Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
zweimal, und zingo. Aber jetzt hat man diese Schlösser nicht mehr. Manche Leute tragen sie als Schmuck. Welche von diesen Hirngeschädigten, kannst du gar nicht übersehen … Ich hab sie eines Tages gefunden. Sie wollten sie zum Ende runtertragen und sie der Stadt übergeben. Hab ihnen erklärt, sie wäre eh tot, bevor sie dort ankommen würden, und sie sollten bloß verduften. Hab sie hier raufgebracht. Könnte ich immer noch tun. Warum? Zum Teufel. Darum. Wenn du jemand sterben siehst, gehst du dann einfach vorbei, als ob’s bloß Fernsehen wäre?
37 CENTURY CITY
Chevette wusste nicht, was sie von Los Angeles halten sollte.
Die Palmen fand sie aber doch ziemlich merkwürdig.
Auf dem Herweg hatte Subletts Elektrowagen hinter einem großen Sattelschlepper mit dem Schriftzug A-LIFE INSTAL-LATIONS, NANOTRONISCHE VEGETATION auf der Rückseite gehalten, aus dem die Kronen dieser künstlichen Palmen herausragten, in Plastikfolie verpackt.
Das hatte sie alles schon mal mit Skinner zusammen im Fernsehen gesehen, wie sie diese Bäume als Ersatz für diejenigen einpflanzten, die das Virus getötet hatte, irgendein mexikanisches Virus. Sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Tunnel der Magnetschwebebahn, der durch die Bucht führte, oder mit dem, was diese Sunflower Company Rydell und Sublett zufolge in San Francisco machen wollte; mit diesen Dingern, die irgendwie wuchsen , aber nur, weil sie aus all diesen winzigen Maschinchen bestanden.
In einer Sendung, die sie mit Skinner gesehen hatte, wurde erzählt, diese neuen Bäume seien so konstruiert, dass alle Arten von Vögeln und Ratten und so weiter in ihnen nisten könnten, genau wie in denen, die eingegangen waren. Skinner hatte ihr erzählt, er sei in L. A. mal mit einem Jeep gegen eine echte Palme gefahren, und da seien ungefähr zehn Ratten rausgefallen, auf der Kühlerhaube gelandet und einfach sitzen geblieben, bis sie Angst bekommen hätten und weggelaufen seien.
Jedenfalls war es ganz anders als San Francisco. Ihre Gefühle waren zwiespältig. Einmal schien es ihr einfach ein
Haufen Zeug zu sein, das sich weitgehend willkürlich in alle Himmelsrichtungen erstreckte, dann wiederum hatte sie das Gefühl, dass es ein wirklich großer Ort war, mit Bergen im Hintergrund und lauter Energie, die darin im Umlauf war und Dinge erhellte. Das lag vielleicht daran, dass sie bei Nacht angekommen waren.
Sublett hatte einen kleinen weißen europäischen Wagen namens Montxo. Das wusste sie, weil sie auf dem ganzen Weg von Paradise hierher das Logo am Armaturenbrett vor der Nase gehabt hatte. Sublett sagte, es reime sich auf Poncho. Er war in Barcelona gebaut, und man schloss ihn einfach an eine Steckdose im Haus an und ließ ihn dran, bis er aufgeladen war. Er machte nicht viel mehr als vierzig Meilen auf dem Highway, aber Sublett wollte wegen seiner Allergien nichts anderes fahren. Sie sagte, er hätte Glück, dass es Elektroautos gab; er hatte ihr alles über seine Angst vor elektromagnetischen Feldern und Krebs und so weiter erzählt.
Sie hatten seine Mutter mit dieser Mrs Baker allein gelassen, als die beiden sich im Fernsehen gerade Spacehunter — Jäger im All ansahen. Sie waren richtig aufgeregt, weil es Molly Ringwalds erster Film war, wie sie sagten. Aber sie gerieten wegen nahezu allem derart aus dem Häuschen, und Chevette hatte nicht die geringste Ahnung, über wen sie redeten.
Rydell hing die ganze Zeit am Telefon, und sie mussten zweimal anhalten und neue Batterien kaufen. Sublett bezahlte.
Es machte sie irgendwie nervös, dass Rydell ihr nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte. In dem Motel hatten sie wieder in einem Bett geschlafen, ohne dass was passiert war, obwohl Sublett draußen im Montxo übernachtet hatte, auf den umgeklappten Sitzen.
Im Moment redete Rydell immer nur mit diesen Leuten von der Republik der Sehnsucht, die Lowell kannte, aber
über das normale Telefon, und versuchte, Nachrichten in jemandes akustischem Briefkasten zu hinterlassen. Mr Mom oder so. Ma. Da er jedoch nicht glaubte, dass der Empfänger sie erhielt, hatte er die Sehnsucht-Leute angerufen und ihnen die ganze Geschichte lang und breit erzählt, alles, was ihnen zugestoßen war, und die hatten es aufgezeichnet und sollten es nun in den akustischen Briefkasten dieses Mr Ma überspielen. Rydell sagte, sie würden ihn damit so vollstopfen, dass keine anderen Nachrichten mehr reinpassten. Das müsste seine Aufmerksamkeit erregen, meinte er.
Als sie in L. A. angekommen waren
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