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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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dort, bis der Ballast der darunter festgebundenen Kamera es stabilisierte. »Gottes kleines Spielzeug« nannte Tessa ihren silbernen Ballon. Körperloses Auge. Sie ließ ihn auf der Suche nach Bildfragmenten langsam durchs Haus kreuzen. Jeder, der hier wohnte, zeichnete fortwährend alle anderen auf, außer Iain, aber der trug einen Motion-Capture-Anzug, schlief sogar darin und hielt dadurch jede seiner Bewegungen fest.
    Der Trainer, ein echtes Hochleistungsgerät, bemerkte Chevettes nachlassende Konzentration und wurde seufzend langsamer, die komplexe Hydraulik begann sich zu dekonfigurieren. Der schmale Keil des Sattels zwischen ihren Schenkeln wurde breiter, spreizte sich zum Gesäßträger im Beach-Bike-Modus. Die Lenkerstangen klappten aus, fuhren hoch und hoben ihre Hände. Sie trat weiter in die Pedale, aber der Trainer bremste sie jetzt ab.
    »Tut mir leid.« Tessas Stimme aus dem winzigen Lautsprecher. Aber Chevette wusste, dass es nicht stimmte.
    »Mir auch«, sagte Chevette, als die Pedale einen letzten Bogen beschrieben und sich arretierten, damit sie absteigen konnte. Sie klappte den Lenker hoch, stieg ab, schlug gegen den Ballon und verdarb Tessa die Aufnahme.
    »Une petite problemette. Betrifft dich, glaube ich.«
    »Was?«
    »Komm in die Küche, dann zeig ich’s dir.« Tessa schaltete einen Propellersatz in den Rückwärtsgang und drehte den Kameraträger in der Achse. Dann beide auf vorwärts, und er segelte durch die Tür in die Garage zurück. Chevette folgte ihm, nahm ein Handtuch von einem in den Türpfosten geklopften Nagel und machte die Tür hinter sich zu. Sie hätte sie schließen sollen, bevor sie auf den Trainer gestiegen war, hatte es aber vergessen. Gottes kleines Spielzeug konnte keine Türen öffnen.
    Das Handtuch musste mal gewaschen werden. Es war ein bisschen steif, stank aber nicht. Sie wischte sich damit den Schweiß aus den Achselhöhlen und von der Brust. Sie holte den Ballon ein, tauchte unter ihm durch und betrat die Küche.
    Spürte, wie Kakerlaken in Deckung huschten. Jede ebene Fläche außer dem Fußboden stand voll mit ungespültem Geschirr, Leergut und Teilen von Aufzeichnungsgeräten. Am Tag vor dem Brand hatten sie eine Party gefeiert, und bisher hatte noch niemand aufgeräumt.
    Kein Licht, aber ein paar Kontrolllämpchen und das methodische Flackern, als das Sicherheitssystem von einer externen Nachtsichtkamera zur nächsten schaltete. »4:32« stand in der Ecke des Bildschirms. Sie hatten etwa die Hälfte der Sicherheitseinrichtungen abgeschaltet, weil den ganzen Tag über ein reges Kommen und Gehen herrschte und immer jemand da war.
    Das Surren des Trägers, als Tessa ihn hinter ihr heranfuhr.
    »Was ist?«, fragte Chevette.

    »Sieh dir die Auffahrt an.« Chevette ging näher an den Bildschirm heran. Die Terrasse, die über den Sand hinausragte …
    Der freie Raum zwischen Haus und Nebenhaus …
    Die Auffahrt. Mit Carsons Wagen drin.
    »Scheiße«, sagte Chevette, als der Lexus erst dem Blick zwischen die Häuser auf der anderen Seite, dann dem Bild einer Kamera unter der Terrasse wich.
    »Steht schon seit drei Uhr vierundzwanzig da.«
    Die Terrasse …
    »Wie hat er mich gefunden?«
    Der Raum zwischen den Häusern …
    »Websuche vermutlich. Bildvergleich. Jemand hat Bilder von der Party hochgeladen. Auf einigen warst du drauf.«
    Der Lexus in der Auffahrt. Niemand drin.
    »Wo ist er?«
    Der Raum zwischen den Häusern …
    Unter der Terrasse …
    »Keine Ahnung«, sagte Tessa.
    »Wo bist du?«
    Wieder die Terrasse. Wenn man sich das länger anschaute, sah man schon Dinge, die gar nicht da waren. Sie blickte zum Chaos auf dem Küchentresen hinüber und sah ein dreißig Zentimeter langes Schlachtermesser in den Überresten eines Schokoladenkuchens liegen, die Klinge von Dunklem verklumpt.
    »Oben«, sagte Tessa. »Am besten, du kommst rauf.«
    Chevette fror auf einmal in ihrer kurzen Radlerhose und dem T-Shirt. Erschauerte. Verließ die Küche und ging ins Wohnzimmer. Vordämmerung grau vor den Glaswänden. Iain, der Engländer, lag ausgestreckt und leise schnarchend auf einem langen Ledersofa; über seinem Brustbein blinkte ein rotes LED an seinem Motion-Capture-Anzug. Chevette hatte immer den Eindruck, dass Iains untere Gesichtshälfte ein bisschen unscharf war; unregelmäßige Zähne, verschiedene
Farben, als wäre er leicht gepixelt. Verrückt, sagte Tessa. Und er wechselte nie den Anzug, in dem er jetzt schlief; trug ihn so eng wie ein Korsett.
    Er murmelte im

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