Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
mich mit Strom zu braten«, sagte der Mann, als ob er es sich jetzt erlauben könnte, den Witz darin zu sehen. »Komm hier raus, dreh dich um und setz dich rittlings auf die Mittelkonsole! Ganz langsam! So ist es gut. Jetzt beug dich vor und stütz die Hände auf den Sitz!«
    Sie landete neben Rydell, die Beine zu beiden Seiten der Instrumentenkonsole, mit dem Gesicht nach hinten. Als ob sie ein Spielzeugpferd reiten würde.
    Auf diese Weise musste er seine Kanone nur um fünf Zentimeter bewegen, um sie beide in den Kopf zu schießen.
    »Ich möchte, dass du deine Jacke ausziehst«, sagte er zu ihr. »Dazu wirst du die Hände vom Sitz nehmen müssen. Sieh zu, dass du immer wenigstens eine Hand auf dem Sitz behältst. Lass dir ruhig Zeit.«
    Als sie die Jacke so weit ausgezogen hatte, dass sie sie nur noch von der linken Schulter schütteln musste, fiel sie herunter, gegen die Beine des Mannes.
    »Sind da irgendwelche Spritzen drin?«, fragte er. »Irgendwelche Messer oder andere gefährliche Gegenstände?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Was ist mit elektrischen Ladungen? Auf dem Sektor hast du dir ja schon einiges geleistet.«
    »Nur die Brille von diesem Arschloch und ein Telefon.«

    »Siehst du, Rydell«, sagte er. »›Das Arschloch‹. So wird man ihn im Gedächtnis behalten. Namenlos. Noch so ein namenloses Arschloch …« Er durchsuchte die Jackentaschen mit seiner freien Hand, brachte das Etui und das Telefon zum Vorschein und legte sie auf die tiefe, gepolsterte Verschalung am Armaturenbrett des Wohnmobils. Rydell hatte jetzt den Kopf rumgedreht und beobachtete ihn, obwohl er es ihm verboten hatte. Er sah zu, wie die behandschuhte Hand das Etui nach dem Gefühl aufmachte und die schwarze Brille herausnahm. Das war das einzige Mal, dass die Augen nicht auf ihn gerichtet waren, als sie diese Brille musterten, und das dauerte ungefähr eine Sekunde.
    »Das ist sie«, sagte Rydell. »Nun haben Sie sie.«
    Die Hand legte sie ins Etui zurück und machte es zu. »Ja.«
    »Und jetzt?«
    Das Lächeln erlosch. Als das geschah, sah es so aus, als ob er keine Lippen hätte. Dann kam es zurück, diesmal noch breiter und unverschämter.
    »Meinst du, du könntest mir eine Cola aus dem Kühlschrank holen? Alle Fenster und die Tür da hinten sind verriegelt. «
    »Sie wollen ’ne Cola ?« Es klang ungläubig. »Sie werden mich erschießen, wenn ich aufstehe.«
    »Nein«, sagte er, »nicht unbedingt. Ich möchte nämlich eine Cola. Mein Hals ist ein bisschen trocken.«
    Sie drehte den Kopf, um Rydell anzusehen. Ihre Augen waren groß vor Furcht.
    »Hol ihm seine Cola«, sagte Rydell.
    Sie stand von der Konsole auf und zwängte sich nach hinten durch, aber nur bis zur Tür, wo der Kühlschrank war.
    »Schau nach vorn«, mahnte er Rydell. Rydell sah in der Windschutzscheibe, wie das Licht im Kühlschrank anging, und erhaschte einen Blick auf sie, wie sie dort hockte.

    »C-Cola light oder ’ne normale?«, fragte sie.
    »Light, bitte.«
    »Classic oder entkoffeiniert?«
    »Classic.« Er gab einen kleinen Laut von sich, den Rydell für ein Lachen hielt.
    »Da sind keine Gläser.«
    Wieder dieser Laut. »Gib mir die Dose.«
    »Ist ’n b-bisschen was übergelaufen«, sagte sie, »m-meine Hand zittert …«
    Rydell schaute zur Seite und sah, wie er die weißrote Dose nahm. Etwas braune Cola tropfte an der Seite runter. »Danke. Du kannst dir jetzt die Hose ausziehen.«
    »Was?«
    »Die schwarze Hose, die du anhast. Zieh sie einfach langsam runter. Aber die Socken gefallen mir. Die wollen wir mal anlassen.«
    Rydell fing den Ausdruck auf ihrem Gesicht auf, das sich in der schwarzen Windschutzscheibe spiegelte, und sah dann, wie es irgendwie leer wurde. Sie bückte sich und zog die enge Hose runter.
    »Jetzt setz dich wieder auf die Konsole. Gut so. Genau wie vorher. Lass mich dich anschauen. Willst du auch mal gucken, Rydell?«
    Rydell drehte sich um und sah sie dort hocken, ihre nackten Beine glatt und muskulös, fahlweiß im Licht der Innenbeleuchtung. Der Mann trank einen großen Schluck Cola und beobachtete Rydell über den Rand hinweg. Er stellte die Dose auf die Verschalung des Armaturenbretts und wischte sich den Mund mit dem Rücken seiner behandschuhten Hand ab. »Nicht schlecht, hm, Rydell?«, mit einem Nicken zu Chevette Washington. » Lässt sich was mit anfangen, würde ich sagen.«
    Rydell sah ihn an.
    »Macht dich das nervös, Rydell?«
    Rydell antwortete nicht.

    Der Mann gab den Laut von sich, der ein Lachen gewesen

Weitere Kostenlose Bücher