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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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zu rudern. Das wäre Wahnsinn!«
    »Würde Marcello diesen Wahnsinn mitmachen, wenn er ein Intrigant wäre? Normalerweise setzen Intriganten nicht ihr Leben aufs
     Spiel. Das müßtest du wissen.«
    »Lassen wir Marcello beiseite. Du siehst doch selbst: das Meer ist außer Rand und Band. Du rast in dein Verderben.«
    »Jeder muß einmal sterben«, sagte Paolo leichthin und scherzhaft. »Und bedenkt man’s recht: wofür sollte ich leben?«
    »Für Virginio.«
    »In meinem Testament ist er reich bedacht worden. Und im übrigen ist er auf Grund meiner langen Abwesenheit von seinen Onkeln
     erzogen worden und daher heute eher ein Medici denn ein Orsini.«
    »Trotzdem bleibt er dein Sohn.«
    »Und du mein leiblicher Vetter«, meinte Paolo ironisch, »und Medici mein Schwager. Wir sind eine einträchtige Familie.«
    »Ach Paolo, bitte! Reden wir ernsthaft! Vergangene Nacht hatte ich einen schrecklichen Traum wegen deines wahnsinnigen Unterfangens:
     auf der Rückkehr zur Galeere kenterte dein Boot. Marcello, Vittoria und du selbst, ihr seid ertrunken.«
    »Das wäre ziemlich traurig für uns drei«, sagte Paolo, immer noch leichthin. »Und traurig auch für dich, Lodovico.«
    »Zweifelst du daran, Paolo?« fragte Lodovico mit einer Falschheit, die mir nicht entging.
    »Keineswegs. Ich bin mir bewußt, dir immer ein guter Verwandter gewesen zu sein,
carissimo
: aufgeschlossen und großzügig. Virginio, fürchte ich, wird anders zu dir sein, sosehr du dir jetzt seine Interessen angelegen
     sein läßt.«
    |167| »Warum sagst du das, Paolo?« fragte Lodovico mit sichtlichem Unbehagen.
    »Weil Virginio jetzt ein Medici ist. Die Medicis sind Bankiers. Sie rücken nicht gern was raus.«
    »Du bist ungerecht mir und ihnen gegenüber. Du liebst die Medicis nicht.«
    »Im Gegenteil, ich liebe sie sehr. Aber ich kann ihnen nicht verzeihen, daß sie mich nach dem Ehebruch ihrer Schwester so
     sehr gedrängt haben, Isabella zu töten.«
    »Am Ende hast du sie ja auch getötet – nur aus anderen Gründen, die vielleicht weniger ehrenhaft sind.«
    » Carissimo
, über die Ehre der älteren und über die der jüngeren Linie der Orsinis gäbe es gewiß sehr viel zu sagen.«
    Ich konnte den Fürsten nicht sehen, aber ich wußte genau, daß er bei diesen Worten auf eine bestimmte Art lächelte, denn seine
     Stimme war scharf wie ein Peitschenhieb. Lodovico hat das gespürt, denn ein Zucken lief über sein Gesicht. Aber er behielt
     sich in der Kontrolle.
    »Du kannst jedenfalls nicht abstreiten, Paolo«, sagte er kalt, »daß du den Entschluß, Isabella zu töten, nach deiner Begegnung
     mit Vittoria Peretti gefaßt hast.«
    »Ja, das stimmt. Aber im Gegensatz zu deinen und Raimondos Vermutungen war er kein Resultat dieser Begegnung. Ich hatte den
     Entschluß gefaßt, bevor ich Vittoria schrieb und bevor sie mir ihren Ring als Zeichen ihrer Gefühle schickte. Der Majordomus
     von Bracciano hatte mir berichtet, daß Isabella so weit gesunken war, sich Küchenjungen und Maultiertreibern hinzugeben. Diesen
     Skandal durfte ich nicht länger dulden.«
    Ich war sehr überrascht. Denn bisher hatte ich darin Lodovicos Meinung geteilt. Ich kannte indes die Wahrheitsliebe des Fürsten
     und zweifelte nicht an seiner Aufrichtigkeit. Lodovico dagegen glaubte ihm nicht, wie ich an seinem Gesicht ablesen konnte.
     Ein seltsames Gesicht übrigens. Auf den ersten Blick sehr hübsch. Doch bei näherem Hinsehen erscheint es einem häßlich ob
     der sich darin widerspiegelnden Gemeinheit.
    »Ich glaube dir, Paolo, wenn du es mir so sagst«, sagte Lodovico endlich in einem Ton, der zwischen Frechheit und Schmeichelei
     schwankte. »Aber lassen wir Isabella ruhen. Weißt du, Paolo, ich will an deine Vernunft appellieren. Sieh dir das Meer an!
     Deine Chancen für eine glückliche Landung stehen nicht |168| einmal eins zu hundert. Wie kannst du nur zu einer solchen Torheit bereit sein?«
    »Weil ich Vittoria liebe«, sagte Paolo mit ironisch-scherzhaftem Unterton.
    »Und wie soll man sich diese Liebe erklären, wo du Vittoria nur zwei Minuten gesehen hast?«
    »Hier rühren wir an eins der Mysterien des menschlichen Herzens.«
    Er lachte, stand auf, legte den Arm mit allen Zeichen einer herzlichen Zuneigung um Lodovicos Schulter und begleitete ihn
     zur Tür, die er sofort hinter ihm verriegelte.
    Wie war ich überrascht und dabei überglücklich, als ich Paolo auf das Bett zukommen, die Vorhänge beiseite schieben und sich
     zu mir legen sah; er schob den

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