Idoru
warst nicht da. Irgendwas …«
»Ich weiß. Hast du’s gesehen?« Als Zona an dem Weihnachtsbaum vorbeikam, zeigten sich in dessen rundem, silbernem Zierat schwarze Augenhöhlen; sämtliche Paare drehten sich, um ihr zu folgen.
»Nein. Ich dachte, ich hätte es gehört.«
»Ich weiß nicht, was es ist.« Zonas Präsentation war noch quecksilbriger und sprunghafter als sonst. »Ich bin hergekommen, um mir Rat zu holen. Sie haben mir erzählt, du seist in meinem Site gewesen und seist jetzt hier …«
»Du kennst diesen Ort?«
»Jemand von hier hat mir geholfen, meinen Site anzulegen.
Es ist unmöglich, ohne Einladung herzukommen, verstehst du?
Mein Name steht auf einer Liste. Aber ohne Begleitung darf ich nicht nach unten, in die Stadt selbst.«
»Zona, ich bin in solchen Schwierigkeiten! Wir verstecken uns in so einem gräßlichen Hotel, und Maryalice ist da …«
»Dieses Miststück, das dich zu ihrem Packesel gemacht hat, ja? Sie ist wo?«
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»In dem Zimmer in diesem Hotel. Sie hat gesagt, sie hat sich von ihrem Freund getrennt, und das Nano-Ding gehört ihm …«
»Das was?«
»Sie sagt, es ist so was wie ’n Nano-Assembler.«
Zona Rosas Züge wurden scharf, als ihre schweren Augenbrauen nach oben zuckten. »Nanotechnologie?«
»Das ist in deiner Tasche?« erkundigte sich Masahiko.
»In Plastik eingewickelt.«
»Einen Moment.« Er verschwand.
»Wer ist das?« fragte Zona.
»Masahiko. Mitsukos Bruder. Er wohnt hier.«
»Wo ist er hingegangen?«
»Ins Hotel zurück, wo wir am Port sind.«
»Du steckst vielleicht in einer Scheiße – ganz schön abgedreht«, sagte Zona.
»Bitte hilf mir, Zona! Ich glaub, ich komm nie wieder nach Hause!«
Masahiko tauchte wieder auf. Er hatte das Ding in der Hand, aber ohne die Dutyfree-Tüte. »Ich hab’s gescannt«, erklärte er.
»Sofortige Identifikation als primäres biomolekulares Rodel-van-Erp-Programmiermodul C-Schrägstrich-7A. Das ist ein Labor-Prototyp. Wir sind außerstande, seinen exakten legalen Status zu ermitteln, aber das Produktionsmodell, C-Schrägstrich-9E, ist Nanotechnologie der Klasse 1 und nach internationalem Gesetz verboten. Nach Japanischem Gesetz hat eine Verurteilung wegen illegalen Besitzes von Klasse-1-Geräten automatisch eine lebenslange Haftstrafe zur Folge.«
»Lebenslänglich?« sagte Chia.
»Das gleiche gilt für thermonukleare Geräte, Giftgas und biologische Waffen«, sagte er entschuldigend und hielt das gescannte Objekt hoch, damit Zona es betrachten konnte.
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Zona sah es sich an. »Hol mich der Henker«, sagte sie. Aus ihrem Ton sprach düsterer Respekt.
31 Wie es läuft
S
»
iehst du, wie es läuft, Laney? ›Es fällt alles auf einen zurück?‹ ›Man kann weglaufen, aber verstecken kann man sich nicht?‹ Kennst du diese Redensarten, Laney? Verstehst du, wie es kommt, daß manche Dinge zu Klischees werden, weil sie nämlich an gewisse Wahrheiten rühren, Laney? So sag doch was, Laney.«
Die Arme um die Rippen geschlungen, ließ Laney sich in einen der winzigen Sessel sinken. Er fand es widerlich, was er da auf dem Bildschirm alles machte, aber er merkte, daß er den Blick nicht abwenden konnte. Er wußte, daß der Mann dort nicht er war. Sie hatten sein Gesicht auf jemand anderen gelegt.
Aber es war sein Gesicht. Er erinnerte sich daran, was jemand vor langer Zeit einmal über Spiegel gesagt hatte, daß sie irgendwie unnatürlich und gefährlich seien.
»Das ist dieser Kerl«, sagte er, »dieser Hillman. Von dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben. Mein Vorstellungsgespräch. Er war Porno-Komparse.«
»Findest du nicht, daß er schrecklich grob zu ihr ist?«
»Wer ist sie, Kathy?«
»Denk mal zurück. Wenn du dich an Clinton Hillman erinnern kannst, Laney …«
Laney schüttelte den Kopf.
»Denk an Schauspieler, Laney. Oder denk an Alison Shires …«
»Seine Tochter«, sagte Laney. Gar kein Zweifel.
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»Also, ich finde ganz entschieden, das ist zu grob. Das grenzt ja schon an Vergewaltigung, Laney. An Notzucht. Ich glaube, wir hätten gute Chancen, mit einer Anklage wegen Notzucht durchzukommen.«
»Warum macht sie das bloß mit? Wie habt ihr sie dazu gebracht?« Er wandte sich vom Bildschirm zu Kathy. »Ich meine, falls er sie nicht tatsächlich vergewaltigt.«
»Hören wir uns mal den Ton dazu an, Laney. Mal sehen, was du da sagst. Wirft ein Licht auf das Motiv …«
»Nicht«, sagte er. »Ich will es nicht hören.«
»Du redest die ganze Zeit über ihren Vater,
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