Idoru
Laney. Ich meine, eine fixe Idee ist ja gut und schön, aber auf diese Weise pausenlos über ihn herzuziehen, während du ihr das Ding dermaßen brutal in den Rachen steckst …«
Er wäre beinahe hingefallen, als er aus dem Sessel hochkam.
Er konnte die Bedienungselemente nicht finden. Drähte hinten dran. Er riß die ersten drei raus, die er finden konnte. Der dritte war es.
»Geht das aufs Konto von Lo/Rez, Laney? Sex and Drugs and Rock’n’Roll? Eigentlich müßtest du die Dinger doch aus dem Fenster werfen, oder?«
»Was soll das alles, Kathy? Willst du’s mir nicht endlich sagen?«
Sie lächelte ihn an. Genau das Lächeln, an das er sich von seinem Vorstellungsgespräch her erinnerte. »Darf ich dich Colin nennen?«
»Kathy: Leck mich.«
Sie lachte. »Kann sein, daß wir zum Ausgangspunkt zurückgekehrt sind, Laney.«
»Wieso?«
»Betrachte das hier als Vorstellungsgespräch.«
»Ich hab schon ’nen Job.«
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»Wir bieten dir noch einen an, Laney. Den kannst du nebenher machen.«
Laney schleppte sich zum Sessel zurück. Ließ sich so langsam wie möglich hineinsinken. Und schnappte vor Schmerz nach Luft.
»Was ist?«
»Rippen. Verletzt.« Er fand eine halbwegs bequeme Sitzposition.
»Bist du in eine Schlägerei geraten? Ist das Blut?«
Sie wußte also nicht, wo er vorhin gewesen war. Und das bedeutete, daß sie ihn hier nicht beobachtet hatten. »Ich war in ’nem Club.«
»Wir sind hier in Tokio, Laney. Hier gibt’s keine Schlägereien in Clubs.«
»War sie das wirklich? Seine Tochter?«
»Na klar. Und sie wird überglücklich sein, wenn sie bei Slitscan darüber sprechen kann, Laney. Zu sadistischen Spielchen verführt von einem Kerl, der sich an sie rangemacht hat und von ihrem berühmten, liebevollen Vater besessen ist.
Welcher übrigens Vernunft angenommen hat. Er arbeitet jetzt mit uns zusammen.«
»Warum? Weshalb tut sie das? Weil er’s ihr befohlen hat?«
»Weil«, sagte Kathy mit einem Blick, aus dem die Sorge sprach, er könnte möglicherweise auch einen Gehirnschaden davongetragen haben, »sie ebenfalls eine aufstrebende Schauspielerin ist, Laney.« Sie sah ihn hoffnungsvoll an, als würde sein Denkapparat vielleicht plötzlich zu arbeiten beginnen. »Der große Durchbruch.«
»Das soll ihr großer Durchbruch sein?«
»Ein Durchbruch ist ein Durchbruch«, sagte Kathy Torrance.
»Und weißt du was? Ich versuche, statt dessen dir einen zu verschaffen. Jetzt, in diesem Moment. Ich gebe mir wirklich -248—alle Mühe. Und es wäre nicht der erste, nicht wahr?«
Das Telefon klingelte. »Geh lieber mal ran«, sagte sie und hielt ihm die weiße Zedernholzplatte hin.
»Ja?«
»Datenbasis Fan-Aktivitäten.« Es war Yamasaki. »Sie müssen jetzt darauf zugreifen.«
»Wo sind Sie?«
»In Hotelgarage. Mit Van.«
»Hören Sie, ich bin im Moment nicht so gut beieinander. Hat das nicht noch ’n bißchen Zeit?«
»Zeit?« Yamasakis Stimme klang entsetzt.
Laney sah Kathy Torrance an. Sie trug etwas Schwarzes, das so gerade ihr Tattoo verdeckte. Ihre Haare waren jetzt kürzer.
»Ich komme runter, sobald ich kann. Halten Sie mir den Zugang offen.« Er legte auf, bevor Yamasaki etwas erwidern konnte.
»Worum ging es?«
»Shiatsu.«
»Du lügst.«
»Was willst du, Kathy? Worum geht es dir?«
»Um ihn. Ich will ihn. Ich will einen Zugang. Ich will wissen, was er vorhat. Ich will wissen, was er sich dabei denkt, ein Stück Japanische Software zu vögeln.«
»Zu heiraten«, sagte Laney.
Ihr Lächeln erlosch. »Verbesser mich nicht, Laney.«
»Du willst, daß ich ihn ausspioniere.«
»Daß du Recherchen anstellst.«
»Quatsch.«
»Wie du meinst.«
»Und wenn ich was rausfinde, was du brauchen kannst, dann -249—würdest du von mir verlangen, ihm eine Falle zu stellen.«
Das Lächeln kehrte zurück. »Machen wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten.«
»Und was kriege ich?«
»Ein Leben. Ein Leben, in dem du nicht als besessener Killer gebrandmarkt bist, der sich an die attraktive Tochter des Objekts seiner Besessenheit rangemacht hat. Ein Leben, in dem nicht öffentlich bekannt ist, daß du durch eine Reihe katastrophaler pharmazeutischer Experimente unwiderruflich und auf gräßliche Weise umgepolt worden bist. Ist das nichts?«
»Und was ist mit ihr? Der Tochter? Hat sie das mit diesem Hillman alles umsonst gemacht?«
»Liegt ganz bei dir, Laney. Arbeite für uns, verschaff mir, was ich haben will, und sie hat richtiges Scheiß-Pech.«
»So einfach ist
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