinierten allzu unerschrocken Klage führten, hat der Papst
     sie ohne weiteren Prozeß exkommuniziert und also dem Raub weiteres Unrecht hinzugefügt.
    Unter dem Pontifikat Gregors XIII. gab es eine Vielzahl von Exkommunizierungen aus anderen als Glaubensgründen; dadurch wurden
     Personen, denen die Kirche nichts vorzuwerfen hatte, hart getroffen und viele Gläubige verbittert. Zudem war dies nicht das
     einzige Beispiel für den bedauerlichen Mißbrauch geistlicher Macht im Dienste weltlicher Interessen. Mehr als einmal verhängte
     der Papst über einen politischen Gegner ein unwiderrufliches precetto, das die Ehe des Betroffenen annullierte. Weigerte sich
     der Unglückliche dann, seine eheliche Wohnung zu verlassen, lebte er fortan im Konkubinat, folglich im Stand der Todsünde,
     mit einer Frau, die er liebte und die noch tags zuvor seine legitime Gattin gewesen war. Über solchen Mißbrauch waren die
     einfachen Untertanen des Papstes ebenso entrüstet wie seine Theologen. Letztere stellten fest, wenn auch sehr vorsichtig,
     die Ehe sei ein von Gott gestiftetes Sakrament zwischen den Eheleuten; keine Macht der Welt habe das Recht, sie zu lösen.
    Aber auch in weltlichen Angelegenheiten herrschte seit dem Pontifikat Gregors XIII. die Willkür. Gewiß, Nepotismus war schon
     immer die Hauptschwäche des Papsttums gewesen. Doch auf Grund der Indolenz und Inkonsequenz Gregors XIII. gebrauchten seine
     Verwandten, denen er die wichtigsten Machtinstrumente anvertraut hatte, diese unkontrolliert und uneingeschränkt, je nach
     Laune, finanzieller Situation, Freundschaft oder Feindschaft. Sie scheuten sich nicht, ehrenwerte Männer, die ihnen mißfielen
     oder sich ihnen widersetzten, ohne Anklage, ohne Urteil und mithin ohne Strafbegrenzung in den Verliesen des Vatikans verschwinden
     zu lassen.
    Nicht ohne Skrupel erwähne ich hier auch jene Gegner des Papstes, die zwar von der Zahl her nicht ins Gewicht fielen, die
     aber den Vatikan um so entschiedener bekämpften, als ihre Gegnerschaft geheim bleiben mußte. Ich spreche von den Lutheranern,
     die durch Inquisition und Angst vor dem Scheiterhaufen zum wahren Glauben rekonvertiert

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