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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ist, noch verstehen. Aber
     er …
    Plötzlich kommt Marcello auf mich zu. Wortlos packt er mich mit einer Hand am Haar, mit der anderen hält er mir den Mund zu
     (wie auch beim ersten Mal), zwingt mich aufzustehen, stößt mich aufs Bett, legt sich auf mich und nimmt mich brutal. Schwer
     liegt er mit seinem ganzen Gewicht auf mir, sieht mich wild an und zischt mir ins Ohr: »Hör gut zu! Wenn du zum Schluß schreist,
     wie sonst immer, erwürge ich dich!« Mit beiden Händen preßt er meine Oberarme so fest, daß ich trotz seines Verbots am liebsten
     aufstöhnen würde. Ich sehe sein konvulsivisch zuckendes Gesicht über mir, er küßt mich nicht, und während er meinen Bauch
     bearbeitet, keucht er: »Du bist nur eine kleine miese Hure. Ich hasse dich!« Doch er kann sagen und tun, was er will, mich
     töten, zermalmen, beschimpfen: alles macht mich trunken vor Lust.
    Als er fertig ist, löst er sich von mir und rollt sich auf die Seite. Plötzliche Müdigkeit übermannt ihn. Er schließt die
     Augen. Er schläft wie ein Kind. Ich stütze mich auf den Ellenbogen, um ihn zu betrachten. Der Widerschein des Feuers rötet
     seinen Körper. Er sieht herrlich aus. Im Schlaf gehört er mir allein. Dieser Dummkopf! Er hat seinen schnellen Männersieg
     gehabt, aber mein Vergnügen dauert noch an. Es klingt in mir nach. Um nichts auf der Welt würde ich mit dir tauschen, Marcello.
     Das sagt dir deine kleine miese Hure.
    Lautloses Lachen schüttelt mich. So weit bin ich jetzt: ich genieße, ohne zu stöhnen; ich lache, ohne einen Ton von mir zu
     geben. So wollen uns die Männer haben! Und sogar die Signora gehorcht, dem Schweigen auf der anderen Seite nach zu urteilen.
     Das muß mein letzter Gedanke vorm Einschlafen gewesen sein, denn beim Erwachen am Morgen kehrt er mir deutlich ins Bewußtsein
     zurück.

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    |165| KAPITEL VI
    Aziza:
     
    Als ich Paolo bat, ihn auf der Galeere nach Santa Maria begleiten zu dürfen, lehnte er zunächst ab. Dann entsann er sich,
     wie seefest ich gewesen war, als ich ihm seinerzeit an Bord der venezianischen Galeere gedient hatte; er ließ sich erweichen
     und stimmte zu. Das Angebot Lodovicos, ihn zu begleiten, nahm er ebenfalls an, aber widerwillig und, wie mir schien, mehr
     aus abergläubischem Respekt vor Familienbanden denn aus Freundschaft. Mein Verdacht bestätigte sich, als Paolo, kurz bevor
     er das Landungsboot bestieg, nicht Lodovico das Kommando über die Galeere anvertraute, sondern seinem Ersten Offizier, dem
     er seine Instruktionen so erteilte, daß die anderen sie nicht hören konnten.
    Die Überfahrt von Neapel nach Santa Maria dauerte drei Tage, und je näher wir unserem Ziel kamen, um so wilder wurde das Meer
     und um so größer die Angst, die mir die Kehle zuschnürte, denn Paolos Unternehmen erschien mir sehr gewagt. Da ich jedoch
     wußte, wie unbeirrbar er dazu entschlossen war, sagte ich nichts. Ich verheimlichte ihm sogar meine quälende Furcht und blieb
     bis zuletzt so, wie er mich immer gekannt und gewünscht hatte: heiter, liebenswürdig und ihm gehorsam. Während der Überfahrt
     nahm Paolo zweimal meine Liebesdienste in Anspruch, was mich überglücklich machte, aber auch verwunderte und in gewisser Weise
     demütigte: offensichtlich bestand für ihn überhaupt keine Verbindung zwischen dem Vergnügen mit mir und seiner großen Liebe
     zu Vittoria.
    Als wir uns Santa Maria näherten, ließ Lodovico durch Folletto um eine Unterredung mit Paolo bitten. Paolo willigte ein, befahl
     mir aber vorher, mich in sein Bett zu legen, die Bettvorhänge zuzuziehen und mich nicht bemerkbar zu machen, aber genau zuzuhören,
     was ich auch tat. Allerdings schlossen die Vorhänge nicht ganz dicht, so daß ich Lodovico beobachten konnte, der an dem im
     Boden verschraubten kleinen Tisch Platz genommen hatte, wo bei den Mahlzeiten Paolo saß. Von |166| Paolo konnte ich nur den Rücken und die rechte Schulter sehen. An seinem mir gut bekannten Tonfall erriet ich seinen Gesichtsausdruck.
     Während der Unterhaltung der beiden Männer mußte ich mich an der Bettkante festkrallen, denn die Galeere schlingerte und stampfte
     beängstigend, und ich hörte die heftigen Wellenschläge gegen den Schiffsrumpf, der bei jedem neuen Stoß ächzte und krachte.
    »Paolo, du siehst, was für ein Wetter das ist«, begann Lodovico. »Sag nicht, daß du immer noch beabsichtigst, bei Einbruch
     der Nacht ein Boot zu Wasser zu lassen und zusammen mit diesem Intriganten an die Küste

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