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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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daß er
     zum Thema Mesalliance eine andere Auffassung hatte.
    Diese Nuance entging dem Papst nicht, der abermals ein Lächeln andeutete. Seine Laune wurde übrigens im Verlauf der Audienz
     immer besser. Mit glänzenden Augen, rosigem Teint und genießerischem Mund schien er jeden einzelnen Moment auszukosten.
    »Geliebte Söhne«, sagte er, »welche Mittel schlagt Ihr gegen die von Euch so eindringlich geschilderten Übel vor?«
    »Damit das Verbrechen nicht demjenigen nütze, der es begangen hat‹, sagte ich mit allem Nachdruck, »und damit einem unschuldigen
     Sohn kein Schaden aus den Konsequenzen dieser skandalösen Verbindung erwachse, erlaube ich mir mit allem Respekt, Eurer Heiligkeit
     ein
precetto
zur Annullierung dieser unglückseligen Heirat nahezulegen.«
    »Ist der Großherzog einverstanden?« fragte der Papst.
    »Ja, Allerheiligster Vater«, antwortete Francesco mit mehr Festigkeit, als ich erwartet hatte.
    Er liebte Virginio sehr, und da er selbst keinen Sohn hatte, behandelte er ihn wie sein eigenes Kind.
    Der Papst richtete sich auf seinem Thron auf und sah uns mit freudeglänzenden Augen an.
    »Euer gemeinsames Ersuchen ist also folgendes: Ihr verlangt ein
precetto
, das die Ehe des Fürsten Orsini mit der Witwe Peretti für ungültig erklärt. Ist es das?«
    »Ja, Allerheiligster Vater.«
    |321| »Sind der Kardinal di Medici und der Großherzog von Toskana bereit, Uns ein schriftliches Ersuchen um ein precetto einzureichen?«
    »Ja, Allerheiligster Vater«, sagte ich.
    »Ja, Allerheiligster Vater«, sagte Francesco mit einer kleinen Verzögerung.
    In den Augen des Papstes leuchtete einen Moment lang der Triumph auf. Wie ein kurzer Blitz. Dann senkte er wieder die Lider.
    »In Euerm Ersuchen, geliebte Söhne, sollten Eure Befürchtungen bezüglich der materiellen Interessen des Fürsten Virginio nicht
     zur Sprache kommen, denn sie sind rein hypothetisch, und ein Urteil darf sich in seiner Begründung nicht auf Hypothesen stützen.
     Die Mesalliance, wenn es denn eine ist«, er warf einen schnellen Blick auf Francesco, »sollte auch nicht in den Vordergrund
     gestellt werden. Denn das ist ein zu weltlicher und mithin anfechtbarer Beweggrund. Es sollten nur die skandalösen Seiten
     dieser Ehe, zumindest sofern sie Euch bekannt sind, in Betracht gezogen werden.«
    »Allerheiligster Vater«, bemerkte ich, »bei der Abfassung dieses Ersuchens werde ich Eure wertvollen Empfehlungen getreulich
     und respektvoll zu beherzigen wissen.«
    »Trotzdem dürft Ihr, geliebte Söhne, keinen sicheren Erfolg erwarten«, fuhr der Papst lebhaft fort. »Es gibt auf diesem Weg
     viele Dornen und wenig Rosen. Wie Ihr wißt, hat man Uns ob der früher von Uns in Eheangelegenheiten erlassenen
precetti
heftige Vorwürfe gemacht. Es hat viel Geschrei gegeben, vor allem seitens der Theologen, dieser unglückseligen Schwätzer,
     die da glauben, Gottes Willen besser zu kennen als Wir. Wir möchten nicht erneut diese scharfe Kritik herausfordern, zumal
     es sich um den Anführer des Aufstandes handelt, so daß böse Zungen behaupten könnten, Wir hegten persönliche Rachegelüste
     …«
    Bei diesen Worten schlug er die Augen nieder, hob sie aber sofort wieder, um in heiterster Stimmung zu seinen frommen Witzchen
     überzugehen, für die er berühmt war.
    »Wir werden sehen. Man muß Geduld haben. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Und nichts in Rom läßt sich an einem Tag
     regeln, vor allem nicht im Vatikan … Gehet hin in Frieden, geliebte Söhne.«
    |322| Er segnete uns, und wir verließen ihn, rückwärts gehend, wie es das Zeremoniell vorschreibt. Weder Francesco noch ich sagten
     ein Wort, solange wir in diesem riesigen Palast waren, in dem selbst die Mauern Ohren haben, wie es heißt.
    Ich ließ den Großherzog von Toskana in meiner Kutsche Platz nehmen, bevor ich mich neben ihn setzte und dem Offizier, der
     meine Eskorte befehligte, Anweisung gab, zu meinem Palast zurückzufahren. Ich präzisierte nicht, zu welchem, er wußte ohnehin
     Bescheid.
    Ich besitze in Rom zwei Paläste, von denen ich aus Sparsamkeit nur den kleineren bewohne und den größeren sehr teuer vermiete.
     Darüber lachen die anderen Kardinäle heimlich: »Medici«, so sagen sie, »ist Sohn und Enkel von Bankiers. Der Apfel fällt eben
     nicht weit vom Stamme.« Das stimmt. Aber ich bin auf diese Weise nicht gezwungen, meine Stimme im Konklave an Philipp Il.
     von Spanien zu verkaufen, um leben zu können!
    Ich zog die Vorhänge der

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